Kill your friends
der Wäsche schauen, wenn ich mich für schlappe zwanzig Riesen im Jahr in einem Next-Anzug mit dem Abschaum dieser Welt herumschlagen müsste.
»Wow«, sagt er, während er den Stapel Gold- und Platinplatten neben meinem Schreibtisch mustert, »sollten die nicht an der Wand hängen?«
»Ach, bisher bin ich immer irgendwie drumherum gekommen«, witzele ich vermeintlich bescheiden. »Pardon, aber geht es um Roger? Ich habe nämlich schon …«
»Ja, ich weiß, dass Sie bereits eine Aussage gemacht haben. Ich hätte da nur noch ein paar Fragen bezüglich der … hey …«. Er unterbricht und deutet auf die Pinwand hinter mir. »Ist das … sind Sie das mit Joe Strummer?«
Ich drehe mich um. Er zeigt auf eine Fotografie von mir und Strummer, die uns Arm in Arm in schlammverkrusteten Regenmänteln und Gummistiefeln – und völlig drauf – hinter der Pyramid-Bühne zeigt. Ich habe letztes Jahr kurz mit dem Gedanken gespielt, ihn zu signen. Doch seine Demos waren ein einziger Haufen Scheiße. Junge Bands reagieren aller dings sehr positiv auf das Foto. Guter Eisbrecher. »Oh ja«, sage ich kichernd, »letztes Jahr backstage in Glastonbury. Wir hatten schon ein bisschen was getrunken.«
»Wow. Wie ist er so?«
So ein peinlicher Wicht. »Joe? Er ist eine Seele von Mensch. Sind Sie Fan?«
»Gott, nein, das würde ich nie von mir behaupten. Aber ich habe The Clash live gesehen, als ich fünfzehn war«, strahlt er stolz.
»Tatsächlich?« Jesus, Maria und Josef, was für ein dämlicher Hund. »War wohl etwas vor meiner Zeit, befürchte ich.«
»Oh, die beste Live-Band aller Zeiten.«
»Da sind Sie nicht der Einzige, der das sagt. Entschuldigen Sie, Commissioner, ich muss jeden Moment in ein Meeting.«
»Aber natürlich, tut mir leid. Also, es geht um Folgendes: Ich gehe den Aussagen einiger Leute nach. Ich glaube, Sie haben einem meiner Kollegen gesagt, dass Sie …«, er holt sein Notizbuch hervor, »dass Sie in der Nacht seines Todes mit Mr. Waters zusammen waren?«
»Das ist richtig.«
»Sie waren … im Dublin Castle?«
»Stimmt. Dann haben wir uns ein Taxi geteilt, und ich setzte ihn bei sich zu Hause ab.«
»Irgendwas Gutes gesehen?«
»Irgendwas Gutes? Ach, das Konzert. Eine Band namens Rape Squadron. Waren nicht schlecht.«
»Ziemlich runtergekommener Schuppen, das Dublin Castle, oder?«
»Oh, Sie kennen es?«
»Ja, ja. Ich habe ein paarmal dort gespielt. Damals, Sie wissen schon.«
»Wirklich? Sie waren in einer Band?« Heiliger, unzurechnungsfähiger Vater im Himmel. »Was haben Sie gespielt?«
»Gitarre. Und ich habe die Songs geschrieben. Wir spielen immer noch nebenher, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Wir haben alle Jobs. Frau und Kind und so.«
Mein Gott, was für eine arme Sau. »Oh ja, das kann hart sein.«
»Wem sagen Sie das«, sagt er kopfschüttelnd. »Wie auch immer: Eigentlich wollte ich Sie nach Mr. Waters Gemütslage an diesem Abend fragen.«
»Inwiefern?«
»Nun, schien ihn irgendetwas zu bedrücken? Hatte er Feinde, von denen Sie wissen? Schulden? Geldprobleme?«
Ich gebe vor, kurz nachzudenken. »Nein. Nichts dergleichen. Er war nicht der Typ für Geldprobleme.« Der fette, überbezahlte Spasti.
»Na ja, das habe ich mir auch nicht wirklich vorstellen können. Geht ja alles auf Spesen in dieser Branche, nicht wahr?« Woodham lacht.
Ich lache ebenfalls. »Ja, ja. Früher war es wohl tatsächlich mal Usus, sich gelegentlich ein Bierchen auf Firmenkosten zu gönnen.«
»Haben Sie etwas getrunken?«
»Oh ja, das eine oder andere Bier. Er war ja gerade befördert worden. Wir haben gefeiert.«
»Drogen?«
»Nein.«
»Wirklich? Bei der Autopsie konnten beachtliche Mengen Kokain in Mr. Waters Blutbahnen nachgewiesen werden.«
»Das muss passiert sein, nachdem wir uns getrennt haben. Ich konsumiere kein Kokain.«
»Und ich dachte, in Ihrer Branche würden alle …«
»Oh, das ist ein Mythos. Wir sind ja nicht mehr in den Achtzigern. Heutzutage ist dieser Job Knochenarbeit.«
»Aber Sie wussten, dass er Drogen nimmt?«
»Na ja …«
Er macht sich ein paar Notizen und stellt einige weitere Fragen, die sich im weitesten Sinne auf Waters beziehen. Dann kommt er zu den Dingen, die ihn wirklich zu interessieren scheinen: Was für Bands wir so unter Vertrag nehmen? Wie viele Demos wir in der Woche bekommen? Auf wie vielen Konzerten ich gewesen bin? Mit wem ich gearbeitet habe? Was für Musik ich höre? (The Clash, Bob Dylan blah blah blah …) Schließlich schicke ich
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