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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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beschädigte Ku-Band-Satellitenschüssel. Der APX-100-IFF-Transponder fehlte, ebenso die Videoeinheit, aber das Hauptkontrollmodul war da, teilweise zerlegt. Als er den Rest der Halle überflog, erkannte er noch mindestens vier weitere MQ-1.
    Oberst Kayani grinste breit. «Habe ich Ihnen nicht versprochen, dass der Ausflug sich lohnen würde, mein Freund? Die pakistanische Regierung hat selbstverständlich keinen Grund, Ihnen diesen Fund vorzuenthalten. Wir brauchen keine amerikanischen Drohnen, wir haben ja unsere eigenen Mukhbars und Burraqs – die technisch avancierter sind.»
    Warner starrte staunend in die Halle. Und da, an der Wand vor ihm, hing etwas, das aussah wie ein großes Schaltbild mit den einzelnen Subsystemen einer MQ-9-Reaper-Drohne. Das Diagramm war etwa im Maßstab 1:4 und auf professionellem technischen Zeichenpapier gedruckt. Warner sah die Computer-Workstations und Farbplotter gleich daneben. Sie hatten die Pläne für eine MQ-9. Eine Reaper.
    Das hier war ein ausgewachsenes Reverse-Engineering-Unternehmen. Er war sprachlos.
    «Na, was sagen Sie?», fragte Kayani.
    Noch immer mit großen Augen auf die Wand starrend, sagte Warner: «Ich glaube, ich bin soeben befördert worden.»

[zur Inhaltsübersicht]
    9
    Beeinflussungsoperationen
    Henry Clarke knöpfte sein Balmain-Jackett auf und ließ den Arm über die Rückenlehne eines Ledersofas in Martas Eckbüro hängen. Die hohen Fenster boten einen weiten Blick über den Kreuzungsbereich von Vermont Avenue und K Street und den McPherson Square. Es war ein schöner sonniger Wintertag, und er überlegte, wo er nachher essen gehen sollte – und mit wem.
    Marta telefonierte hinter ihrem Schreibtisch, wie immer im Stehen, ein Stuhl war nicht in Sicht. Auf und ab gehend, hörte sie jemandem am anderen Ende zu und sagte nur gelegentlich: «Nein. Ja. Ja.» In wohlbemessenen Intervallen blickte sie auf die gegenüberliegende Wand.
    Clarkes Blick wanderte zu einem Dutzend TV-Flachbildschirmen an jener Wand, zwischen Bücherregalen und gerahmten Fotos von Marta neben Senatoren, Präsidenten und Konzernlenkern. Auf jedem dieser Fernseher lief ein Kabelnachrichtensender ohne Ton und mit Videotext-Untertiteln. Es war eine Collage von Variationen derselben Story – der «Entdeckung» der Drohnen in Karatschi und Rückblenden auf den Drohnenangriff im Irak.
    Clarke machte sich so seine Gedanken.
    Marta näherte sich der Basisstation des Telefons. «Rufen Sie mich wieder an, wenn die Anhörung vorbei ist. Ja.» Marta beendete das Gespräch und sah ihn an.
    Clarke deutete auf die Aufnahmen aus Pakistan. «So ein Zufall aber auch.»
    «Es gibt keine Zufälle.»
    «Ich glaube nicht, dass die arabische Öffentlichkeit das schluckt.»
    «Es ist nicht für die verflixte arabische Öffentlichkeit gedacht, sondern für unsere Öffentlichkeit.»
    Clarke zuckte die Achseln. «Ich persönlich hätte zuerst Bootlegaufnahmen ins Netz sickern lassen – ein bisschen was Illegales. Wenn es von den Mainstream-Medien kommt, ist es einer jüngeren demographischen Gruppe gleich suspekt.»
    «Suspekt? Sie vergessen, dass Ihre Generation nicht mehr wählt, sondern nur noch votet. Ihnen mag es ja wie ein altes Kabuki-Ritual vorkommen, aber für die registrierten Wähler sind die traditionellen Medien immer noch die Informationsquelle. Wir haben Kommentatoren und Experten, die als Reaktion auf den Fund verstärkte Antiterrormaßnahmen und mehr Mittel für autonome UAVs fordern. Und gleichzeitig muss ich das da sehen …» Sie ging ans Fenster und winkte Clarke mit dem Finger mit sich.
    Seufzend folgte er ihr. Seite an Seite blickten sie auf die grüne Fläche des McPherson Square hinab. Dort hatten sich ein paar hundert Demonstranten mit Schildern und Spruchbändern versammelt. Das größte Transparent konnte Clarke gerade entziffern: Amerika – der schlimmste Terrorist .
    «Comic Sans. Nie eine gute Wahl.»
    «Es geht mir nicht um ihren Schrifttyp. Mein Problem ist, dass diese Meinung sich verbreiten könnte.»
    «Mal ehrlich, es erstaunt mich, dass sich überhaupt noch jemand die Mühe macht, auf die Straße zu gehen und zu protestieren. Dazu braucht man doch so viele Leute.»
    Marta funkelte ihn grimmig an.
    Er hob den Zeigefinger, ging zu seiner Dior-Homme-Lederumhängetasche und zog ein iPad heraus. Nach kurzem Blättern zeigte er ihr eine Karte des Großraums Washington mit Ansammlungen von Tausenden roter Punkte darauf. «Hier, schauen Sie, die Handy-Geolocation-Daten zeigen

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