Kill your friends
denke an nichts anderes als Knete und Ficken, aber das darf man ja nicht laut sagen.
Männer haben nun einmal Freundinnen. Man sieht das ständig. Es muss entscheidende Vorteile haben, zumindest finanziell und gesundheitlich. Jedenfalls ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass du freitagabends von der Arbeit kommst und – im Verlauf eines entspannten Wochenendes mit deiner Freundin – beinahe 2000 Pfund für Koks, Crack, Schnaps, Viagra und Nutten auf den Kopf haust. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass es so läuft. Es dürfte genauso unwahrscheinlich sein, dass deine Freundin dir die Art von Ausgehvergnügen anträgt, die erst am folgenden Nachmittag in einer albanischen Bumsbude enden – bis zu den Eiern in illegalen Immigranten steckend. Die schmutzigen Sachen treibst du nicht mit deiner Freundin, oder? Aber was machst du stattdessen? Du gehst, ich weiß es nicht, vielleicht ins Kino? Oder spazieren? Etwas in der Art?
Da fallen mir die Nachteile ein. Die Gespräche. Freundinnen stehen total auf diese Gesprächsnummer. Ross hat eine Freundin. Er erzählt ständig davon, was sie unternehmen und worüber sie reden. Sie möchten mit dir über nervige Wochenendtrips quatschen, auf die sie dich in drei Monaten mitschleppen wollen. Über die Farbe der Tapete. Sie fragen Dinge wie »Wie war dein Tag?« oder »Wie lief es im Meeting?«. Was interessiert es dich, wie mein Meeting lief? Mich interessiert es einen feuchten Hundefurz, wie das Meeting lief – und ich war dort.
Warum? Warum fragen sie einen diese Dinge? Was versprechen sie sich von der Antwort? Mit Nutten gelingt mir zumindest das Geplänkel, mit ihnen bekomme ich so eine Art Konversation auf die Reihe: Bück dich … Mach die Beine breit … gut … Lutsch ihn … schneller … Leck meine Eier … Piss mich an.
Ganz ehrlich: Ich schaffe es mit Mühe und Not.
Ich kehre mit den Gedanken in die Gegenwart zurück, in das Restaurant zu meinem Date. Sie sagt: »… und überhaupt ist die Business Class von British Airways fast so gut wie die Erste.«
Da liegst du falsch, denke ich. Aber ich korrigiere sie nicht. Ich höre nur zu und frage mich, wie viel ich von diesem Scheiß noch durchstehen muss, bis sie endlich so betrunken ist, dass sie mich an ihr Höschen lässt.
Müde greife ich nach dem Pinot Grigio und schenke ihr nach.
»Was denkst du gerade?« Ich denke daran, einen Megahit zu landen und dann deinen Cellulitishintern gegen einen jüngeren und knackigeren einzutauschen. Ist das der Film, den du gerne sehen willst? Was hältst du von einem kleinen Imbiss? Möchtest du tatsächlich einen beschissenen Spaziergang machen, du widerliche Kuh?
Ich liege in meinem Büro auf dem Sofa, spiele »Fifa ’97« auf der Play-Station und höre mit halbem Ohr Demos. Rebeccas fast schon lächerlich ernsthaftes Gesicht erscheint im Türrahmen.
»Steven?«
»Was gibt’s?« Ich muss nur noch den Verteidiger umspielen, wenn ich …
»An der Rezeption wartet jemand, der dich sehen möchte.«
»Sag ihm, er soll sich verpissen.« Geschafft, ich ziele in die lange Ecke …
»Ich glaube nicht, dass das eine so gute Idee wäre.«
»Warum nicht?« Ich schieße …
»Es ist ein Polizist.«
… und treffe den Pfosten.
Der Typ betritt das Büro. Er trägt ausgesprochen gewöhnliche Klamotten: einen billig aussehenden Anzug von Next oder Marks & Spencer. Er ist jung, vielleicht zwei bis drei Jahre älter als ich. »Mr. Stelfox?«, fragt er überflüssigerweise, als er mir die Hand reicht. Rebecca bleibt im Türrahmen stehen.
»Steven«, sage ich.
»Deputy Commissioner Woodham. Vielen Dank, dass Sie mich so kurzfristig empfangen. Sollte ich allerdings ungelegen kommen, könnte ich selbstverständlich auch später noch mal wiederkommen?«
»Nein, nein. Das geht schon in Ordnung. Können wir Ihnen etwas zu trinken bringen?«
»Sehr freundlich, nein danke.« Rebecca schließt die Tür, und Woodham nimmt ungeschickt auf dem Stuhl gegenüber Platz. Er ist groß und schlaksig, in seinem schäbigen, schlecht sitzenden Anzug wirkt alles an ihm lang und kantig. Sein Haar ist hell, allerdings nicht von diesem vollen Blond, das Leute von Trellicks Schlag schmückt. Sein Haar ist Arme-Leute-Haar: bleich, dünn und schlecht frisiert, was für einen Bullen eher ungewöhnlich ist. Hier und da fällt es auf seinen Hemdkragen. Sein Gesicht ist schmal und verkniffen, es sieht irgendwie traurig aus. Was aber absolut nachvollziehbar ist. Ich würde auch verdammt traurig aus
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