Kill Decision
Papier aus.
McKinney beugte sich näher heran. «Die Ebba Mærsk . So heißt das Schiff?»
Wun nickte. «Sehr, sehr große Schiff. Halbe Kilometer lang.» Er scrollte durch die Container im Ladungsverzeichnis, schüttelte den Kopf. «Verschiedene Firmen, selbe Produkt und selbe Gewicht. Werkzeugmaschinen. Sechstausendzweihundertdrei Container Werkzeugmaschinen.»
McKinney war verdutzt.
Odin zeigte auf die Rubrik «Warenbeschreibung»: Werkzeugmaschinen . «Unüblich, so viele Waren derselben Art von verschiedenen Firmen, oder?»
Wun nickte. «Ich noch nie gesehen.»
Odin musterte die Liste. «Wohin fährt das Schiff?»
Wun fuhr mit dem Finger über den Bildschirm, machte bei einer Zeile halt. «Singapur.»
«Haben Sie hier Internet?»
Wun verdrehte die Augen, bedachte dann Odin mit einem vernichtenden Blick.
«Okay, prima, Wun. Kann ich mal kurz?»
Wun schob sich mit seinem Stuhl ein Stück zurück. Odin beugte sich an den Computer und öffnete einen Browser. McKinney und Evans sahen ihn etwas in das URL-Feld eingeben.
Sie beugte sich wieder vor. «Was suchst du?»
«Die Positionen von Handelsschiffen werden genau aufgezeichnet. Kaufleute und andere Frachtabnehmer müssen die Ankunftszeit abschätzen können.»
Evans drängte sich ebenfalls hinzu. «Cool, wo sehen Sie nach?»
«Marinetraffic.com.»
Odin gab in das Feld «Schiffsname» Ebba Mærsk ein und klickte dann auf «Suchen». Gleich darauf erschien eine Google-Map mit einer Linie von Wegpunkten, die von Hongkong weg und hinaus ins Südchinesische Meer führte.
Odin starrte reglos auf den Bildschirm.
McKinney beobachtete ihn. «Was ist?»
«Die Route.» Er stand auf und sah McKinney an.
Sie starrte zurück. «Du glaubst, in all diesen Containern sind Schiffschneidedrohnen.»
«Achtzig Regalfächer pro Container. Sechstausendzweihundert Container. Macht?»
Evans antwortete mit einem nervösen Lachen: «Eine knappe halbe Million Drohnen, Odin.»
«Okay, angenommen, nicht alle enthalten Drohnen. Angenommen, einige enthalten Treibstoff, Pheromonchemikalien, Waffen, was auch immer. Bleiben immer noch mindestens hunderttausend Schiffschneider.»
«Aber was sollten sie denn zerschneiden? Die Ebba Mærsk ?»
Odin schüttelte den Kopf. «Es ergab keinen Sinn, bis ich das hier gesehen habe.» Er zeigte auf die Karte auf dem Bildschirm. «Kurs durchs Südchinesische Meer.» Odin öffnete ein weiteres Browserfenster und googelte «US-Flugzeugträger Südchinesisches Meer».
Wun warf die Hände in die Luft. «Warum suchen Sie auf meine Computer, Arschloch?»
Die Ergebnisse erschienen, und Odin klickte auf den obersten Link, einen relativ aktuellen Artikel auf der Website von BBC News. Die Überschrift lautete: «USA UND VIETNAM FÜHREN GEMEINSAME MARINEMANÖVER DURCH.»
Odin stand auf. «Die USS George Washington Flugzeugträgerkampfgruppe aus Yokosuka. Die operiert hier schon eine ganze Zeit lang. Gemeinsame Manöver mit Vietnam und den Philippinen gleich südlich der Paracelsus-Inseln. Ist ein geopolitisches Schachspiel mit den Chinesen.»
«Aber warum sollte China einen amerikanischen Flugzeugträger angreifen? Das gäbe doch Krieg.»
Wun sah sie an, ebenso schockiert wie beleidigt.
Odin griff sich den dicken Stapel Ausdrucke aus dem Drucker und nickte Wun zu. «Vielen Dank, Wun. Wir finden allein zum Anleger zurück. Schöne Grüße an Ihren Dad, ja?» Er zog McKinney mit sich in Richtung Ausgang.
Evans folgte ihnen. «Bis dann, Wun. Viel Glück beim Schmuggeln.»
Wun sah ihnen misstrauisch nach.
Während sie einen von Kartonstapeln gesäumten Gang entlanggingen, sagte Odin leise: «Die Chinesen würden bestimmt keine US-Flugzeugträgerkampfgruppe angreifen, aber bei Drohnen könnte niemand genau sagen, wer es war. Wir wissen es doch auch nicht.»
«Aber warum sollte jemand eine solche Krise auslösen wollen?»
«Denk mal an den Kalten Krieg. Jede Menge unhinterfragte Rüstungsausgaben. Unterschätz nicht die Spannungen rund um das Thema internationale Schifffahrtswege und Energieversorgung, Professor. China hat derzeit das sogenannte Malakka-Problem. Über drei Viertel seiner Ölimporte gehen durch die Straße von Malakka und dann durchs Südchinesische Meer nordwärts. Dieses Nadelöhr dominiert momentan die US-Marine in Form von Flugzeugträger-Kampfgruppen. Was heißt, wir haben theoretisch ein Messer an der Kehle der Chinesen – genau wie sie an unserer. Aber wenn nun irgendetwas dieses Gleichgewicht stört …»
«Du willst
Weitere Kostenlose Bücher