Kill Order
reden wir über etwas anderes. Reden wir über das, was in deiner Wohnung passiert ist.“
„Mein Gott“, stöhnte sie, „ich habe es dir gesagt. Ich war so überrascht wie du. Die Typen hatten sich nicht angemeldet, falls du das denkst.“ Sie legte den Kopf schräg. „Sagtest du nicht, jemand verfolgt dich? Vielleicht waren die es und dachten sich, jetzt wäre ein guter Moment, um zuzuschlagen?“
Ihre Logik war nicht von der Hand zu weisen. Sie brachte ihn dazu, seine eigenen Schlussfolgerungen in Frage zu stellen. Aber etwas passte nicht. Das war ein Bauchgefühl, kein logischer Gedanke. Er wusste einfach, dass sie log. Sie hatte gelogen, als er sie nach Rafiq gefragt hatte. Warum? Warum hätte sie das tun sollen, wenn es nichts zu verbergen gab? Sie hatte offensichtlich Kontakt zu ihm. Und zwar so eng, dass er plötzlich bewaffnet in ihrer Wohnung auftauchte. Das war ganz sicher kein Zufall gewesen. „Wie passt Rafiq in das Bild?“ Seine Finger umklammerten noch immer ihre Oberarme. Er verstärkte seinen Griff. Er schob seine Vorbehalte beiseite, die Zweifel am Umgang mit ihr, an seinen Handlungen, an sich selbst.
„Er war in der Nähe. Wahrscheinlich hat er den Lärm gehört.“
Neuer Unmut stieg in ihm auf. Er hatte es satt. Er hatte keine Zeit für Spielchen. Plötzlich wollte er es nur noch hinter sich bringen. Sein Blick brachte sie zum Verstummen. „Jetzt noch einmal.“
„Was machst du mit mir, wenn du alles weißt?“
„Zunächst werde ich dich nicht töten.“
„Ah.“ Sie hob eine Augenbraue.
„Das meine ich ernst.“
„Ich könnte dir sonst was erzählen. Vielleicht habe ich die ganze Zeit die Wahrheit gesagt und du glaubst mir nicht. Was dann?“
„Überlass es mir, das zu entscheiden.“ Sein Unmut wandelte sich in echten Ärger.
Sie drehte das Gesicht weg, ein Indiz von Hilflosigkeit. Seltsamerweise war es diese kleine Geste, die etwas in ihm zum Überlaufen brachte. Er stieß sie rückwärts zu Boden, ihr Hinterkopf krachte dumpf auf den Stein, dann kniete er über ihr und blockierte ihre Beine mit seinem Gewicht. Hart presste er einen Unterarm gegen ihre Kehle. Sein Gesicht war sehr nah an ihrem. „Du weißt ja, ich bin ein sadistisches Arschloch. Womit sollen wir anfangen?“ Er langte nach dem Taschenmesser. „Ich könnte dir die Finger brechen. Oder“, er fuhr mit der Klinge ihre Kinnlinie nach, „dir Muster ins Gesicht schneiden.“ Die Spitze aus glänzend poliertem Stahl stoppte unterhalb ihres Kieferknochens. Er übte etwas Druck aus, so dass Blut zu fließen begann.
Carmen zuckte zusammen, dann lag sie ganz starr.
„Wir können uns hier stundenlang miteinander beschäftigen.“ Er zog die Klinge quer über ihren Kieferknochen und fügte ihr einen kurzen Schnitt zu. Blut quoll aus der kleinen Wunde und rann ihren Hals herunter. Es benetzte seinen Arm.
„Nicht“, bettelte sie. „Hör auf, bitte.“
Er hob das Messer ein wenig an, so dass die Spitze knapp unter ihrem Auge stoppte. Ihre Wimpern zitterten.
„Hör auf“, flüsterte sie. „Wir können reden.“
„Dann fang an“, murmelte er dicht an ihrem Ohr.
„Nimm das Messer weg.“
„Gib mir einen guten Grund.“
„In Ordnung.“ Ihr Atem ging kurz und flach. „In Ordnung. Ich soll dich identifizieren. Sie sagen, dass du ein Kerl namens Fabio bist.“
Er verharrte einen Moment, regungslos. „Was zur Hölle hast du damit zu tun?“
„Nimm das Messer weg, bitte.“
Er reagierte nicht. Also doch Berlin. Am Ende hatten sie ihn doch noch gefunden. Er fragte sich nur, wie sie ihm auf die Spur gekommen waren. Und auf welche Weise Carmen in die Sache verwickelt war. „Wer ist hinter mir her? CIA oder Interpol oder – oder ist es ein Privatmann?“
Ihre Lippen zitterten leicht. Er spürte, wie ihr Atem gegen seine Wange schlug. „Mossad.“
Er hob den Kopf und starrte über sie hinweg ins Leere. Israel?
Es machte Sinn. Rosenfeldt war Jude gewesen und ein großzügiger Freund des israelischen Staates. Sein Tod hatte gewiss eine tiefe Wunde geschlagen. Dennoch blieb etwas, das er nicht verstand. Sein Blick kehrte zurück zu ihrem Gesicht. „Dann erkläre mir bitte, was du mit dem Mossad zu schaffen hast.“
„Sie bezahlen mich“, sagte sie flach. „Was sonst?“
„Nein.“ Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Nein, das verstehe ich nicht. Was ist passiert?“
„Wir haben uns freigekauft. Wir haben einen Deal gemacht. Du weißt doch, wie das läuft.“
Er ließ die Hand mit dem
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