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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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er gesagt, um sie in die Flucht zu schlagen?«
    »Er sagt: ›Stecht ihn, und ihr sterbt.‹«
    »Und das hat funktioniert?«
    »Du nicht hörst zu? Er hatte Kräfte. Manche sagen, seine Kräfte kommen von Büchern. Andere sagen, von seinem Blut – dass er mit besondere Fähigkeiten geboren ist. Vielleicht beides. Oder vielleicht die Kwan . Aber woher seine Kräfte auch kommen, vielen in Russland sie nicht gefallen. Sie sagen, Rasputin ist kein Mann von Gott. Stattdessen Mann von Teufel. Sie sagen, er hat seine Fähigkeiten, weil er gemacht hat Pakt mit dem Teufel. Und so sie verschwören sich, um ihn zu töten.«
    Ihre Stimme wurde lauter, während sie die Geschichte erzählte. Ich forderte sie auf, zu flüstern, sich zu beeilen und auf den springenden Punkt zu kommen. Auch von der Sache mit den Bienen hatte ich nie etwas gehört, aber es hörte sich wie ein Ammenmärchen für mich an. Im mittleren Pennsylvania strotzte es nur so vor solchem Quatsch. Sogar heute noch setzen Nachkommen der holländischen und deutschen Siedler in den entlegeneren Gebieten der Appalachen Volksmagie und Folklore ein, stellen Arzneien her und sagen Zaubersprüche aus Der Lange Verborgene Freund und ähnlich verschrobenen Büchern auf. Rasputins Beschwörung gegen die Bienen klang nach etwas, das geradewegs aus einem dieser Wälzer stammen mochte. Ich schätze, auch ich glaubte daran, ohne viel darüber nachzudenken. Derlei Dinge waren Bestandteil meiner Herkunft. Aber ich hatte auch schon die Wirkung von Volksmagie erlebt, als ich noch ein kleiner Junge war. Damals fuhren meine Eltern zusammen auf Urlaub, und ich musste eine Woche lang bei meiner Großmutter bleiben. Während ich bei ihr war, zog ich mir eine Bindehautentzündung zu. Hat mir eine Heidenangst eingejagt. Ich dachte, ich würde blind oder so. Statt mich zum Arzt zu bringen, schlug meine Oma in einem kleinen braunen Buch nach und befolgte die Anweisungen darin. Vor Sonnenaufgang grub sie fünf Löwenzahnwurzeln aus und band sie mit einem weißen Faden zusammen. Dann wickelte sie alles in ein sauberes Geschirrtuch, legte es mir auf die Augen und zitierte etwas aus dem Buch. Und tatsächlich, am nächsten Tag war die Entzündung verschwunden.
    An Gott glaubte ich nie, weil ich ihn nie im Leben gesehen hatte. Aber ich glaubte an meine Oma, ich glaubte an Volksmagie, und ich glaubte, was Sondra uns erzählte.
    »Aber haben ihn die Romanows nicht beschützt?«, fragte Yul. »Klingt, als müsste er für die Familie ziemlich wichtig gewesen sein.«
    Sondra senkte die Stimme. »Rasputins Feinde sagen, er ist Sittenstrolch, Satanist und hat zu viel politische Macht über den Zar. Als Erster Weltkrieg kommt, sie sagen, er ist Spion für Deutsche. Und so finden sich viele Leute zusammen und versuchen, ihn zu töten. Zuerst sie laden ihn ein zu großem Abendessen, dann sie ihn vergiften. Sie geben Zyanid in Kuchen und Wein und tischen ihm auf.
    Es war genug Gift, um zehn Männer zu töten, aber es nicht tötet Rasputin. Er isst die Kuchen und trinkt den Wein und verlangt nach mehr. Also die Leute lenken ihn ab. Als Rasputin sich wegdreht, sie ihm schießen in Rücken. Einer der Männer, Felix Jussupow, überprüft den Körper. Rasputin schlägt Augen auf, packt Felix an Gurgel und sagt: ›Du bist ein schlimmer, schlimmer Junge.‹ Dann er kämpft zurück.«
    Ich zuckte zusammen. In meiner Wohnung hatte Whitey dasselbe zu mir gesagt. Ich bezweifelte, dass es sich um einen Zufall handelte.
    »Rasputin war noch lebendig. Sie stechen ihm in den Bauch, und die Eingeweide fallen heraus. Er muss sie zurück hineinstopfen. Sie hängen ihn an einen großen Baum, und Eingeweide fallen wieder heraus. Aber Rasputin lebt immer noch. Er entkommt und rennt weg. Die Männer schießen ihn noch dreimal. Dann sie schlagen ihn, fesseln seine Hände und seine Füße, stecken ihn in eine Sack und werfen ihn in Neva.«
    Ich schauderte bei dem Bild von Rasputin, wie er die Flucht ergriff und seine Gedärme wie ein verfluchter Zombie hinter sich herschleifte.
    »Großer Gott«, murmelte Yul. »Ich hoffe, das hat ihn letztlich umgebracht.«
    »Drei Tage später, als Eis im Fluss schmilzt, man findet Rasputins Körper. Ist vergiftet, vier Mal geschossen, erwürgt, geschlagen und gestochen. Die Behörden machen ... wie sagt man? Autopsie?«
    Wir nickten.
    »Sie machen das. Sagen, Todesursache ist Ertrinken. Aber sie sagen, Rasputins Hände sehen aus, als war er im Fluss lebendig und hat versucht, sich durch das

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