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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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erzeugtem, leichtem Seegang. Bei dem Versuch, den Kälteschutzanzug aus der Weste zu lösen und anzulegen, ertrank er fast. Er strampelte so heftig mit den Beinen, dass er sich den rechten Wadenmuskel zerrte. Die Schrittgurte zerquetschten ihm fast die Hoden. Hinterher fragte er sich, was ihm passiert wäre, wenn er in einem Wintersturm auf der Nordsee bei eiskaltem Wasser und haushohen Wellen über Bord gespült worden wäre und das Glück gehabt hätte, diese Rettungsweste angelegt zu haben? Scheiße. Im Übrigen war sie auch noch verteufelt schwer.
    Nach diesem Erlebnis schwor er sich, alles zu tun, um niemals in Seenot zu geraten. Er war kurz davor, die ganze Aktion Dschibuti aus Krankheitsgründen abzublasen. Nur Schumanns freundliches Grinsen hielt ihn davon ab.
    »Du warst ein wenig panisch. Du solltest das öfter machen, dann legt sich das«, beschwichtigte er ihn. »Außerdem waren die Gurte nicht vorschriftsmäßig gezurrt. Da hat der Bademeister nicht aufgepasst. Hab ich ihm auch gesagt. Nimm’s nicht so tragisch. Beim nächsten Mal klappt’s besser, glaube mir.«
    Schumanns Kommentar machte Jung noch wütender. Er hatte Mühe, seine Wut unter Kontrolle zu halten.
    Den nächsten Vormittag verbrachten sie mit dem Anpassen der ABC-Schutzmasken und der Dichtigkeitsprüfung im ABC-Reizraum. Jungs Wade schmerzte und machte ihm zusätzlich zu den Belehrungen und den ohnehin beklemmenden und beängstigenden Masken-Übungen zu schaffen. Er war froh, als es endlich vorbei und Mittag war.
    Sie hatten nicht viel Zeit für eine Mittagspause. Ein Fahrer des Fuhrparkservice stand bereit, um sie nach Köln-Wahn zu bringen. Sie hatten eine Menge Gepäck zu transportieren und fuhren deswegen in einem alten Ford Transit. Nach acht Stunden Fahrt mit Staus vor dem Elbtunnel, bei Bremen und zwischen Dortmund und Hagen kamen sie übermüdet und hörgeschädigt am militärischen Teil des Flughafens Köln-Bonn an. Die Abgabe ihrer Seesäcke und Kampftaschen beim Check-in beendete Jungs dritten Wehrübungstag. Der Fahrer fuhr sie anschließend ins nahe Hotel ›Zur Quelle‹ und überließ sie dort ihrem Schicksal.
    Beim Abendbrot stöhnte Jung über die ausgestandenen Strapazen.
    »Du hättest heute Nacht auch mit dem Bus fahren können, Tomi. Der sammelt alle ein, die morgen den Luftwaffen-Airbus nach Dschibuti nehmen. Er liefert alle Mann morgen gegen 6 Uhr vor dem Check-in ab. Bis zum Abflug hättest du ein schönes Nickerchen im Freien machen können«, höhnte Schumann.
    Jung winkte ab und verabschiedete sich ins Bett. Er schlief unruhig. Dennoch hatte er, bis er in der Frühe geweckt wurde, nicht eine Minute wach gelegen.
    Um 8 Uhr standen sie vor der militärischen Abfertigung und vor verschlossenen Türen. Auf den Treppenstufen lümmelten sich Seeleute zwischen ihren Seesäcken und suchten Schlaf. Sie hatten sich in ihre dicken, blauen Parkas eingegraben und die Kapuzen über die Ohren gezogen. Es war neblig trüb und empfindlich kalt.
    Um 8.15 Uhr schloss ein Luftwaffensoldat die Türen endlich auf.
    »Sieht auch nicht gerade taufrisch aus, der Kamerad von der fliegenden Truppe«, bemerkte Schumann. Sie betraten den Empfangsraum hinter den müde auf die Beine gekommenen Marinern.
    »Herr Oberleutnant, melde die einzuschiffenden Soldaten nach Dschibuti vollzählig beim Check-in.«
    Jung wandte sich verdutzt einem Bootsmann zu, der sich vor ihm aufgebaut hatte und militärisch grüßte. Ihm fiel nichts Besseres ein, als zurückzugrüßen und ›danke‹ zu sagen. Dann schwieg er verlegen.
    »Weitermachen, Bootsmann!«, rief ihm Schumann zu.
    »Wenn die einen Offizier sehen, melden sie«, belehrte Schumann Jung. »Melden macht frei, musst du wissen. Du antwortest einfach: ›Danke, weitermachen.‹ Damit hat es sich.«
    Sie erledigten in der nächsten halben Stunde den Papierkram am Ausreiseschalter. Ein Marinesoldat vermisste seinen Reisepass und hielt den ganzen Abfertigungsbetrieb auf.
    »Hein Seemann hat wieder gepennt. Wir können uns auf eine längere Pause einstellen«, kommentierte Schumi den Vorfall.
    »Wie meinst du das?«, fragte Jung.
    »Man wird sich jetzt bemühen, ihm einen Ersatzpass zu besorgen. Und das kann dauern.«
    Schumann wandte sich um und steuerte auf ein Büro im hinteren Teil des Warteraums zu. Er sprach kurz mit einem jungen Oberleutnant, der an seinem Schreibtisch saß, Zeitung las und Kaffee trank. Dann gesellte er sich wieder zu Jung. »Lass uns zurück ins Hotel gehen. Der Jungspund da drin

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