Kill Decision

einhundertundvier Menschenleben gefordert und Schäden in zweistelliger Millionenhöhe verursacht haben. Angriffe, die auch die Drohnenattacke im irakischen Kerbela in ein neues Licht rücken.»
    Das war der Einsatz für das sexy geschminkte Nachrichten-Model im Studio. «Das Erstaunliche, Matt, ist doch, wie leicht diese mysteriösen Drohnen in den amerikanischen Luftraum eindringen konnten. Wie lange weiß das Pentagon schon, dass es sich um Drohnenangriffe handelt und nicht um Anschläge von Bombenlegern?»
    «Das ist nicht klar, Jenna, aber heute Morgen war die Rede von einer Sondermittelbewilligung für Verteidigungszwecke, die den Weg freimachen würde für die Massenproduktion von autonomen Manta-Ray-Drohnen, wie sie sich heute Nacht über Utah als so effektiv erwiesen haben. Durch die jüngsten Ereignisse wird diese Entscheidung sicher beschleunigt werden.»
    McKinney nickte. «Darum geht es.»
    Er schaute auf den Fernseher, ohne etwas zu sagen.
    Die Moderatorin machte jetzt auf entwaffnende weibliche Unwissenheit. «Was meinen Sie damit, dass diese Manta-Ray-Drohnen autonom sind, Matt?»
    «Das heißt, sie sind nicht ferngesteuert. Sie sind darauf programmiert, selbständig zu jagen.»
    «Warum kann das Pentagon nicht die ferngesteuerten Predator- und Reaper-Drohnen einsetzen, die doch über Pakistan und Afghanistan so gute Dienste leisten?»
    Das hübsche Frauchen, das sich vom Mann belehren ließ – McKinney wollte am liebsten den Fernseher einschlagen.
    «Jenna, das Pentagon verweist auf die Skalierbarkeit dieser Drohnen. Sie können in großer Zahl eingesetzt werden, ohne dass man dafür menschliche Operatoren oder Bodenkontrollstationen braucht.»
    «Automatisierung von Kampfflugzeugen – das klingt aber doch irgendwie beunruhigend.»
    «Pentagon-Sprecher betonen ausdrücklich, dass da immer ein Mensch in der Entscheidungsschleife bleiben wird, wenn es um die sogenannte Tötungsentscheidung geht – darum, ob geschossen wird oder nicht. Aber der Vorteil dieser autonomen Drohnen ist, dass sie im Gegensatz zu menschlichen Operatoren immer wachsam sind. Und – und das ist das Entscheidende – sie sind nicht anfällig für Störsender.»
    «Störsender – was heißt das, Matt?»
    McKinney ballte die Fäuste. «Muss sie die Schwachsinnige spielen oder was?»
    Der allwissende Mann gab die Antwort. «Ferngesteuerte Drohnen haben eine zentrale Schwäche. Jeder technologisch einigermaßen versierte Gegner kann einfach die Funksignale stören, über die man mit der eigenen Drohne kommuniziert, und sie damit außer Gefecht setzen. Die Drohnen dieser neuen Generation, die Manta Rays, sind gänzlich autonom, können also ihre Mission auch dann noch fortsetzen, wenn ihre Funkverbindung gestört wird.»
    «Dann geben sie uns also mehr Sicherheit, während trotzdem noch ein Mensch in der Entscheidungsschleife bleibt?»
    «Genauso ist es, Jenna.»
    Odin ging kopfschüttelnd davon.
    McKinney holte ihn ein. «Sie bringen ‹Autonome Drohnen für Dummies› auf allen Kanälen.»
    «Sie modellieren die öffentliche Wahrnehmung, das tun sie. Erschaffen eine neue Realität. Das ist die eigentliche Kampagne. Die Angriffe selbst waren nur die Vorbereitung.»
    McKinney musterte die Gesichter der Nachrichtengucker. Weiße, Latinos, Schwarze, Asiaten – alle schauten gebannt zu, murmelten «Wir kriegen euch, ihr Schweine» und «Nicht mit den USA».
    «Es scheint zu funktionieren.»
    «Die verstehen ihr Handwerk. Krieg ist nur eins ihrer Produkte.» Er steuerte den Hinterausgang an. «Kommen Sie, wir müssen zum Sammelpunkt.»
    «Können wir uns ein bisschen ausruhen und was essen, bevor wir wieder losmarschieren?»
    «Wir marschieren nicht, und Zeit ist ein Faktor.» Er ging zum Hinterausgang hinaus und über den Parkplatz hinter dem Gebäude. Er suchte irgendetwas und blieb kurz darauf bei einem Ford Expedition neueren Modells mit dem Emblem der US-Forstbehörde und einer Warnlichtleiste stehen. Er sah sich kurz um, griff dann unters Fahrgestell und zog ein magnetisches Schlüsseletui hervor. Er entnahm ihm einen Fernbedienungsschlüssel und öffnete die Heckklappe des SUVs.
    McKinney musterte den Wagen. «Sie planen voraus.»
    «Multiple Absetzrouten und Tarnung sind standardmäßiger Operationsbestandteil.»
    In diesem Augenblick kamen die beiden Raben angeflattert, landeten auf dem SUV und spazierten darauf herum.
    McKinney war froh, sie zu sehen. «Hey, Jungs. Ist die Luft rein?»
    Sie antworteten ihr mit