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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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die Unfallstelle brachten. Carmens Atem ging zunehmend schwerer. Irgendwann ließ sie sich einfach zu Boden sinken. „Oh Gott“, keuchte sie, und es klang wie ein Schluchzen, „ich kann nicht mehr.“ Das Haar klebte ihr am Kopf, Regen rann in kleinen Bächen über ihr Gesicht. Er zog sie mit sanfter Gewalt zurück auf die Füße. Ihm war selbst schwindlig von der Anstrengung des schnellen Laufs, doch hier konnten sie nicht bleiben. Er versteifte sich, als zwei Pistolenschüsse in die Stille krachten, irgendwo ein Stück entfernt. Und dann, eine Sekunde später, ein dritter.
    „Komm“, flüsterte er dicht an ihrem Ohr. „Beiß die Zähne zusammen.“
     
    *
     
    Ari warf einen Blick zu Daniel, der das Wrack des Passats untersuchte, und wandte sich dann wieder der Leiche des Mannes zu, den er erschossen hatte. Rasch durchsuchte er die Taschen des Toten. Er fand eine Brieftasche mit Bargeld und Dokumenten. Laut seinem Führerschein lautete der Name des Mannes Thomás Poctova. Ein Tscheche. Ari steckte die Brieftasche ein. Der andere Tote hatte gar nichts bei sich außer der Pistole und etwas Geld. Der dritte Killer war entkommen. Ari und Daniel hatten ihn ein Stück weit verfolgt und dann aufgegeben. Die Zeit ging ihnen aus. Bestimmt würde bald die Polizei auftauchen, und bis dahin mussten sie weg sein.
    „Hier ist Blut“, rief Daniel. „Auf den Polstern ist überall Blut.“
    „Die sind längst über alle Berge.“ Sie konnten natürlich stundenlang die Gegend absuchen. Aber die Chancen, den Mann und die Frau aus dem Passat noch zu finden, waren verschwindend klein, das wusste Ari. „Hast du auch nichts angefasst?“
    Daniel maß ihn mit einem entnervten Blick.
     
    Sie erreichten den Waldrand, überquerten eine Wiese und tauchten in die Fichtenschonung auf der anderen Seite. Die dichten Kronen der Bäume hielten den Regen zurück. Es roch nach Harz und feuchtem Nebel. Irgendwo plätscherte Wasser. Nikolaj lauschte auf das Geräusch und versuchte die Richtung auszumachen.
    Carmens Atem ging flach und schnell. Sie drangen tiefer in den Wald ein. Moos bedeckte die Wurzeln der alten Bäume. Nach einiger Zeit senkte sich der Boden zu einer Rinne, an deren Sohle ein Bach floss. Ein Stück folgten sie dem Wasser, bis zu einem umgestürzten Baum, dessen Wurzelwerk wie ein monströses Schlachtschiff in die Luft ragte.
    Er blieb stehen. „Hier ruhen wir uns kurz aus.“
    Carmen ließ sich zu Boden fallen, als er sie losließ. Ihr Gesicht war voller Blut, die Augen glitzerten unnatürlich hell. Er kniete sich vor sie und nahm ihren Kopf in die Hände. Reflexartig zuckte sie zurück, aber er verstärkte seinen Griff. „Nicht. Halt still.“
    Der Schnitt zog sich von ihrer Augenbraue über die Stirn bis in den Haaransatz. Aus der Wunde sickerte Blut und vermischte sich mit dem Regen auf ihrer Haut. Aber die Verletzung war nicht lebensbedrohlich.
    „Wie sieht es aus?“ Sie hob eine Hand, um sich das Blut aus den Augen zu wischen.
    „Nur ein Kratzer.“ Er ließ sie los. „Was ist mit deinem Bein?“
    „Ich weiß nicht.“ Sie betastete ihren Knöchel und zuckte zusammen. „Ich glaube nicht, dass es gebrochen ist. Vielleicht eine Zerrung.“
    Er nickte. Steifbeinig machte er ein paar Schritte hinunter zum Bach, dann warf er einen Blick zurück zu ihr. „Du solltest dir das Gesicht waschen“, rief er ihr zu.
    Vorsichtig ließ er sich hinunter und schob das Hosenbein hoch, das vom Knie abwärts blutgetränkt war. Noch immer verspürte er kaum Schmerzen, nur ein juckendes Brennen. Eine tiefe Schramme zog sich die Wade hinab. Er zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und tauchte es ins Wasser, um das Blut abzuwaschen.
     
    Kurz nach Mittag rief Daniel Grolanik ein zweites Mal bei Katzenbaum an und berichtete ihm, dass seine Männer die Zielperson verloren hatten. Der Leiter der Berliner Station ließ Katzenbaum seine Wut spüren. Was als kleiner Überwachungsjob geplant gewesen war, hatte unüberschaubare Ausmaße angenommen. Es gab einen schweren Autounfall und zwei Tote und seine Leute waren in die Sache verwickelt. Das war nichts mehr, was man einfach unter den Tisch kehren konnte.
    Katzenbaum lauschte Grolaniks Ausbruch mit zusammengekniffenen Lippen. Grolanik versprach, dass er den Namen des tschechischen Killers überprüfen würde, aber dann wollte er nichts mehr mit der Angelegenheit zu tun haben.
     
    *
     
    Die Unterkunft, die sie Rafiq in Tel Aviv gegeben hatten, lag in einem Betonblock am Rande der

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