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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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Ausbildern und Vorgesetzten aufgefallen und wichtig genug gewesen wäre, erwähnt zu werden. Die Marine schien sein Zuhause zu sein, seine Heimat, in der er seine Fähigkeiten entwickeln konnte, die auch gebraucht und anerkannt wurden.
     
    *
     
    Jung rief die Wache an und ließ Schumann ausrufen. Wenige Minuten später klopfte es an Jungs Kammertür.
    »Komm rein, Schumi, aber bitte keine Meldung«, empfing ihn Jung.
    »Tomi, wir sind hier bei der Marine. Da gibt’s Regeln und Rituale wie woanders auch. Am besten, du hältst dich dran, dann kommst du nicht in Schwierigkeiten.«
    »Auch wenn ich sie nicht gutheiße?«
    »Das kannst du gar nicht beurteilen. Du kannst ja gerade mal grüßen. Also lass es gut sein.«
    Jung wechselte das Thema. »Schumi, ich habe die Akte gelesen. Er war ein Bilderbuchsoldat. Und jetzt das. Was ist davon zu halten?«
    »Weiß der Henker. Komisch finde ich, dass sein Abgang so wenig Wirbel verursacht hat. Die Kameraden tun so, als sei er im Krankenhaus oder so.«
    »Kamerad war er ja nicht, jedenfalls kein richtiger. Du erinnerst dich an den Bootsmann?«
    »Der labert doch nur.«
    Jung sah Schumann skeptisch an. »Okay. Lass uns die Sache mal konkret durchgehen. Er ist weg. Entweder ist er über Bord gegangen oder er ist an Bord geblieben und hat sich versteckt. Was spricht für Ersteres?«
    »Gar nichts, unabhängig davon, ob nun freiwillig oder unfreiwillig. Die Möglichkeiten, unentdeckt über Bord zu gehen, sind mehr als gering. Die Möglichkeiten, im Wasser zu überleben, sind gleich null. Die Wahrscheinlichkeit, seine Leiche zu finden, mehr als groß.«
    »Also bleibt das Letztere. Was spricht dafür?«
    »Wenig. Ohne Hilfe gar nichts.«
    »Du meinst, er hätte eine Chance gehabt, zuerst unerkannt an Bord zu bleiben und dann unerkannt von Bord zu kommen?«
    »Eine klitzekleine, ja. Bei der Durchsuchung des Schiffes kann ihn einer bewusst in seinem Versteck geschützt haben. Bis sie zwei Tage später in Dschibuti festmachen, hat er ihn versorgt. Anschließend hat er ihm geholfen, unerkannt von Bord zu kommen.«
    »Wie könnte das aussehen?«
    »Wenn das Schiff festgemacht hat, wird sofort der Abfall und Müll von Bord gebracht. Früher wurde er ins Meer gekippt. Heute wird er getrennt im Hafen entsorgt. Bei geschickter Planung kann Grenz dabei unentdeckt mit an Land gebracht worden sein.«
    »Im Müll? Ich weiß nicht.«
    »Er muss ja nicht zwischen den Küchenabfällen gesteckt haben. Es fallen auch große Paletten an Papier und Kartons an.«
    »Gibt es noch eine andere Möglichkeit?«
    »Wenn die Schiffshändler an Bord kommen. Die Wuhling ist dann groß und die Wachen abgelenkt.«
    »Also eine vage Möglichkeit gibt es. Wer könnte ihn geschützt haben? Und warum? Und warum lässt der KaFü sich auf so einen Scheiß ein? Was soll das Ganze? Das passt nicht zu dem Typen aus der Akte.«
    »Weiß der Henker. Er könnte auch tot sein, erschlagen, ermordet, beiseitegeschafft und an Land verbuddelt.«
    »Das ist wahr. Ein potenzieller Täter hätte sich damit aber viel Mühe gemacht. Warum?«
    »Weil er sich auskannte. Er wusste, nur so hatte er eine Chance, dass seine Tat unentdeckt bleibt.«
    »Ich muss darüber nachdenken. Aber nehmen wir mal an, er ist lebend an Land gekommen und will unerkannt bleiben. Was dann?«
    »Braucht er wieder Unterstützung.«
    »Und wofür?«
    »Er braucht Essen und Trinken. Und ein Versteck sowie neue Papiere. Und er braucht eine Lebensperspektive.«
    »Eine bessere als bei der Marine.« Jung blickte Schumann an, als hätte er gerade etwas erkannt und schon wieder vergessen.
    »Wenn wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er lebt, müssten wir seine Helfer ausfindig machen, um an ihn heranzukommen, richtig?«
    »Klingt logisch, ja.«
    »Also, wenn wir wieder an Bord sind, tun wir mal so als ob und suchen nach potenziellen Helfern, okay, Schumi?«
    »Okay. Aber jetzt sind wir hier. Suchen wir doch erst mal hier nach solchen«, spottete der andere.
    »Woran denkst du da?«, fragte Jung völlig ungerührt.
    »An den Tipp des Kommandeurs: die Bar. Heute Abend gehen wir dahin, in Zivil natürlich, und sehen uns mal um. Vielleicht ergibt sich was.«
    »Du willst doch nur nach Frauen gucken, stimmt’s?«
    »Klar, wenn sonst nix läuft, dann wenigstens das.«
    Jung lachte Schumann offen an. »Tolle Idee. Machen wir. Ich gebe Jungmann einen Korb. Wegen übergeordneter Verpflichtungen, du verstehst, Oberstaber. Wir können ihn nicht dabei haben. Er ist zu

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