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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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die Evakuierung eines Flüchtlingslagers sehen. Als wäre es nicht bereits kaum zu glauben, dass es für einige Minuten aufgehört hat zu regen, bahnen sich nun auch noch ein paar schwächelnde Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Wolken. Die Loser-Karawane jubelt.
    Ich ziehe kurz die Handbremse, um den Fernseher im Armaturenbrett anzuschalten. Vom Fahrersitz aus setzt sich Trellick gerade geduldig mit einem weiteren Security-Mann auseinander (»Wir sind von der Plattenfirma. Einer unserer Acts tritt in fünfzehn Minuten auf. Wir müssen auf der Stelle da rein.«), während der Festivallärm in der Ferne die Hügel und Täler von Somerset erbeben lässt. Auf der Rückbank singen Ross und Darren – beide bereits blau – »Here we go, here we go, here we go …«.
    Plötzlich hämmert jemand gegen das Fenster. Der Typ hat einen Bürstenschnitt, ist bis zur Hüfte entkleidet und tätowiert. Ich drücke auf den Knopf, das Fenster summt ein paar Zentimeter runter und lässt einen Schwall biergeschwängerten Atem ins Wageninnere. »Scheiße, das gibt’s doch nicht!«, brüllt er irgendwelchen Gestalten hinter ihm zu und deutet ins Cockpit, »die haben eine beschissene Flimmerkiste da drin!« Ich schau ihn nur an. »Alles klar, Alter!«, sagt er leutselig, »was glotzt ihr denn da?«
    Nachdem ich mich versichert habe, dass die Tür abgeschlossen ist, antworte ich: »Zum Arbeitsamt geht’s da runter, du Penner.« Und zeige nach hinten, die Straße hinunter, während ich auf den Knopf drücke und das Fenster ruckzuck wieder nach oben fährt. Der Typ ballt wütend seine Faust und wichst einen imaginären Schwanz in meine Richtung, während er in den Tross der anderen Loser zurückfällt.
    Nachdem er fast eine Stunde lang unsere VIP-Pässe und den Backstage-Parkausweis untersucht hat, scheint der Security-Mutant endlich zufrieden zu sein. Er dirigiert uns aus der Schlange heraus zu einem näheren, diskreteren Eingang. »Danke vielmals«, sagt Trellick, um dann ein paar Meter weiter »du bekackter Mongo« hinzuzufügen. Über dem Haupteingang – dem Eingang, durch den Tausende ermatteter, fußwunder, armer Würstchen auf das Festivalgelände getrieben werden – hängt ein Transparent mit der Aufschrift »Greenpeace Glastonbury Festival 1997«.
    Wir erreichen ein weiteres Tor und erdulden nervtötende Verhandlungen. Erst dann sind wir endlich auf dem Gelände und fahren hinter endlosen Zeltreihen entlang. Massen von Vollspacken und Arschgeigen sitzen vor ihren Zelten und saufen Stella, Woodpecker und was weiß ich was für einen Dreck. Ich sehe sogar einen Typen, der verficktes Newcastle Brown trinkt.
    Der Reiz eines Festivals will sich mir nicht erschließen. Diese abstoßenden Degenerierten, an denen wir vorbeifahren, haben darum gekämpft, hier reinzukommen. Sie halten sich für Glückspilze. Sie haben stundenlang am Telefon gehangen, um Eintrittskarten zu ergattern, und schließlich dankbar Hunderte von Pfund bezahlt, wenn sie welche gefunden haben. Jetzt feiern sie es, hier zu sein. Sie feiern also die Tatsache, dass sie in Urin durchtränktem Schlamm herumliegen, warmes Bier trinken und Burger essen dürfen, die ihnen irgendein syphilitischer Zigeuner zubereitet, während in der Ferne The Cast ihre größten Hits runterrotzen.
    Ich drehe mich zu Darren um und tätschle ihm neckisch die Wange.
    »Entkork die Sau und lass knacken, Amigo!«
    Er zieht eine weitere Flasche Mumm aus der Kühltasche zu seinen Füßen, während Ross seine American-Express-Karte in eine große Tüte Koks tunkt und wir reihum das Chang von der Kartenecke schniefen.
    »Und ab die Post!«, brüllt Trellick und trommelt aufs Lenkrad, »jetzt wird die Scheiße gerockt!«
    Darren reicht mir den Sekt, und ich schüttele die Flasche ein wenig, bevor ich den Korken aus dem offenen Fenster des Range Rover feuer. »Oi! Oi! Oi!«, grölen wir ausgelassen unisono, während ein paar arme Wichser von ihren Tassen voll Pisse und ihren Alufolien-Grills aufsehen und uns Blicke zuwerfen, die sie wahrscheinlich für vernichtend halten. »Jetzt lassen wir die Sau raus!«, brüllt Ross einem vorbeigehenden Hippie mittleren Alters direkt ins verständnislose Gesicht.
    Der Korken segelt im hohen Bogen über eine Reihe schmuddeliger Zelte und verschwindet in der Sonne, um schließlich, so hoffe ich zumindest, irgendeinem dreckigen Rotzbengel direkt in sein beschissenes Auge zu knallen. Wir rollen davon und brettern die metallene Zufahrt zum Gästeparkplatz

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