Kill Order
wird misstrauisch sein.“
„Wer?“
„Der Offizier, der die Operation leitet.“ Cohen sah aus, als würde er gleich ausspucken. „Schade, dass es ihn nicht gleich mit erwischt hat.“
Fassungslos starrte Liberman ihn an.
„Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Was hast du gedacht? Ich habe acht Männer verloren. Weißt du, was wir ihren Familien erzählen? Nein? Ich wette, das willst du auch gar nicht. Wenn du dreckige Geschäfte machst, kannst du nicht erwarten, dass die Hände sauber bleiben.“
„Der Russe sagt, er ist unzufrieden mit der Zusammenarbeit“, stieß Liberman hervor. „Er sagt, wir würden uns nicht an die Abmachungen halten. Es wäre nie die Rede davon gewesen, dass er selbst den Kerl aufstöbern muss. Das sollte unsere Aufgabe sein.“
„Dann hätte er in Beirut Leute schicken sollen, die ihr Handwerk verstehen. Keine verdammten Amateure.“
Liberman senkte nur den Blick und starrte auf die Tischdecke. Seine Finger zitterten leicht.
„Lässt sich jetzt nicht mehr ändern, ich weiß. Wir wissen leider selbst nicht, wo Fedorow steckt. Nach Zypern habe ich die ganze Operation gestoppt.“
„Aber wir müssen ihn beseitigen“, beharrte Liberman. „Stell dir vor, was passiert, wenn ihn jemand zum Reden bringt. Oder wir gehen zum Premierminister und schenken ihm reinen Wein ein. Wir sagen ihm, was damals passiert ist. Ich meine, er sollte Bescheid wissen, wenn da draußen eine tickende Zeitbombe herumläuft. Schließlich hat Scharon am meisten davon profitiert.“
Cohen sah ihn an wie jemanden, der den Verstand verloren hat. „Was in aller Welt erhoffst du dir davon? Ich kann dir sagen, was dann passiert. Dann sind wir erledigt. Du erwartest doch nicht ernsthaft Dankbarkeit von Scharon. Für ihn bist dann du die tickende Bombe. Was denkst du, was für ein Licht das auf seine Person wirft? Er wird zusehen, dass er uns loswird, und das muss er auch, wenn er seine Interessen schützen will. Wenn diese Geschichte ruchbar wird, wäre es sein politisches Ende.“
„Was schlägst du also vor?“
„Wir halten uns weiter an deinen Russen, der ist im Moment unsere beste Option. Wenn er mehr Geld will, sag es ihm zu. Und die Informationen ...“ Er zögerte. „Dann muss die verdammte Operation eben weiterlaufen. Sag diesem Kusowjenko, er soll die Kavallerie bereithalten. Egal, was es kostet. Er soll so viele Männer vorhalten, wie er braucht, um den Kerl sicher zu erledigen. Und wir versuchen noch einmal, Fedorow aufzustöbern.“
*
Nikolaj brauchte nicht länger als einen halben Tag, um herauszufinden, dass die alten Kanäle tot waren. Er versuchte Gregor zu erreichen, aber unter seiner Nummer in Moskau meldete sich nur eine fremde Frau. Gregors Mobiltelefon war abgemeldet. Und als er endlich einen ihrer gemeinsamen Freunde aufstöberte, einen alten Säufer namens Koschka, sagte der ihm, dass Gregor schon lange nicht mehr in Moskau lebte. Dass er vor ein paar Jahren weggezogen war. „Wohin? Wie soll ich das wissen, Bruder? Der gibt sich mit feineren Leuten ab als mit mir. Prag, habe ich gehört. Aber genau kann man das nie wissen. “
Nikolaj bedankte sich und hängte auf.
Carmen kaufte ein und füllte den Kühlschrank mit Lebensmitteln. Von einer zweiten Tour brachte sie Kleidungsstücke mit, die das Label eines eleganten Münchner Herrenausstatters trugen. Sie stellte Nikolaj eine braune Papiertüte auf den Tisch, in der sich eine nicht registrierte Beretta FS92 und ein Ersatzmagazin befanden. Auch sie besaß ein Schließfach für Notfälle, wie sie nicht ohne Stolz bemerkte.
Nikolaj telefonierte die Moskauer Szene ab. Carmens Freundin Janine gehörte ein Computer mit Internetanschluss, der das Passwort beim Hochfahren automatisch einloggte und über den er sich das Moskauer Telefonbuch besorgt hatte. Nach drei Stunden gab er entnervt auf.
Viktor Kusowjenko war vom Erdboden verschwunden. Sein Club hatte den Besitzer gewechselt und jeder, der ihn kannte, gab nur die Auskunft, dass Kusowjenko das Revier gewechselt hatte. Wohin? Wusste keiner. In Moskau hielt er sich jedenfalls nicht mehr auf. Schon lange nicht mehr. Nikolaj fragte sich, ob einer dieser Leute wohl Viktor anrufen und ihm sagen würde, dass jemand nach ihm suchte. Es war ihm nur recht. Vielleicht wurde Viktor nervös und beging einen Fehler.
Am folgenden Tag organisierte Carmen einen Wagen. Sie kaufte ihn von einem Privatanbieter, der erfreut war, dass sie sich für den Papierkram nicht interessierte und in
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