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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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wir trotzdem an der Ecke des Gebäudes. Dort kann uns niemand sehen, aber wir haben freie Sicht auf den Parkplatz.«
    »Was ist mit deine Jeep?«
    »Wir lassen ihn hier. Wenn einer der Angestellten zu einer Rauchpause herauskommt, wird er ihn finden, aber bis dahin sind wir längst weg. Nach einem Taxi werden die Bullen nicht suchen. Zumindest bis zu GPS werden wir es so schaffen. Danach können wir uns von Yul irgendwohin fahren lassen, bis wir uns überlegt haben, was wir als Nächstes tun.«
    Ich ergriff die 9mm und stopfte sie mir unter den Hosenbund, dann zog ich mein Hemd darüber, um sie zu verstecken. Die Waffe war schwer und sperrig. Das Metall fühlte sich kalt an meiner Haut an.
    Sondra stieg gähnend aus dem Jeep aus. Sie wirkte müde. Das waren wir wohl beide. An einem normalen Tag hätte ich bald die Arbeit beendet. Dann wäre ich nach Hause gefahren und hätte bis etwa drei Uhr nachmittags geschlafen. Aber dies war kein normaler Tag. Als ich noch über Tage und Nächte mit Sondra fantasiert hatte, waren diese exotisch gewesen, mystisch, heiß. Nicht so. In jenen Träumen hatte es keine Schüsse und keine verärgerten Mafiosi gegeben. Keinen Tod. Und doch war Sondra nun hier. Aus Tagträumen war Realität geworden.
    Ich fragte mich, ob ich je wieder einen normalen Tag erleben würde.

12
    Dem Taxifahrer, einem Kerl mittleren Alters hispanischer Herkunft, hätten wir kaum gleichgültiger sein können. Er redete nicht viel, erkundigte sich nur, wohin wir wollten und starrte im Außenspiegel auf Sondras Hintern, als sie zu mir auf den Rücksitz kletterte. Das war alles. Ich hatte gedacht, er würde zumindest eine Bemerkung über das geronnene Blut fallen lassen, doch das tat er nicht. Vielleicht hatte er schon Schlimmeres gesehen. Oder es juckte ihn einfach nicht. Ich hatte gehofft, er würde das Radio eingeschaltet haben, damit wir herausfinden konnten, ob man in den Nachrichten etwas über uns brachte, aber stattdessen hörte er CDs mit spanischer Musik. Die obendrein noch meine Kopfschmerzen verschlimmerten.
    Sondra und ich schwiegen. Abgesehen von der Musik verlief die Fahrt still. Der Fahrer spähte gelegentlich in den Innenspiegel und versuchte, einen Blick auf Sondras Dekolleté zu erhaschen. Ihre Nippel zeichneten sich unter dem dünnen Stoff des Hemdes ab.
    Ich wies den Fahrer an, uns etwa eine Meile von GPS entfernt abzusetzen, bezahlte bar und gab ihm fünf Dollar Trinkgeld. Weder zu viel noch zu wenig, um ihm in Erinnerung zu bleiben. Mit etwas Glück würde er diese Fuhre bis zur nächsten bereits wieder vergessen haben.
    Mittlerweile war die Sonne aufgegangen. Graue Düsternis wich Tageslicht. Wir überquerten eine Wiese. Scharfkantige Steine piekten uns durch die Socken und Vögel erhoben sich angesichts der Störung kreischend in die Lüfte. Als wir uns dem Parkplatz näherten, verlangsamten wir die Schritte. Wenn wir aus dieser Richtung statt von der Straße kamen, würde uns im Pförtnerhäuschen vielleicht niemand sehen. Ich sah auf die Uhr. Yul würde die Firma jede Minute verlassen. Es war fast Zeit für den Schichtwechsel. Die Glock rieb an meinem Hintern und schürfte mir die Haut auf. Sondra ergriff meine Hand und drückte sie. Ich erwiderte die Geste.
    »Ich sehe keine Polizeiautos«, meinte ich. »Das ist ein gutes Zeichen.«
    » Da. «
    »Komm. Bringen wir es hinter uns.«
    Wir traten aus dem hohen Gras auf den Asphalt. Unsere Socken waren vom Morgentau völlig durchnässt. Einige Leute von der Tagesschicht saßen in ihren Autos und hörten Howard Stern, rauchten eine letzte Zigarette oder tranken ihren Kaffee aus, bevor sie sich am Pförtnerhäuschen anmeldeten und den Weg den Hügel hinauf zum Gebäude antraten. Keiner schaute zu uns. Alle waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Plötzlich ereilte mich ein Anflug von Sehnsucht. Früher war ich einer von ihnen gewesen, erst gestern noch. Jetzt nicht mehr. Ich wollte zurück in mein langweiliges, einsames Leben. Diese Burschen wussten gar nicht, wie gut sie es hatten.
    Am Tor staute sich ein langer Tross von Sattelschleppern. Das war gut, denn es bedeutete, dass die beiden Sicherheitskräfte im Pförtnerhäuschen alle Hände voll damit zu tun hatten, Siegel und Lieferscheine zu überprüfen, und nicht auf den Parkplatz achteten.
    Yuls Auto, ein roter Hyundai Accent, stand am Ende der letzten Reihe im hinteren Teil des Parkplatzes. Aus den Augen, aus dem Sinn. Sondra und ich näherten uns vorsichtig dem Fahrzeug. Ich

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