Kielwasser
bekannt.«
»Zu Befehl, Herr Oberleutnant.«
Die Somali
Schumann fuhr sie in der Dunkelheit der angebrochenen Nacht zum Sheraton Dschibuti. Es war sternenklar. Die Atmosphäre war von einer einlullenden, feuchten Wärme, die nicht belastet und ein wohliges Gefühl auf der Haut hinterlässt. Wenn sie nicht diesen unnachahmlichen Geruch in der Nase gehabt hätten, diese nie enden wollende Mixtur aus verkokelndem Müll und menschlicher Gülle, und wenn sie die Augen vor dem unübersehbaren afrikanischen Elend hätten verschließen können, sie hätten sich leicht der Illusion hingeben können, im Paradies zu sein.
Schumi stellte den Wagen auf dem Parkstreifen vor dem Hotel ab und sie gingen den Weg zur Hotellobby hoch. Vor den letzten paar Stufen zum Eingang leuchtete links neonblau ›Gepard‹ über dem Einlass zur Bar. Schumann wendete sich nach links und stieß die Tür auf. Ein Pulk hübscher Afrikanerinnen fesselte ihre Aufmerksamkeit. Sie schwatzten laut miteinander, hatten aber ihre Augen auf die Tür geheftet. Sofort lösten sich einige aus der Gruppe und kamen auf sie zu. Jung zählte drei oder vier, bevor er es aufgab. Sie fassten Schumann leicht an der Hand, hakten sich bei ihm ein und zogen ihn spielerisch ins Halbdunkel des Barraumes. Es schien Jung, als überließe er sich ihnen gern. Er rief Jung freundlich grinsend zu: »Bis später. Ich bring dich hier raus, Tomi, versprochen.«
Jung blieb unbeweibt zurück. Er strahlte wohl viel Kälte und Distanz aus. Er kämpfte sich durch das dichte Gewühl bis an den Tresen und ließ sich auf einem Barhocker nieder. Kaum dass er saß, stellte sich eine zierliche, afrikanische Schönheit neben ihn.
»Du deutsch, nicht? Ich Somali. Mein Name ist Naomi. Dein Name ist?«
Jung schaute sie staunend an. Nicht nur, weil er als Deutscher erkannt und in seiner Sprache angesprochen wurde. Sie sah ihn aus großen, braunen Augen aufmerksam an. Ihr Blick war stetig und völlig unabgelenkt. Ihre Haltung war rückhaltlos offen, ohne jede Scheu und Verkrampfung. Sie strahlte Lebendigkeit und Energie aus. Dieser Eindruck entstand nicht durch Muskeln oder Sportlichkeit, sondern durch Vitalität und sprühende Wachheit. Sie war ungeschminkt, ohne Lippenstift und Wimperntusche. Das hatte sie nicht nötig. Ihre blassrosa Lippen waren schön geschwungen und voll, aber nicht üppig, und offenbarten ein blendend weißes Gebiss.
Jung hatte sich wieder gefangen. »Ich heiße Tomi.«
»Oh yeah, so beautiful. Tomi, Tomi!«, rief sie und schlug die Hände vor den Mund. Ihre Stimme klang, als hätte er ihr das Geschenk ihres Lebens gemacht.
»Do you want a drink?«, befreite Jung sich aus seiner Verlegenheit.
»Oh yea, danke viel, I take it. What do you like for?«
»I have a gin tonic«, sagte Jung.
»Same to me, oh thank you so much.« Sie winkte dem Barkeeper und bestellte in einer Sprache, die er nicht verstand. Der Keeper beeilte sich mit den Drinks, und als er sie vor ihnen auf den Tresen stellte, zwinkerte er Jung zu.
Sie stellte sich, einen Schritt von Jung entfernt, in Positur und hob das Glas in ihrer rechten Hand graziös bis in Schulterhöhe. »Do you like me?«
Sie trug einen eng anliegenden, dunkelroten Rock und eine ärmellose, schlichte weiße Baumwollbluse. Die oberen Knöpfe waren geöffnet und gestatteten einen ungehinderten Blick auf ihren Busen. Sie trug keinen BH. Die nur wenig kaschierte Aussicht auf ihre vollendet geformten Brüste war beabsichtigt. Ihre Haltung und der Stolz in ihren Augen verrieten sie. Sie stand da in voller Unschuld und gänzlich ungekünstelt, so als wolle sie einfach nur sagen: Hier bin ich, ich gehöre dir, wenn du willst. Ich mache, was du willst, und du sorgst für mich.
»Really fantastic, really«, ließ sich Jung heiser vernehmen. Er prostete ihr zu und nahm genüsslich einen langen Schluck. Dies hatte er auch nötig. Als das kühle Getränk seinen Gaumen passierte, merkte er sogleich, wie er sich zu beruhigen begann.
Er hatte das Glas vom Mund abgesetzt und noch in der Hand, als sie sich auf Zehenspitzen zu ihm neigte, ihre linke Hand seinen Nacken umschloss, sie ihn sanft an sich zog und ihre weichen Lippen sachte auf seinen Mund legte. Es durchfuhr ihn wie ein Blitz. Dann spürte er ihre warmen Lippen an seinem linken Ohrläppchen.
»Thank you, you are so good to me. Thank you so much«, hauchte sie ihm ins Ohr. Sie spielte auf einem Instrument, das bis jetzt noch nie zum Klingen gebracht worden war. Zumindest
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