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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Oktober zieht ins Land, und ihr verschwindet allesamt im Untergrund. Oder ihr fliegt auf irgendeine Insel? In ein Mädchenparadies, wo ihr an eurem Teint arbeitet, in Wäschekatalogen schmökert und die große Sommerattacke plant. Von Oktober bis Mai besteht die gesamte weibliche Population Londons vollständig aus 80-jährigen Polacken-Scharteken mit teppichdicken Strumpfhosen und Damenbart. Du blickst dich auf der Oxford Street um und denkst: Was, verfluchte Scheiße, geht denn hier ab? Nichts als Typen, Tunten und Tiere. Und dann kommt die Sonne zurück, und – peng! – London wird zur Pussyparty, einem Meer silikongepolsterter Teenager-Pornostars in Nanoröcken, bauchfreien Tops und Stringtangas. Neckende Taillen, spottende Arschbacken und angriffslustige Nippel, so weit das Auge reicht. Selbst Nicky hat sich von ihren traditionellen, schwarzen Fette-Vettel-Leggins getrennt und paradiert nun in einem kondomdünnen Kaftan durchs Büro, unter dem ihre gigantischen Albtraum-Titten herumschlappen wie mit Gel gefüllte Reisetaschen.
    Jeden Sommer wird es schlimmer. Es macht uns fertig. Es stört bei der Arbeit. Der Zeiger meines Libidometers, der schon unter normalen Umständen die meiste Zeit auf »Vergewaltiger« steht, sprengt die Skala. Letztens bin ich nachts durch Soho gestolpert, als mich die Geilheit dermaßen übermannte, dass ich in eine dieser ranzigen Einfahrten an der Berwick Street abtauchen musste, um mir in fünfzehn Minuten für fünfzig Pfund von einem osteuropäischen Teenager in einem schmuddeligen Satinschlüpfer meine pulsierenden Eier leersaugen zu lassen. (Wie in den meisten europäischen Hauptstädten ist es nach Mitternacht auch in London deutlich einfacher, sich von ein paar verschüchterten Immigrantenzwillingen mit einer Knarre am Kopf den Schwanz lutschen zu lassen, als eine Flasche Chardonnay zu kaufen. Im Moment wimmelt es nur so von knackigen bosnischen und kosovarischen Schnecken.)
    Und, ja, natürlich fühle ich mich schuldig, derart zum ständig wachsenden menschlichen Elend beizutragen. Aber, hey, was bleibt einem denn anderes übrig? Hättet ihr ein Herz, würdet ihr euch, verdammt noch mal, was anziehen.
    Es wird heißer, und es tut sich Einiges: Rage wurde verknackt, weil er einen British-Rail-Angestellten angegriffen hat, der ihn bat, seine Zigarette auszumachen. Wir haben immer noch keine Entscheidung bezüglich seines Albums getroffen.
    Es sieht ganz so aus, als würde Seagram die EMI kaufen.
    Ellie Crushs Platte wird in den USA mit Gold für eine halbe Million verkaufte Einheiten ausgezeichnet. Parker-Hall ist jetzt offiziell das beschissene Wunderkind der Plattenindustrie.
    Ich habe einige weitere Meetings mit Danny Rent wegen der Songbirds. Inzwischen sind auch andere Labels an ihnen interessiert, was zumindest insofern gute Nachrichten sind, weil es bedeutet, dass ich nicht völlig daneben liege. Aber … ich weiß es einfach nicht. Sie sind so verdammt schlecht. Ich hab gehört, dass Tracy Bennet drüben bei London Records einen zusammengewürfelten Haufen Muschis namens All Saints unter Vertrag genommen hat. Es scheint so, als würden es einige auf einen Versuch ankommen lassen, einen Honigtopf der Marke Spice Girls zu öffnen. Ich muss dringend etwas signen.
    Noch sind Waters und Schneider nicht ersetzt worden, und ich leite de facto die Abteilung, obwohl ich bisher weder eine offizielle Bestätigung noch eine entsprechende Gehaltserhöhung erhalten habe. Der Job wäre mir vermutlich längst angetragen worden, wenn sich »Why don’t you …« als Hit entpuppt hätte. Trellick hat irgendein Mädchen von der Sony geschwängert. Aber er verhält sich der Konvention entsprechend und spendiert ihr eine Luxusabtreibung: einen 24-Stunden-Aufenthalt im Wellington am Regents Park.
    The Lazies kommen rüber nach England. Sie machen eine kurze Europatour, spielen einige Warm-up-Gigs für Glastonbury und treffen sich mit Plattenfirmen. Nicht weniger als sieben Labels konkurrieren darum, sie zu signen. Augenscheinlich ist Parker-Hall dabei allen anderen eine Nasenlänge voraus. Mal abgesehen von Utrasound sind sie momentan die heißeste Band des Planeten. Mir ist es gelungen, Jimmy, ihren Indie-Loser-Manager, zu überzeugen, dass sie mit mir essen gehen, wenn sie in der Stadt sind.
    ***
     
    Auf dem Parkway gegenüber des Spread Eagle – der bereits brechend voll mit Sommersäufern ist – parke ich meinen Wagen ein und springe in den Kiosk, um Whiskey und Zigaretten zu kaufen.

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