Kill Decision
nicht –»
Klick.
Wieder der Wetterkanal. McKinney warf die Fernbedienung auf den Nachttisch, fiel aufs Bett und lauschte der beruhigenden Stimme der Meteorologin …
«… vereinzelt Schauer in weiten Teilen Südostasiens und Indonesiens. Während ein Hoch langsam über die Halbinsel Kamtschatka südwärts zieht …»
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13
Vertraulich
Als Linda McKinney ihr Zimmer verließ, hörte sie erregte Stimmen. Sie bog um die Ecke und sah Foxy und Singleton erneut in einer heftigen Debatte, während zwei große Raben sich in der Mitte des Flurs um die Überreste von Singletons Jäger-Fahrzeug zankten. Mit ihren dicken schwarzen Schnäbeln rupften die Vögel Leiterdraht von der Hauptplatine des autonomen Roboterfahrzeugs. Auf dem Boden lagen Plastikfetzen.
«Wann wird Odin diese fliegenden Ratten endlich mal unter Kontrolle kriegen?»
«Sie wissen doch, wie gern sie Sachen zerlegen. Ich habe auch keine Scheibenwischer mehr an den Transportern, sobald die beiden sich langweilen. Außerdem dachte ich, Ihr ‹Hunter-Killer› könnte selbst auf sich aufpassen.»
«Es ist idiotisch, diese Vögel hier herumfliegen zu lassen. Sie stehlen Chips und Komponenten.»
Foxy und Singleton bemerkten jetzt McKinney. Foxy nickte. «Morgen.»
«Morgen.» McKinney blickte auf die Raben, die mit den Flügeln schlugen und laut krächzten, als Singleton jetzt seinen Roboter bergen wollte.
Foxy deutete mit dem Daumen den Flur entlang. «Teamraum ist da lang. Da gibt’s auch Frühstück.»
«Danke.» McKinney nickte und schob sich vorsichtig vorbei, wobei sie sich verkneifen musste, Foxys Grinsen zu erwidern, als die Vögel nach Singletons Fingern schnappten. Er versuchte sie wegzuscheuchen.
Auch der hellerleuchtete Teamraum war so neu, dass er noch nach frischer Farbe roch. Allerdings hatte er keine abgehängte Decke: In gut fünf Meter Höhe überspannte ihn gewachsener Kalkstein, glattgeschliffen und gestriemt, weißgetüncht und mit Sprinklerrohren und hellen Arbeitsleuchten gemustert. Der Raum war riesig. Ein Dutzend Leute in Jeans und verschiedenfarbigen Ancile-Services-Polohemden saßen an mehreren großen Tischen, die so zusammengeschoben waren, dass sich eine durchgehende Arbeitsfläche ergab. Sie war übersät mit Papieren, Fotos, Plänen und maschinengefrästen Hartschaummodellen von Drohnen- und Maschinenteilen, wie sie vermutete. Außerdem lagen da Graphiken von Explosionsschäden an Firmen- und Wohngebäuden, mit Textboxen und Beschriftungen, die sie auf diese Entfernung nicht lesen konnte. Ein Dutzend identische Laptops waren aufgeklappt und wurden benutzt. Ein weiteres halbes Dutzend Leute saßen oder standen an Tischen entlang der Wände, an denen große, auf Plottern ausgedruckte Diagramme, Karten und Pläne hingen: die USA, kommerzielle Flugrouten, Radar- und Militäreinrichtungen, Ausdrucke von Überwachungsaufnahmen. Außerdem pflasterten die Wände Silhouetten Hunderter Drohnentypen – McKinney hätte nie gedacht, dass es so viele gab. Sie waren nach Ländern geordnet: Argentinien, Bulgarien, China, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Indien, Iran, Israel, Italien, Japan, Lettland, Pakistan, Polen, Russland, Serbien, Singapur, Spanien, Südafrika, Südkorea, Taiwan, Tschechien, Türkei, USA …
Offensichtlich steckten bereits Tausende von Arbeitsstunden in diesem Projekt, und alle im Raum schienen eifrig dabei, weitere beizutragen.
Odin stand am oberen Ende der Tischfläche, die Arme vor der Brust verschränkt. Er nickte ihr wortlos zu, als sie den Teamraum inspizierte.
Wer von den Leuten vom Militär war und wer nicht, ließ sich kaum sagen. Lange Haare und Bart waren jedenfalls kein Kennzeichen von Zivilisten, da Odin und Foxy ja beides hatten.
Ein dicklicher Asiate in den Vierzigern – Koreaner, vermutete sie – unterhielt sich mit einem schlaksigen Blondschopf, der zwar jungenhaft wirkte, aber wohl doch die dreißig bereits überschritten hatte. Sie nickte ihnen zu, als sie den ihr zugewiesenen Laptop auf den Tisch legte und sich auf einen freien Stuhl setzte. Platz war ja genug.
Sie blickte den Tisch entlang und sah einen birnenförmigen Afroamerikaner in den Dreißigern seinem Nachbarn etwas auf einem Laptopdisplay zeigen; der Typ daneben war ebenfalls Asiate, zierlicher und mit etwas hellerem Hautton – wahrscheinlich Japaner. Der Japaner nickte McKinney wissend und mitfühlend zu. Zwei weitere Personen am Rand des Raums – ein hellhäutiger Mann
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