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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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feuerte nur Zentimeter von seiner Brust entfernt. Whitey entwand sie dem älteren Polizisten, richtete sie auf ihn und schoss Bakken in die Brust. Im Gegensatz zu Whitey blieb der Beamte unten. Blutblasen bildeten sich auf Bakkens Brust, als er zu atmen versuchte. Collins starrte mit weit aufgerissenen Augen hin. Der Rotschopf und der andere Polizist feuerten weiter auf den Russen. Whiteys Gelächter ertönte lauter als die Schüsse.
    Ich machte mir die Verwirrung zunutze und flüchtete, bevor ich noch mehr beobachten konnte. Weitere Polizeisirenen, die sich über das Geschrei und die Explosionen abzeichneten, hallten durch den Industriepark. Dann hörte ich einen Helikopter, und der Himmel verdunkelte sich. Ein Schatten strich über mich. Als ich aufschaute, sah ich seitlich am Helikopter etwas Grelles aufblitzen. Den Bruchteil einer Sekunde danach hörte ich den Knall. Der Helikopter schwebte tiefer herab und wirbelte kleine Tornados aus Erde und Staub auf. Der Motor heulte. Ein Scharfschütze mit einem Gewehr lehnte sich seitlich heraus. Ich schaute noch einmal zurück zu Whitey und den Polizisten. Mittlerweile waren die Uniformen der Beamten so rot wie die Kleider des Russen. Er schlug gerade wiederholt die Wagentür auf Collins Kopf zu. Schließlich ertönte ein lautes Knirschen. Blut strömte über das Gesicht des jungen Polizisten. Zum Glück für den Neuling sah es so aus, als sei er bereits bewusstlos.
    Ich beneidete ihn.
    Obwohl mich Höllenqualen plagten, rannte ich auf das verlassene Gebäude zu, in dem sich Sondra versteckte. Es erwies sich als alte Maschinenwerkstatt. Die Tür war zugenagelt, aber eines der Fenster war zerbrochen worden – vermutlich von Sondra. Glasscherben übersäten den Boden. Ich kauerte mich an die Mauer. Schmerzen durchzuckten meinen Körper.
    Der Scharfschütze im Helikopter feuerte erneut. Rings um Whiteys Füße stieg Staub auf, als die Kugeln in den Boden einschlugen. Für einen speziell ausgebildeten Scharfschützen hatte der Kerl ein lausiges Ziel. Oder aber Whitey besaß die Reflexe eines Ninja. Ich konnte die Schüsse nicht hören – der Lärm der Helikopterrotoren übertönte alles andere ... außer den Schreien der sterbenden Männer.
    Ich kletterte durch das zerbrochene Fenster und achtete darauf, mich nicht zu schneiden. Die Bullen hatten mit Whitey alle Hände voll zu tun, aber selbst wenn sie gesehen hätten, wie ich in das Gebäude verschwand, kümmerte es mich nicht mehr. Mein Körper brannte wie Feuer, und jede Bewegung löste einen neuen Schwall von Höllenqualen aus. Mein Hals, mein Rücken, meine Schultern, Arme und Beine pochten. Ich erinnerte mich an das Geräusch, das mein Genick von sich gegeben hatte, als Whitey darauf getreten war. Vielleicht sollte ich stillhalten, bevor ich mich selbst noch übler zurichtete. Hieß es nicht, dass man Unfallopfer nach Möglichkeit nicht bewegen sollte? Was, wenn ich versehentlich selbst eine Querschnittslähmung herbeiführte? Andererseits würde ich dann nichts mehr spüren, und das wäre durchaus in Ordnung. Im Moment schien mir ein schmerzloses Dasein äußerst erstrebenswert zu sein. Meine von Blasen überzogene Kopfhaut kribbelte, als jage mir jemand Nadeln in den Schädel. In meinen Ohren summte es immer noch. Insgesamt waren die Schmerzen schier unerträglich, und wenngleich ich mich immer noch vorwärts zwang, wollte ich mich eigentlich nur hinlegen und sterben.
    Ich fragte mich, ob sich Whitey je dasselbe gewünschte hatte, und falls ja, wie ich ihm den Wunsch erfüllen konnte.

18
    Ich stand in den Überresten der aufgegebenen Maschinenwerkstatt und gab mir alle Mühe, nicht die Besinnung zu verlieren. Der Raum schien sich zu bewegen, als wäre das Gebäude eine lebendige, atmende Kreatur. Die Wände wogten wie eine Brandung. Ich fühlte mich schwach und schwindlig, und obwohl in der Halle Kälte herrschte, war ich voll Schweiß, der mir in den Augen brannte und meine Sicht zusätzlich beeinträchtigte. Ich streckte den Arm aus und stützte mich an einem Metallregal ab. Meine Beine kribbelten. Langsam ließ ich mich zu Boden sinken und schloss die Augen.
    Draußen ging das Gefecht weiter, aber die Schüsse und Schreie waren etwas Entferntes, das mich nicht betraf. Mir war klar, dass ich eigentlich rennen, Sondra finden und flüchten – oder mir zumindest einige Antworten beschaffen – sollte, aber es kümmerte mich einfach nicht mehr. Keuchend stellte ich fest, dass ich erneut in einen Schockzustand

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