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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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zukommt, die Statue an ihre Brust gedrückt, eine Flasche Champagner und eine brennende Zigarette in der anderen Hand.
    »Hi, Ellie«, sage ich als sie vorbeigeht.
    »Oh, hi. Na … du!« Ihr Gesicht explodiert in einem grotesk überzogenen Lächeln. »Mmmuah, mmmuah«, schmatzt sie neben meine Wangen in die Luft.
    »Meinen Glückwunsch.«
    »Scheiße, Alter, ich kann’s verdammt noch mal nicht glauben! Würdest du mich bitte kneifen? Ich glaub, ich träume!« Ihr Gesicht ist ein einziges großes Ausrufezeichen.
    »Ach was, das hast du mehr als verdient.«
    »Ohhh, danke, Schatz.« Sie versucht einen Schluck Champagner zu nehmen, berührt dabei aber mit der Zigarette ihre Haare und lässt die Trophäe fallen. Ihr Pressebetreuer will gerade helfend eingreifen, als plötzlich Parker-Hall aus dem Gedränge auftaucht. Er nimmt Handschläge entgegen, seine ganze Erscheinung ist ein Bild gönnerhaften Wohlwollens. Nichts ist beschissener, als wenn sie so großmütig draufkommen. »Oi! Oi!«, grölt ihm Ross zur Begrüßung entgegen.
    »Alles klar, Männer? Steven«, sagt Parker-Hall und schüttelt die Hand, die ich ihm entgegenstrecke. »Scheiße, was’n Erfolg, krasse Sache, eh!« sagt er, reibt sich emsig die Hände und greift nach der Zigarette, die Trellick ihm anbietet. »Ham’ die andren Penner ordentlich nass gemacht, was?«
    Zur Erinnerung: Parker-Hall kommt aus Hampstead.
    »Du verficktes Glücksschwein«, sage ich.
    »Küss mir den Schwanz«, sagt er sichtlich erfreut.
    »Was geht denn bei euch später noch?«, fragt Ross.
    »Wir ham’ ne Party am Laufen. In West-London, krasse Sache«, sagt Parker-Hall, langt in seine Tasche und drückt uns einen Stapel laminierter Pässe für die After-After-Party in die Hände. »Leute, ich mach’n Abgang. Ellie muss mit der Presse durch sein, solange sie noch in der Lage ist zu sprechen. Lass knacken, Süße.« Während er sie weiterschiebt, dreht sich Crush zu mir um und sagt: »Tschüss … äh … Alex.«
    Trellick lacht noch, als wir das »Exit«-Schild erreichen, das grün und weiß am anderen Ende der Halle leuchtet und uns den Weg zur Aftershowparty weist.
    Als die eigentliche Award-Zeremonie offiziell beendet ist, öffnen sich die Schleusen, und das Kanonenfutter strömt herein: all die Sekretärinnen, Marketingassistentinnen, Junior-Promoterinnen, Stylistinnen, Hair-Stylistinnen, Visagistinnen, Runner, Buchhalterinnen, Anwaltsgehilfinnen und Freundinnen von Freundinnen, die nur Aftershow-Tickets bekommen haben. Du oder ich würden bei der Mitteilung, dass es für uns keine anderen Tickets als diese gäbe, fraglos auf der Stelle in ein warmes Bad steigen und uns die Pulsadern aufschneiden. Diese Mädels hingegen betrachten sich selbst als vom Glück begünstigt, ja geradezu auserwählt, dass ihnen die Chance gewährt wird, mit zwei Security-Deppen von Robbie oder Liam hier hineinzukommen. Dass man ihnen erlaubt, ihre Drinks selbst zu zahlen. Die Sekretärinnen bei uns im Haus verwenden Monate darauf, diesen Abend zu planen. Sie kaufen neue Klamotten, gehen zum Frisör und zur Kosmetikerin. Sie legen ihre miesen Gehälter zusammen, um ein paar Gramm zu kaufen. Ab jetzt ist Resteficken angesagt.
    Man liest ja ständig in Magazinen und in Zeitungen davon, dass sich die Neunziger als, nun ja, äußerst nett herausstellen. Glaubt man diesen Artikeln, hätten die Männer in dieser Dekade des Für- und Miteinanders endlich dem blanken Materialismus und Sexismus der Achtziger abgeschworen und Frauen als gleichberechtigt akzeptiert. Als Partner. Wenn man dieses Zeug liest, fragt man sich zwangsläufig: Wo zum Teufel hängen die Leute, die solchen Quatsch schreiben, eigentlich ab? An Grundschulen? Oder auf irgendeiner hinterwäldlerischen Außenstelle von Greenpeace?
    Mein Business, immer schon erstaunlich resistent gegen jegliche Veränderung (in den Fünfzigern haben wir die Idee der Single gehasst, in den Siebzigern erkoren wir die Kassette zu unserem Feind, und anfangs war selbst die CD in den Achtzigern der materialisierte Antichrist – Junge, das Bild haben wir allerdings fix geradegerückt), hat sich bisher nicht für derartigen Nonsens erwärmen können. Erfreulicherweise scheinen es auch noch nicht allzu viele Frauen begriffen zu haben. Immerhin sind bereits eine ganze Menge von ihnen bei uns, und Zigtausende betteln lautstark um Einlass. Jeden Tag flattern stapelweise Bewerbungen ins Büro. Rotwangige junge Dinger mit exzellenten Qualifikationen, allesamt scharf

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