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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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ich fing mit der freien Hand sein Handgelenk ab, hielt die Waffe von mir weg und lenkte sie über meine Schulter. Ich zog das behelfsmäßige Messer aus seinem Schritt, rappelte mich auf die Beine und umklammerte dabei weiter fest sein Handgelenk. Whitey hatte das Gesicht zu einer grausigen Maske von Schmerz und Wut verzogen. Ich konnte nachvollziehen, wie er sich fühlte. Meine eigene Miene sah vermutlich recht ähnlich aus.
    Es spielte keine Rolle, dass ich mich nicht mehr geprügelt hatte, seit ich ein Junge gewesen war. Überlebensinstinkte sind schon etwas Beeindruckendes, denn ich kämpfte wie ein Green Beret. Adrenalin, Angst und Zorn durchströmten mich, und die Mischung brachte etwas in mir hervor, von dem ich nicht gewusst hatte, dass ich es besaß. Die Brutalität fühlte sich gut an. Richtig. Die Zeit für Spielereien war vorüber. Mein Geduldsfaden war gerissen.
    Wir rangen miteinander in einer Art wahnsinnigem Twostep, einem Diskotanz des Todes. Ich verrenkte ihm den Arm und versuchte, ihm die Waffe zu entreißen. Whitey krallte sich mit der freien Hand in mein Hemd; seine Finger wanderten auf meinen Hals zu. Ich schlug ihm in die Nieren, dann rammte ich ihm das Knie in den bereits verwundeten Schritt. Die Wirkung war besser, als ich gehofft hatte. Heulend ließ Whitey die Pistole fallen. Zuckungen schüttelten seinen Körper durch, seine Augen rollten in den Höhlen nach oben. Schließlich knickten seine Knie ein, und er kippte um.
    Ich ließ sein Handgelenk los und klopfte mir auf den Schädel, spürte mein verbranntes Haar und meine versengte Kopfhaut. Whitey rappelte sich auf die Ellbogen. Hastig wollte ich die Pistole aufheben. Der Fuß des Russen schoss vor und brachte mich zum Stolpern. Ich taumelte und trat die Waffe versehentlich außer Reichweite. Er packte mich, doch ich trat ihm seitlich gegen den verletzten Kopf, genau an die Stelle, an der sich sein Ohr befunden hatte. Das schien ihm den Rest zu geben. Stöhnend erzitterte er, ehe er still lag.
    Ohne innezuhalten, hob ich die Pistole auf und richtete sie auf ihn. Ich wusste nicht, was für ein Typ es war, und es kümmerte mich einen Scheißdreck. Alles, woran mir lag, war, dass sie funktionierte. Als ich den Abzug betätigte, stellte ich fest, dass sie es tat. Die Waffe zuckte in meinen Händen. Ich konnte den Knall kaum hören. Der erste Schuss traf ihn in die Nüsse und beendete, was ich mit dem Stück der Metallumreifung begonnen hatte. Die zweite Kugel sprengte ein Loch in seinen Bauch, die dritte grub sich in seine Brust. Whitey zappelte auf dem Boden, seine Arme und Beine zuckten. Ich sprang auf die Füße und baute mich über ihm auf. Seine Zähne klapperten. Seine Augen rollten unkontrollierbar hin und her.
    »Leck mich«, spie ich ein drittes Mal hervor. Damit hatte ich den Ausdruck vielleicht überstrapaziert, aber er fasste die Lage und meine Gefühle verflucht gut zusammen.
    Zuletzt schoss ich ihm in den Kopf. Die Kugel verursachte nur ein äußerst kleines Loch, aber die Austrittswunde musste verheerend sein, denn sein Kopf hob vom Boden ab und landete unter aufspritzender Gehirnmasse, Schädelfragmenten und Blut.
    Obwohl sich Whitey nicht mehr rührte, wollte ich kein Risiko eingehen. Ich feuerte einen weiteren Schuss in seine Brust ab. Als ich den Abzug zum sechsten Mal betätigte, war die Waffe leer. Natürlich konnte ich das Klicken, das sie abgab, nicht hören, aber sie zuckte nicht mehr so in meinen Händen, wie sie es getan hatte, wenn sich ein Schuss daraus löste.
    Keuchend stand ich da und blickte auf seinen Leichnam hinab. Ich hatte es geschafft. Ich hatte Whitey umgebracht. War doch nicht so verflucht schwierig gewesen. Mein Kopf litt Höllenqualen, aber ich lachte trotz der Schmerzen.
    »Ist ja doch recht einfach, dich plattzumachen, Arschloch, oder?«
    Ich lachte immer noch, als ich mich auf die Suche nach Sondra begab. Dabei sparte ich mir die Mühe, noch einmal zurückzuschauen.
    Ich hätte es tun sollen.

16
    Als ich das hintere Ende des Lagerhauses erreichte, war von Sondra immer noch nichts zu sehen. Trotz meiner Wut auf sie war ich besorgt. Was, wenn sie verletzt worden war? Oder wenn die Bullen sie gefasst hatten, und sie ihnen gerade alles erzählte?
    Aber nein, sagte ich mir, das würde sie nicht tun. Sondra hatte ebenso viel zu verlieren wie ich. Mehr sogar ...
    Trotzdem empfand ich ihre Abwesenheit als beunruhigend. Ich bezweifelte, dass ich sie hätte hören können, wenn sie nach mir gerufen hätte.

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