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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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wischte weitere vom Sitz.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich. »Bist du getroffen?«
    »Nein. Alles gut. Aber wir müssen fahren schneller.«
    »Vergiss es«, gab ich zurück. »Diese Scheiße muss ein Ende haben. Ich muss die Bullen anrufen.«
    »Mein verfluchtes Auto«, rief Yul. »Die haben auf uns geschossen. Allmächtiger, was für eine Scheiße war das? Wer waren diese verdammten Kerle?«
    Noch nie hatte ich Yul so viel fluchen gehört wie in den vergangenen zwei Minuten.
    »Keine Polizei«, sagte Sondra und deutete hinter uns. »Ist keine Zeit.«
    Ich schaute auf und stellte fest, dass sie recht hatte. Der Lexus schlitterte vom Parkplatz auf die Straße und nahm die Verfolgung auf. Whitey saß hinter dem Lenkrad und steuerte den Wagen mit einem platten Reifen und ohne Fahrertür.
    »Scheiße!«, stieß ich hervor. »Wie hält man diesen Typen auf? Der ist wie ein verfluchtes Stehaufmännchen!«
    Sondra ließ den Kopf hängen. » Da . Ist er. Er macht weiter und weiter, bis er uns fängt. Whitey man kann nicht aufhalten.«
    »Toll«, stöhnte Yul. »Du hast Streit mit dem gottverdammten Terminator angezettelt. Der kommt immer wieder zurück.«
    »Halt’s Maul, Yul.«
    Ich konzentrierte mich aufs Fahren.
    Die Dinge wurden schlimmer.

13
    Yul übergab sich. Gerade noch zerrte er an meinem Hemd, flehte mich an, den Wagen anzuhalten, verlangte eine Erklärung und wollte, dass ich ihm sagte, was vor sich ging. Dann beugte er sich plötzlich vor und übergab sich auf seinen Schoß. Er klang, als ersticke er. Der Gestank war überwältigend, aber ich ignorierte ihn und konzentrierte mich stattdessen auf Whitey. Der Russe hatte den Abstand zu uns nicht verringert. Der Schaden am Lexus hielt ihn auf, und ich hatte nicht vor, ihm eine Chance zu bieten, uns einzuholen.
    »Fahr rechts ran«, stieß Yul hervor. Lange Speichelfäden troffen von seinem Kinn. »Mir ist schlecht.«
    »Ich kann nicht rechts ranfahren, Mann. Reiß dich zusammen!«
    Statt zu protestieren, gab er abermals Würgelaute von sich.
    »Kommt immer noch«, sagte Sondra.
    Kurz war ich nicht sicher, ob sie Whiteys Lexus oder Yuls Erbrechen meinte. Beides erwies sich als beharrlich. Ich trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Motor beschwerte sich, und die Tachometernadel kroch auf 140 Stundenkilometer. Der Wagen zitterte; es missfiel ihm eindeutig, derart getrieben zu werden; die angeborenen Probleme eines Vierzylindermotors. Erschwerend kam hinzu, dass der Tank zu weniger als einem Viertel voll war. Während ich hinsah, sank die Nadel tiefer und rückte in den roten Bereich vor.
    »Verdammt.« Ich schlug mit der Handfläche auf das Lenkrad.
    Sondra lehnte sich nach vorn. »Was ist?«
    »Womöglich sind wir am Arsch.«
    Yul übergab sich abermals. Erbrochenes spritzte auf seine Schuhe und den Boden des Hyundai. Würgend kurbelte Sondra ihr Fenster auf. Ich brüllte Yul an, damit aufzuhören.
    »Horcht«, sagte Sondra. »Polizeisirenen.«
    Ich hörte sie auch. Es klang, als wären sie rings um uns, doch als ich den Blick über den Horizont wandern ließ, sah ich keine Polizei. Wir befanden uns auf einer schmalen Nebenfahrbahn, wenige Minuten von GPS und der Interstate entfernt. Die Polizei raste im Augenblick wahrscheinlich aus verschiedenen Orten im Bezirk auf unseren Arbeitsplatz zu. Sobald die Bullen von unserer Flucht erfuhren und man ihnen Marke und Modell unseres Fahrzeugs nannte, würden sie ausschwärmen und das Gebiet absuchen. Wahrscheinlich würden auch wie im Fernsehen Straßensperren errichtet, Spezialkommandos und Polizeihubschrauber angefordert und diese Nagelteppiche ausgelegt werden. Wir mussten von der Straße runter und den Wagen stehen lassen, am besten sofort – oder noch eher.
    Ich lenkte scharf nach links, schlitterte über die Straße und hielt auf einen verlassenen Industriekomplex zu – die natürliche Landschaft des mittleren Pennsylvania. Es gab noch GPS und Betriebe wie die Fabriken von Harley Davidson und Starbucks oder die Papiermühle. Aber sie standen für sich allein, hartnäckige Inseln in einer postapokalyptischen Umgebung geschlossener Werke und baufälliger Lagerhäuser, die sich standhaft weigerten, den Arbeitergeist den Eindringlingen aus China und Südamerika zu überlassen. Das Nordamerikanische Freihandelsabkommen und ähnliche Verträge stellten die taktischen Nuklearschläge dar, die uns letztlich zerstörten. Mittlerweile glich unser Staat einem Monument der zerschmetterten Träume Hunderttausender

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