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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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Handfesseln durchgeschnitten hatte. «Mooch, Teamarzt.»
    McKinney und er nickten sich höflich zu.
    Dann zeigte Odin auf den Rotbärtigen, den sie im Flugzeug nicht gesehen hatte. «Und das ist Tin Man. HUMINT.»
    Odin wandte sich McKinney zu. «In den Staaten treffen wir noch die beiden letzten Teammitglieder, Troll und Smokey. Sie machen SIGINT und HUMINT.» Er ergriff die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. «Okay, aufgepasst. Ich will, dass alle abflugbereit sind, sobald die Kennzeichen wieder auf der C-37 angebracht sind.» Er sah auf die Uhr. «Nutzt die Zeit unterwegs, um jedes bisschen Aufklärungsmaterial von der Operation letzte Nacht zu analysieren. Ich will ausführliche Berichte und Empfehlungen, sobald ich wieder da bin.»
    McKinney sah die anderen an, dann Odin. «Sie fliegen nicht mit in die Staaten?»
    Odin schüttelte den Kopf. «Hoov und ich stoßen später wieder zum Team. Wir müssen zuerst noch woandershin.»

[zur Inhaltsübersicht]
    11
    Auge am Himmel
    Kinshasa und Brazzaville waren typische Drittweltstädte des einundzwanzigsten Jahrhunderts: riesig – mit zusammen rund zwölf Millionen Einwohnern –, rapide weiterwachsend und vollgestopft mit jungen Männern und Schusswaffen. Als Hauptstädte benachbarter Staaten lagen sie sich an den Ufern des Kongo-Flusses gegenüber, bildeten aber einen einzigen großen Ballungsraum. Sie waren im Grunde die Leber Afrikas – hier wurde die Bevölkerung des gesamten Flusseinzugsgebiets durch einen gnadenlosen Darwin’schen Filter geschleust.
    Um den Kern aus Kolonialzeit- und Firmengebäuden waren mangels planvoller Stadtentwicklung wildwuchernde Slums entstanden. Sie gehörten zu den kriminellsten und gefährlichsten Orten Afrikas.
    Aus dem Westen war immer derselbe Refrain zu hören: Allein wirtschaftliche Entwicklung und Modernisierung könne etwas an diesen Problemen ändern. Aber Odin wusste, dass die moderne Welt im Gegenteil die Gewalt in dieser Region Afrikas verursachte. Das hing damit zusammen, dass sich in der Demokratischen Republik Kongo fast achtzig Prozent der weltweiten Vorkommen an Coltan befanden – dem Mineral des Informationszeitalters. Coltan war die industrielle Bezeichnung für Columbit-Tantalit, ein mattschwarzes Erz, aus dem sich die Elemente Niob und Tantal gewinnen ließen. Das Tantal aus dem Coltan diente zur Herstellung von Kondensatoren, die man für Handys, DVD-Spieler, Videospielsysteme und Computer brauchte. Und das zu einem Straßenpreis von hundert US-Dollar pro Pfund gehandelte Mineral finanzierte seit 1998 einen Bürgerkrieg, der inzwischen geschätzte fünfeinhalb Millionen Menschenleben gefordert hatte.
    Doch das Informationszeitalter war in seinem Informationswesen selektiv, und ebenjene industrielle Welt, die den Konflikt anheizte, nahm diesen Krieg kaum zur Kenntnis. Die Amerikaner und Briten begannen sich erst dafür zu interessieren, als die kongolesische Regierung die Coltanminen verstaatlichen wollte – da wurde der Krieg auf einmal zur nicht hinnehmbaren humanitären Katastrophe. Jetzt schwelte er in Form von Dutzenden lokaler Glutnester vor sich hin, bereit, bei der erstbesten Gelegenheit wieder aufzuflammen. Diese Glutnester abwechselnd zu schüren und einzudämmen – das sorgte dafür, dass die einheimischen Strukturen instabil blieben und das Coltan weiterhin billig abgebaut wurde.
    Es gab Westler, die das Leiden der wachsenden Drittweltbevölkerungen betroffen machte, aber Odin wusste, Mutter Natur war nun mal nicht der weichherzige Typ. In ihren Augen waren die stabilen Bevölkerungen der westlichen Länder vielleicht sogar ein Missstand – ein Verstoß gegen die ewige Ordnung der Dinge. Die Natur wollte nur eins: dass Organismen überlebensfähigen Nachwuchs produzierten. Danach war man genetisch tot. Die Natur konnte einen nicht mehr brauchen. Die ganze verlängerte Lebenserwartung, die vielschichtige Biographie, die man besaß, die Hummel-Figuren-Sammlung – das nahm alles nur Platz weg. Es war ein gigantischer kosmischer Witz: Fast das gesamte menschliche Leben stand in Widerspruch zur Logik der Natur.
    Aus Sicht der Natur waren also Kinshasa und Brazzaville absolute Erfolgsmodelle. Glück und Zufriedenheit waren Mangelware, aber es gab jede Menge junger Leute, die darauf brannten, die Grundlagen für eine nächste Generation zu schaffen. Die Wut hier war von einer Art, die Odin in allen Slums dieser Welt gesehen hatte: perspektivlose junge Männer, die nicht einverstanden waren

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