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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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Mädchen aushändigen, lasse ich Sie und Ihren Freund unbehelligt gehen. Ich denke, die Polizei wird bald hier sein. Sie können die Sache sofort beenden. Geben Sie mir einfach das Mädchen.«
    »Das klingt ziemlich vernünftig«, murmelte Yul. »Ich stimme dafür, dass wir tun, was er sagt.«
    Ungläubig starrte ich ihn an. Ich vermochte nicht zu sagen, ob er scherzte oder nicht. Seine Miene jedenfalls wirkte ernst.
    »Halt die Klappe«, warnte ich ihn. »Wir haben hier keine verfluchte Demokratie. Sondra geht nirgendwohin. Und du bist still.«
    Schritte näherten sich, harte Schuhsolen auf Beton. Whitey pfiff eine traurige Melodie, die ich nicht kannte. Das Geräusch jagte mir einen Schauder über den Rücken.
    »Ah, was ist das?« Er brüllte nicht mehr, befand sich nah genug, dass wir ihn problemlos hören konnten. »Vielleicht versteckt ihr euch unten im dunklen Keller. Hockt dort wie kleine Ratten. Nein, wahrscheinlich nicht. Sondra mag keine Dunkelheit. Nicht wahr, meine Liebe? Ruft böse Erinnerungen wach, stimmt’s?«
    Sondra drückte sich an mich und verstärkte den Griff um meine Hand. Langsam streckte ich den Arm aus und packte ein schartiges Stück Metallumreifung. Es war etwa zwanzig Zentimeter lang, hatte eine scharfe Kante und ein spitzes Ende. Ich drückte es gegen meinen Daumenballen und zuckte zusammen. Eine Einkerbung blieb zurück – das Ding war nicht spitz genug, um die Haut zu durchdringen, aber die scharfe Kante sollte dafür reichen, wenn ich fest genug zudrückte. Es würde genügen müssen. Wenigstens besser als gar nichts.
    Yul begann, stumm das Vaterunser zu beten. Die Augen hatte er fest geschlossen, sein Gesicht wirkte noch bleicher als zuvor. Jegliche Farbe war daraus entwichen, wodurch sich jede Sommersprosse und jeder Pickel umso klarer abzeichneten. An seiner Nasenspitze prangte eine winzige Narbe, wo ihn Webster vor einem Jahr gekratzt hatte. Im Verlauf der Zeit war sie so sehr verblasst, dass ich sie völlig vergessen gehabt hatte, nun jedoch sah ich sie deutlich. Ich ließ Yul beten. Schaden konnte es jedenfalls nicht. Hätte ich an Gott geglaubt, hätte ich vielleicht mit eingestimmt, und wir hätten hinter den Kartons einen kleinen Gebetskreis veranstalten, uns an den Händen fassen, ›Halleluja‹ singen und Whiteys Kugeln von der Macht Gottes aufhalten lassen können. Lobet den Herrn. Die Macht des Gebets und all der Quatsch. Aber ich wusste es besser. Es gab keinen Gott. Das hatte mir das Leben vor langer Zeit bewiesen. Dieser Augenblick, in dem ich mit einer flüchtigen Stripperin, meinem letzten lebenden Freund und einem mordlüsternden, unbezwingbaren Russenmafioso in einem verlassenen Lagerhaus gefangen war, diente nur als weitere Bestätigung. Falls Gott existierte, rauchte der Mistkerl regelmäßig Crack.
    »Ich komme näher«, rief Whitey. Seine Singsangstimme hallte von den Wänden wider. Er war nah. Bei uns im Raum. Mit zusammengekniffenen Augen spähte ich durch die Lücken zwischen den Kartons und nahm eine flüchtige Bewegung wahr. Sondra drückte meine Hand so fest, dass ich zusammenzuckte.
    Yuls stummes Gebet endete. Er öffnete die Augen. Tränen rannen ihm übers Gesicht.
    »Ich weiß, dass ihr hier seid«, sagte Whitey. »Ich kann dich spüren, Sondra. Ich spüre das Baby. Es gibt kein Versteck für dich. Nicht, solange du mein Kind in dir trägst. Du weißt, wie es enden wird. Wie es enden muss .«
    Sondra riss ihre Hand aus der meinen und legte sie schützend auf ihren Bauch. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand in die Magengrube geschlagen. Sein Baby? Whitey war der Vater? Meine erste Reaktion war ein Schock, doch binnen weniger Sekunden verdrängte Wut alle anderen Gefühle. Wut auf Sondra, weil sie mich belogen hatte, als sie sagte, sie wüsste nicht, wer der Vater sei; Wut auf Whitey, weil er sein eigenes Kind abtreiben wollte. Irgendwie fand ich es dadurch noch abscheulicher als zuvor. Er musste lügen. Vermutlich wollte er uns damit aus unserem Versteck locken.
    »Es tut mir leid«, flüsterte Sondra. In ihren Augen glitzerten Tränen.
    Bevor ich etwas erwidern konnte, stand Yul auf. Seine Kniegelenke knackten, was mich erschreckte. Ich packte ihn am Hosenbein, aber es war zu spät. Er riss sich von mir los.
    »Mr W-whitey? Sir? M-mein Name ist Yul Lee. Ich will k-keinen Ärger.«
    Eine kurze Pause folgte, dann sagte Whitey: »Wo sind Sie, Mr Lee? Hinter diesen Kartons, nehme ich an, richtig?«
    »J-ja, Sir. Aber wie gesagt, i-ich will

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