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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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›tot‹.«
    Mein Mund war trocken. Ich musste Speichel sammeln, um zu sprechen.
    »Ich werde dich umbringen.«
    Whitey lachte. Es war der grauenhafteste Laut, den ich je gehört hatte.
    »Nein, werden Sie nicht. Aber ich werde Sie töten. Also, machen wir schnell. Was hat sie Ihnen erzählt?«
    Ich versuchte, mehr Zeit herauszuschinden. Wenn es mir gelänge, ihn weiterhin zum Reden zu bringen, würde mir vielleicht etwas einfallen. »Sie hat mir erzählt, dass du mit Rasputin verwandt bist. Und sie hat gesagt, dass du zur Mafia gehörst.«
    »Und? Das Geld? Wo ist es?«
    »Sie hat kein Sterbenswort von irgendwelchem Geld erwähnt. Sie hat gesagt, sie sei schwanger, dass du sie zu einer Abtreibung zwingen willst und dass sie deshalb geflüchtet ist.«
    »Tatsächlich?« Grinsend hielt er mir die Pistole erneut ans Ohr. »Hat sie das? Mr Gibson, was meinen Sie, wieso um alles in der Welt sollte ich einen derartigen Aufwand betreiben – ganz zu schweigen, von der durchaus realen Möglichkeit, dass ich für die heutigen Ereignisse verhaftet werde –, nur um eine schwangere Prostituierte zu einer Abtreibung zu zwingen? Würden Sie das für vernünftiges Geschäftsgebaren halten?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Was verstehe ich schon vom Geschäftsleben? Ich bin bloß Lagerarbeiter.«
    »Das stimmt. Aber ein kluger Lagerarbeiter, nicht wahr? Das erkenne ich daran, wie Sie reden und sich geben. Sie verstehen es hervorragend, sich auszudrücken, und sind weit klüger, als Sie durchscheinen lassen. Sie sind kein dummer Mensch, Mr Gibson, also versuchen Sie nicht, so zu klingen.«
    »Wenn du mit mir schlafen willst, Whitey, musst du mir schon mehr Honig als das ums Maul schmieren.«
    »Hat Sondra Ihnen gesagt, wer der Vater ist?«
    Seine Stimme hatte sich verändert. Sie ertönte leiser – und eindringlicher.
    Bisher war sein Tonfall ruhig, fast freundlich gewesen, sogar als er Yul getötet und versprochen hatte, mir dasselbe anzutun. Nun hingegen klang sie verkniffen und bedrohlich.
    »Sie hat behauptet, sie wüsste es nicht.«
    Whitey beugte sich näher. Sein Atem roch nach Knoblauch und Käse. Der Gestank seines Eau de Toilette wurde geradezu greifbar.
    »Belügen Sie mich nicht, Mr Gibson. Hat sie Ihnen erzählt, dass ich der Vater sei?«
    »N-nein«, stammelte ich. »Warum sollte sie ...«
    Der Rest der Frage erstarb auf meinen Lippen. Die Tödlichkeit, die aus Whiteys Stimme sprach, widerspiegelte sich nun auch in seinen Augen.
    »Weil ich es bin.«
    »Ja, mit der Lüge hast du es bereits versucht. Erst vor wenigen Minuten, als du uns aus unserem Versteck treiben wolltest. Schon vergessen? Hat nicht geklappt.«
    »Aber es ist die Wahrheit, Mr Gibson. Ich bin der Vater.«
    »Du ... du willst dein eigenes Kind umbringen?«, flüsterte ich.
    »Nein. Ich will mein Kind retten. Diese Schlampe von einer Hure will es abtreiben.«
    »Blödsinn.«
    Sein Gesicht zuckte, und ich sah es in seinem Blick – ich wusste, dass er den Abzug betätigen würde. Hastig begann ich zu wimmern und bemühte mich, möglichst verängstigt zu wirken. Es bedurfte keiner großen Anstrengung. Ich riss mir die Hände vors Gesicht und zog die Beine an die Brust an, nahm eine Art Embryohaltung ein. Gleichzeitig zog ich das Metallstück mit dem Schuh noch näher. Dann legte ich die Hände auf den Boden und begann zu betteln.
    »Erschieß mich nicht, Mann. Es tut mir leid, okay? Verdammt leid. Sie hat mich ausgetrickst, und ich liebe sie. Ich will nicht sterben. Lass mich einfach gehen. Ich beschaffe dir dein verfluchtes Geld. Lass mich gehen, und ich ...«
    Meine Finger schlossen sich um das Metallstück. Mit einem Aufschrei rammte ich es Whitey in den Oberschenkel, trieb es durch das Hosenbein und presste es tief in sein Fleisch. Whitey brüllte. Die Pistole ging los. In meinem Kopf knackte etwas, worauf ein grässlicher Schmerz in meinem rechten Ohr folgte. Ich roch etwas Verbranntes. Zuerst dachte ich, er hätte mich getroffen, dann jedoch begriff ich, dass es nur an der Gewalt der Erschütterung so nah an meinem Kopf lag. Auf dem rechten Ohr war ich taub, zumindest vorübergehend. Und der Rauch stammte aus meinen Haaren – sie standen in Flammen.
    Ich riss das Umreifungsband heraus und stach erneut zu. Diesmal zielte ich auf Whiteys Schritt. Das Metall glitt mühelos hinein, und das Gebrüll des Russen wurde lauter. Jedenfalls vermutete ich das. Ich konnte ihn durch das Summen in meinen Ohren kaum hören. Er schwenkte die Pistole herum, aber

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