Kill your friends
Ross – unser Marketingleiter – und Waters, die Bee Gees mit Zwischenrufen zu stören. »Genau, klink dich ein«, sagt Desoto und beugt sich ebenfalls nach vorn. Desoto – ein Anwalt, ein Kumpel von Trellick – bringt das Koks gehörig ins Schwitzen. Seine massige Rugbyspielerstatur spannt die Nähte seines Anzugs. Sein dünnes braunes Haar ist kürzer als es früher war. Bis vor ein paar Jahren trug er es recht lang. Als er dann auf die Fünfzig zusteuerte, bemerkte er völlig zu Recht, dass ihn das langsam würdelos aussehen ließ. Desoto besuchte die Harrow, ging dann zur Anwaltskammer und probierte schließlich sein Glück in der City. Als er herausfand, dass das Leben innerhalb dieser Quadratmeile von ihm verlangte, morgens aufzustehen und tatsächlich für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten, fand er schnell Kontakt zur Musikindustrie. Er verdiente ein Vermögen und verlor es wieder.
»Vor ein paar Wochen habe ich in der Music Week ein Inserat für eine neue persönliche Assistentin aufgegeben.«
»Du feuerst Sophie?«
»Nein. Hör einfach zu«, sagt Trellick.
»Ich habe das Inserat sehr allgemein gehalten«, fährt Desoto fort, »darin stand nichts weiter als ›bedeutender Musikindustrieanwalt sucht persönliche Assistentin blah blah blah‹. Die Resonanz ist DER. VÖLLIGE. VERFICKTE. WAHNSINN. Ich bekam etwa fünfzig Antworten in 48 Stunden.«
»Senn-sazz-jonell«, sagt Trellick.
»Also gehe ich die Bewerbungen durch, checke die Geburtsdaten, um sicherzugehen, dass alle unter dreißig sind, und rufe sechs von ihnen zurück.«
»Aber doch völlig ins Blaue, oder?« frage ich.
»Correctos, aber ihr müsst mir zustimmen, dass von Sechsen mindestens eine was taugen sollte, oder?« Wir nicken beide.
»Also vergebe ich Termine für Bewerbungsgespräche, an verschiedenen Tagen, immer kurz vor Feierabend, gegen siebzehn Uhr dreißig. Dann«, er schiebt sein Glas zu Trellick rüber, der uns Champagner nachgießt, »lege ich los, indem ich ihnen mitteile, dass es mir ehrlich leidtäte, aber es ganz danach aussähe, als wenn ich keinen Job mehr zu vergeben hätte.«
»Warum nicht?«
»Oh«, er wedelt mit der Hand, »weil sich meine ursprüngliche Assistentin überraschend entschieden hat, doch zu bleiben.« Jemand wirft mit Brot nach mir. Ross.
»Aber«, hebe ich an, als ich langsam durchschaue, worauf Desoto hinauswill.
»Du hast es erfasst. Aber, sie verlässt mich voraussichtlich in sechs Monaten. Wenn sie also immer noch Lust auf ein kleines Gespräch hätten, könnte man ja vielleicht über die Zukunft reden, wer weiß?«
»Saubere Arbeit. Weiter«, sagt Trellick, leert die Flasche und stülpt sie in den Sektkühler.
»Inzwischen ist es nach sechs, also …«
»Entschuldige«, unterbreche ich ihn, »aber wie war die Qualität?«
»Erstaunlich hoch. Von sechs Mädchen ist nur eines ein Monster. Zwei sind brauchbar, und drei von ihnen sind senn-sazz-jonell.«
»Verflucht gutes Ergebnis.«
»Also, es ist inzwischen nach sechs …« Endlich, Gott sei Dank!, hören die Bee Gees auf zu spielen, und Ben Elton kommt zurück auf die Bühne und labert los. Desoto spricht ein wenig leiser. »Es ist nach sechs, also spiele ich die ›Sollen-wir-für-ein-Schwätzchen-rüber-ins-Pub-gehen‹-Karte. Nicht eine von ihnen, nicht eine Einzige, hat Nein gesagt.«
»Also, wie viele hast du gevögelt?«
»Drei. Zwei von ihnen zogen relativ früh die ›Ich-hab-einen-Freund‹-Nummer ab. Die anderen: vier oder fünf Wodka-Tonics, zurück zu mir – bummm. Vielen Dank, wir sehen uns, Schätzchen.«
»Du musstest sie nicht einmal zum Essen einladen?«, frage ich aufrichtig beeindruckt.
»Einmal. Eine von ihnen wollte essen.«
»Was hat die Anzeige gekostet?«, fragt Trellick.
»Ein paar Hundert.«
»Und du bist drei Mal flachgelegt worden?«
»Correctos«, sagt Desoto, der nun bemüht ist, einen Kellner herbeizuwinken.
»Das Schnäppchen des Jahrtausends«, sagt Trellick.
»Kannst du nicht verklagt werden?«, frage ich.
»Schwachsinn. Für was sollte ich denn verklagt werden?«
»Weiß der Himmel. Arglistige Täuschung?«
»Hör zu, du Clown, ich habe ihnen von vornherein ganz deutlich gesagt: ›Es tut mir wirklich leid, aber ich habe keinen Job für euch.‹ Sie haben es nicht mit mir getrieben, weil sie dachten, es würde sie weiterbringen. Tatsächlich hat eine von ihnen mir sogar gedankt, dass ich ›so aufrichtig‹ sei.« Die Vorstellung, es gäbe irgendwo ein Mädchen, dass beschränkt genug
Weitere Kostenlose Bücher