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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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Wrightsville – alles winzige, ländliche Ortschaften ohne Polizeireviere oder Ampeln. Dennoch achtete ich darauf, mich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen und die Straßenverkehrsordnung zu halten, nur für den Fall, dass die Staats- oder Regionalpolizei in der Gegend patrouillierte. Einmal hielt ich an und stieg aus, um Schlamm auf die Kennzeichen zu klatschen und einige Ziffern zu verdecken. Ich befuhr eine Anliegerstraße, die den Susquehanna River entlang verlief, dann bog ich auf einen Wanderweg. Er war breit genug für ein Fahrzeug mit Allradantrieb und verlief tief in einen Nationalpark. Ein braunes Schild der Nationalen Forstverwaltung teilte uns mit, dass der Park von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang geschlossen war. Wir hielten an, stellten den Motor ab und atmeten durch.
    »Ich muss Yul anrufen.«
    »Wer ist Yul? Noch ein Freund?«
    »Ja. Vielleicht kann er uns helfen.«
    »Er hat Schusswaffen? Wenn ja, dann er kann helfen.«
    Trotz aller Anspannung brachte mich die Vorstellung von Yul mit einer Schusswaffe zum Lachen. Das war absurd.
    »Was ist lustig?«
    »Nichts«, gab ich zurück. »Also, Yul besitzt keine Schusswaffen, und ich bin nicht sicher, was er gegen Whitey und diese Kerle ausrichten könnte. Aber er ist ein Freund, und ich muss ihn warnen. Wenn Jesse meine und Darryls Adresse ausgespuckt hat, dann hat er vielleicht auch Yuls verraten.«
    »War dieser Yul mit deinen Freund Jesse in Odessa ?«
    »Nein, aber falls Whitey wissen wollte, wohin wir gefahren sein könnten, nachdem Darryl und ich dich gerettet hatten, dann hat Jesse ihm womöglich von Yul erzählt. Das Risiko kann ich nicht eingehen. Er muss erfahren, was los ist. Und seine Freundin auch. Die beiden leben zusammen. Wenn Otar und diese Kerle Yuls Wohnung beobachten, könnte sie in Gefahr sein. Ich will nicht, dass die beiden dasselbe Schicksal ereilt wie Darryl und vielleicht auch Jesse.«
    »Nicht vielleicht.«
    »Was?«
    »Du sagst vielleicht über deinen Freund Jesse. Ist nicht vielleicht. Er ist tot.«
    Ich drückte die Kurzwahltaste für Yuls Mobiltelefon. Er hob nicht ab, was wohl bedeutete, dass er bei der Arbeit war. Zumindest hoffte ich das. Es konnte auch bedeuten, dass er gerade von einer Horde sadistischer russischer Ärsche in Scheibchen geschnitten wurde, aber daran wollte ich nicht denken. Ich hinterließ ihm eine Nachricht und bat ihn, mich sofort zurückzurufen. Dann rief ich bei GPS an und ließ mich zu Yuls Abteilung verbinden.
    Wir hatten verschiedene Vorgesetzte, deshalb brauchte ich mich nicht darum zu sorgen, dass meiner – Scott – abheben könnte. Yuls Boss ging beim zweiten Klingeln ans Telefon. Ich fragte nach Yul und erhielt zur Antwort, dass er gerade beschäftigt sei. Ich erklärte, dass es sich um einen familiären Notfall handle und dringend mit ihm sprechen müsse. Yuls Boss seufzte, dann brummte er, dass ich dranbleiben solle. Ich wartete fast zwei Minuten, bis sich Yul meldete.
    »Hallo? Kim?«
    »He, Mann«, sagte ich. »Ich bin’s.«
    »Larry? Es hieß, es ginge um eine familiären Notfall.«
    »Stimmt.«
    »Du gehörst nicht zu meiner Familie.«
    »Na schön«, brüllte ich. »Dann habe ich eben gelogen, um dich ans Telefon zu bekommen. Halt gefälligst die Klappe und hör mir zu.«
    »Was ist denn los?«
    »Jede Menge ...« Ich versuchte, weiterzusprechen, spürte jedoch einen Kloß im Hals und hatte mit Tränen zu kämpfen.
    »Larry, was ist, Mann? Geht’s dir gut?«
    »Wann hörst du zu arbeiten auf?«
    »Um acht. Vielleicht ein wenig später. Die Ladung von Total Gyms bringt uns heute förmlich um. Ich hasse deren verfluchten Kram.«
    Seine Wortwahl ließ mich zusammenzucken. Bringt uns um ...
    »Larry? Bist du noch dran?«
    »Ich bin noch da. Pass auf, wir treffen uns auf dem Parkplatz, wenn du Schluss machst. Fahr nicht nach Hause und rede mit niemandem. Warte einfach in deinem Wagen auf mich, okay?«
    »Larry, ich muss wieder an die Arbeit, Kumpel. Was ist los?«
    »Kann ich dir jetzt nicht sagen. Wir treffen uns nach deiner Schicht, dann erkläre ich dir alles. Bitte – es ist wirklich wichtig.«
    »Klar, Bruder. So machen wir’s.«
    »Ist Kim zu Hause?«
    »Kim? Nein, sie ist auf Besuch bei ihren Eltern in Williamsport. Warum?«
    Ich schloss die Augen und murmelte einen leisen Dank. Wenigstens Kim war außer Gefahr.
    »Kein besonderer Grund. Wollte bloß nicht, dass sie auf dich wartet und sich Sorgen macht.«
    »Wer bist du, und was hast du mit Larry gemacht? Haben Jesse und

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