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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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einem Hintergrundgeräusch, wenngleich die Kopfschmerzen blieben. Ich versuchte erneut zu brüllen und hoffte, ich würde sie diesmal hören können.
    »Sondra? Komm jetzt raus. Wir müssen reden. Es ist alles in Ordnung! Whitey ist tot. Er kann niemandem mehr etwas tun.«
    Meine Stimme hallte zu mir zurück. Eine große Krähe erhob sich von einem Telefonmast in der Nähe und krächzte vor Verärgerung über die Störung. Das Tier klang so stinksauer, wie ich mich fühlte. Eine Stechmücke schwirrte um mein Gesicht und landete schließlich auf meinem Arm. Ich schlug danach; ein Blutfleck blieb von ihr übrig. Ich wischte die zermantschten Überreste auf den Boden. Ein weiterer kleiner Tod an einem Tag voller Tode.
    »Sondra?« Ich legte die Hände an den Mund. »Genug jetzt mit all dem Blödsinn. Du musst ehrlich zu mir sein. Whitey hat etwas von Geld gesagt. Und noch etwas anderes. Er meinte, dass ...«
    Klopf-klopf-klopf ...
    Ich sah mich um. Etwas klopfte gegen Glas. Ich war nicht sicher, woher das Geräusch stammte. Zuerst glaubte ich, dass ich es mir vielleicht eingebildet hätte. Dann jedoch vernahm ich es erneut, diesmal lauter.
    Klopf-klopf-klopf ...
    Ich ließ den Blick über die Umgebung wandern, betrachtete eingehend die Gebäude, versuchte, den Ursprung des Geräuschs ausfindig zu machen. Bald erblickte ich eine Bewegung hinter einem schmutzigen Fenster im ersten Stock eines nahen Gebäudes. Ich stand auf und starrte eindringlicher hin, bis ich hinter dem Dreck eine Gestalt erkannte. Es war Sondra, und sie klopfte nicht an das Fenster – sie hämmerten mit den Fäusten so heftig dagegen, dass die Scheibe erzitterte. Obwohl sich mein Gehör allmählich wieder einstellte, war es noch weit von seinem Normalzustand entfernt.
    Ich trat hinter dem Fass hervor und humpelte in ihre Richtung. Sie hämmerte noch heftiger gegen das Fenster.
    »Was?« Ich legte eine Hand an mein Ohr. »Ich kann dich nicht hören, Sondra!«
    Sie deutete auf mich und brüllte etwas. Ich konnte es nicht verstehen, also riet ich, was sie meinte.
    »Ich? Mir geht’s gut, keine Sorge. Whitey ist tot. Er war doch nicht so schwer zu töten. Und jetzt komm hier runter, bevor die Bullen hier sind.«
    Sie schüttelte den Kopf und deutete erneut auf mich. Ihre Bewegungen wirkten hektisch.
    »Verdammt noch mal, ich sage dir doch, es geht mir gut. Komm jetzt runter!«
    Sie begann am Fenster zu rütteln, versuchte, es zu öffnen. Ich konnte sehen, wie sie sich abmühte, aber es musste wohl zugenagelt sein. Frustriert deutete Sondra abermals auf mich und brüllte. Dann dämmerten mir zwei Dinge. Erstens: Sondra deutete nicht auf mich.
    Sie deutete hinter mich.
    Und zweitens: Ich war ein verfluchter Idiot.
    »O Scheiße ...«
    Langsam drehte ich mich um.
    Whiteys Faust krachte in meinen Kiefer. Meine Sicht verschwamm. Ich stolperte rücklings, und mein Mund füllte sich wieder mit Blut.
    »Also, Mr Gibson, sollen wir es noch mal versuchen?«
    Ich fluchte, und er schlug mich erneut.

17
    Blut lief mir über das Kinn. Einer meiner unteren Zähne war lose und wackelte, wenn ich mit der Zunge dagegendrückte. Außerdem setzte dadurch eine neue Woge von Schmerzen ein, also hörte ich damit auf. Ich ballte die Hände zu Fäusten, stemmte die Füße in Schulterabstand in den Boden und wappnete mich für den nächsten Schlag.
    Whitey war in übler Verfassung. Er sah aus, als wäre er in einen Bottich voll Blut getunkt worden. Jeder Zoll seines Körpers war verkrustet. Der Schritt seiner Hose glich einem zerrissenen, verheerten Chaos. Sonnenlicht schien durch das Kugelloch in seiner Stirn, und als er zu einem weiteren Schwinger ausholte, erhaschte ich einen flüchtigen Blick auf seinen Hinterkopf – den es nicht gab. Haare, Kopfhaut und Schädelknochen fehlten, waren von einer gewaltigen, klaffenden Wunde ersetzt worden. Ich konnte in den Kopf sehen, und was ich sah, konnte nur zu Wahnsinn führen, denn niemand, ob Nachkomme Rasputins oder nicht, konnte eine derartige Verletzung überleben. Und doch stand er hier und prügelte mich windelweich.
    Dem nächsten Schlag wich ich mühelos aus. Seine Faust sauste an mir vorbei; ich spürte den Luftzug seitlich am Kopf. Was ich noch an Haaren besaß, flatterte in der Brise. Whitey taumelte, wurde vom eigenen Schwung aus dem Gleichgewicht gebracht. Ich nutzte seine Vorwärtsbewegung, indem ich selbst einen Schlag anbrachte, zielte auf den Bauch und traf ihn hart. Meine Faust sank in sein Fleisch. Whitey keuchte.

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