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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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sehen aus, als kämen wir nach einem viertägigen Dreh auf Crystal-Meth vom Set eines Snuff-Movies: rot geränderte Augen, lederige gelbe Haut und entzündete, blutige Nasenlöcher. Wir sehen wie Geister aus. Aber auch wir sind gekommen, um zu zocken.
    »Mmmm«, sagt Trellick und nickt dem Ami zu, als ginge er ihm nicht am Arsch vorbei, »das könnte ein Problem sein.« Ich nicke ebenfalls pathetisch und leere mein fünftes Glas eiskalten Weißweins.
    Als wir gehen, schaufeln die mexikanischen Hilfskellner gerade tonnenweise übrig gebliebenes Essen in Müllsäcke. Ich bekomme mit, wie sich einer von ihnen ein Steak einsackt.
    Später sind wir alle auf einem von Hunderten von Gigs, die überall in der Stadt stattfinden. Auf der Bühne spielt eine Band, eine vierköpfige Punkrock-Combo namens The Lazies, glaube ich. Die durchaus ansehnliche Sängerin kreischt über einen splitternden Turm aus gläsernem Feedback. Wie auf jedem Gig drehen auch hier die Teenager in den ersten Reihen völlig am Rad. Fehlgeburt, denke ich bei mir. Abgehalfterte, misstönende Fehlgeburt. Ich lege mir ein paar ätzende Bemerkungen für später zurecht. Nun wälzt sie sich auf dem Boden herum und wickelt dabei das Mikrofonkabel um ihren Körper. Schweiß läuft ihr das Gesicht herunter, während sie immer wieder so was wie »Fuck me in the ass« singt. Sie trägt total zerfetzte Netzstrümpfe, eine halbe Arschbacke blitzt hervor. Wirklich alles andere als unfickbar – nichtsdestotrotz eine abgehalfterte, misstönende Fehlgeburt.
    Gott sei Dank, endlich hören sie auf. Ich laufe durch ein krachendes Meer aus Plastikbierbechern zur Bar. Leamington, Trellick, Parker-Hall und Simon Tench, Parker-Halls Scout, stehen bereits dort. Ich sehe auch Miles und Dan von Parlophone, Steven Bass von Go! Beat und einige andere. Jemand reicht mir einen Kurzen. Einen Tequila.
    »Capitol hat gerade zweihundert geboten, nur für die USA«, sagt jemand.
    »Was denkst du?«, fragt mich dieses Wiesel Trellick.
    Ich denke, ich hätte gern ein Näschen. Ich denke, mein Hotelzimmer ist nicht groß genug.
    Dass man in erster Linie für seine Meinung bezahlt wird, beginnt irgendwann verdammt lästig zu werden. Zumindest wenn man eigentlich so gut wie gar keine hat – oder regelmäßig die falsche.
    »Die Sängerin ist ’ne geile Sau«, sage ich scharfsinnig. Alle nicken zustimmend. »Und dieser ›Fuck-me-in-the-ass‹-Song gefiel mir ganz gut. Auch wenn der es niemals ins Radio schaffen würde.«
    »Welcher Song?«, fragt Leamington.
    »Na der, in dem sie ›Fuck me in the ass‹ singt.«
    Leamington lacht. »Es heißt ›Love me, make it last‹. Das ist die Single.«
    »Hast du die etwa nicht?«, fragt Tench.
    »Klar doch, sicher«, sage ich leichthin und kippe den öligen, bitteren Schnaps runter, »scheiß drauf.«
    Als wir den Laden verlassen, um nach Taxen Ausschau zu halten, schließt Trellick zu mir auf. »Also, ich weiß ja nicht«, sagt er leise, »die anderen schienen alle drauf zu stehen. Sollten wir uns da nicht dranhängen?«
    »Ich hab das absichtlich runtergespielt, du Witzbold. Ich habe längst ein Treffen klargemacht.« Die Lüge schlüpft mir wie von selbst aus dem Mundwinkel. Die Lüge an sich kostet mich nicht die leiseste Anstrengung, aber, leider, habe ich mir damit einiges an Arbeit eingebrockt.
    »Guter Junge«, sagt Trellick und hebt die Hand, als ein kanariengelbes Taxi durch den Dschungel der texanischen Nacht auf uns zukommt.
    ***
     
    »Die beste Live-Band, die ich seit langer Zeit gesehen habe.« »Ach, wirklich?« Der Manager – ein sehniger, nach Vegetarier aussehender Indie-Anorak-Trottel – schaut nicht einmal auf, während er sich matschige Melonenstücke in den Mund stopft. Selbst wenn er es versucht hätte, könnte er kaum weniger enthusiastisch aussehen, was angesichts der Zeit und Mühe, die ich investiert habe, um dieses Geschäftsessen zu arrangieren, eine verdammte Unverschämtheit ist.
    Als ich letzte Nacht um drei Uhr sternhagelvoll ins Hotel zurückkam, rief ich Darren an. Ich verzichtete auf mein Recht, mir unmenschliche Mengen Koks reinzupfeifen und die örtlichen Nutten bis auf hundert Kröten für ungeschützten Oralverkehr runterzuhandeln. Stattdessen hing ich am Telefon, um zu arbeiten. Nachdem ich Darren angemessen beschimpft hatte, weil er mich nicht längst auf die Lazies aufmerksam gemacht hat (der verlogene Arsch behauptete tatsächlich, er hätte versucht, mir die Single vorzuspielen), sagte ich ihm, ich

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