Kill your friends
darauf, dort einen Job zu bekommen, wo sie für die Qualen eines zwölfstündigen Arbeitstags, Nötigung und sexuelle Belästigungen rund um die Uhr sowie des aufgeputschten, zugedröhnten, verkaterten, überspannten, irrationalen, verletzenden und diktatorischen Benehmens von Leuten wie mir, mit fünfzehn Riesen im Jahr, ab und an einem Backstage-Pass sowie gelegentlichen Stippvisiten von Popstars im Haus entlohnt werden.
In Toiletten, Büros, Besenkammern, Hoteltreppenschächten und auf den kalten Ledersitzen von BMWs, Saabs und Mercedes-Coupés werden sie Schwänze lutschen und ihren Arsch hinhalten. Ihre Zwanziger werden als ein einziger Nebel aus Partys, Katzenjammer, Wichse und billigem Champagner an ihnen vorbeirauschen, bis sie am Ende, eines schönen Morgens, mit fünfunddreißig Jahren, Hängetitten, müden, ausgebrannten Augen, einer verschrumpelten, vom Krebs zerfressenen Gebärmutter und einem von zahllosen durchzechten Nächten, Drogen und Schwänzen ramponierten Aussehen erwachen. Einigen wenigen glücklichen Auserwählten wird es gelingen, dank einer Kombination aus Verschlagenheit und einer abartig kunstfertigen Fellatio, einen der Vorgesetzten, für den sie schuften, zu heiraten und sich für – bestenfalls – zehn Jahre an ihm festzuklammern, seine Kinder aufzuziehen und sein Haus zu dekorieren. Währenddessen arbeitet er bis spätabends im Büro und bumst sich seinen Weg durch ihre Nachfolgerinnen. Letztlich wird entweder sie sich aus dem Staub machen, oder, was wesentlich wahrscheinlicher ist, er wird sich einen Upgrade mit einer dieser Sophies oder Samanthas verpassen, die sie ersetzt haben. Irgendwann in ihren Mittvierzigern werden sie geschieden, und sie sitzt mit zwei scheußlichen, ständig an ihr herumnörgelnden, präpubertären Monstern in der Küche eines sehr großen Hauses in Buckinghamshire, wo sie um halb fünf Uhr nachmittags todunglücklich die zweite Flasche Wein entkorkt.
Nur sehr, sehr wenigen dieser Mädchen wird es gelingen, einen der Popstars zu heiraten. Der Meg-Matthews-Deal. Es ist das Plattenfirmen-Tussen-Äquivalent zum Lottogewinn, die Pretty Woman –, Von-der-Tellerwäscherin-zum-Millionär-Geschichte, die so viele dieser Nutten an verwarzten Schwänzen nuckeln, Sperma schlucken und sich auf alle viere werfen lässt. Als ob es in den nächsten zwanzig Jahren aus der Mode kommen würde. Das. Könntest. Du. Sein. Für jene klitzekleine Minderheit von Aschenputteln, denen dieser unglaubliche Coup gelungen ist, wird das Leben im Großen und Ganzen in den gleichen Strukturen verlaufen wie das derjenigen, die ihren Vorgesetzten geheiratet haben. Der einzige Unterschied ist, dass der Zeitraum ihrer Heirat deutlich kürzer und die Abfindung deutlich höher ausfallen wird.
Wir kauern um einen Tisch in der Ecke eines höhlenartigen Raums. Alles wurde mit wogenden weißen Stoffbahnen abgehangen, Kerzen angezündet und Teppich verlegt. Es gibt Blackjack- und Roulettetische, aber hier und da kann man immer noch den Zementboden sehen, die Stahlträger, das metallene Gerippe des Daches und die bedrückende Dunkelheit oberhalb des Thronhimmels. Es ruft dir ins Gedächtnis, dass der gewaltige Koloss des Earls Court von Auto- und Bootsausstellungen bis zu Konferenzen internationaler Dingsbumshersteller teilnahmslos auf all das herabsieht, was bevölkert ist von der Sorte Männer, die herauszufinden versuchen, ob Susan aus der Buchhaltung nun für einen Fick zu haben ist oder nicht. Hinter dem Knallen der Champagnerkorken, dem überdrehten Gelächter, dem Geknister von Anzügen und glitzernden Kleidern hallt ein blecherner Klang wider. Es ist der Klang von Menschen, die sich bemühen, in einer spärlich dekorierten Tiefgarage eine richtig gute Zeit zu haben.
Pete Dunn taumelt auf unseren Tisch zu, die Arme gereckt, in jeder Faust eine Flasche Perrier Jouet. »AHHHHHGH! Plaaahatsch für die Jungsch!«, kreischt er. Dunn ist ein Schwergewicht. Früher war er ein stämmiger Kerl, der in den Achtzigern sogar mal einen Pferdeschwanz trug. Inzwischen ist er vollkommen kahl und leidet unter galoppierender Fettsucht. Seine breite Newcastle-Fresse ist gerötet, sein Stoppelbart ergraut, und seine verquollenen Augen sitzen tief in kleinen Hautsäckchen. Er hat sein ganzes Erwachsenenleben damit verbracht, Radio-DJs, Programmleiter und Produzenten von Kinderfernsehsendungen zu beschwatzen und anzubetteln, unsere Acts in ihre Shows zu nehmen. Ich bin mir sicher, dass er seinen Job mit 26
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