Killashandra
sie und dann Lars ungläubig an. »Ja, wurden Sie denn nicht informiert, daß der Kreuzerantrieb heute morgen versagte? Einer der Kristalle ist zerbrochen. Ich habe immer noch leichte Kopfschmerzen von den Schwingungen. Natürlich konnte das Schiff ohne Notreparatur nicht weiterfahren. Im Grund ging es nur darum, die Kristallsplitter auszuräumen und die Klammern der unbeschä-
digten Kristalle nachzuziehen, aber diese Arbeit erfordert eine ruhige Hand, ein scharfes Auge und ein gutes Gehör.
Kapitän Dahl erwies sich als erheblich fachkundiger als der Ingenieur des Kreuzers. Und er hat das absolute Gehör, das dafür unabdingbar ist. Ich glaube, er ist ein sehr wertvoller Assistent, auf den ich blind vertrauen kann. Ich bin sicher, daß Sie da meiner Meinung sind.«
Sie standen inzwischen vor dem Wagen. »Sie zuerst, Kapitän Dahl. Der Älteste Ampris soll zu meiner Rechten sitzen.«
Lars gehorchte, bevor der Älteste protestieren konnte, und dann saß auch schon Killashandra selbst im Wagen und lächelte unschuldig zu Ampris hinaus, als hätte sie nicht bemerkt, daß sie schon wieder seine Planung über den Haufen geworfen hatte.
Das Quartett ließ sich auf den Sitzen hinter ihnen nieder, und das Fahrzeug verließ den Hafen.
Häfen sehen in der ganzen Galaxis ähnlich aus. Glük-klicherweise kam die Natur den Bedürfnissen der Menschen sehr entgegen, so daß die Lagerhäuser, die Matro-senherbergen und die Handelshäuser nicht ganz so häß-
lich wirkten wie in anderen Häfen. Sie sah das auf einem Berg liegende Musikkonservatorium, sobald sie den Hafen verlassen hatten und offenes Ackerland durchfuh-ren. Von hier aus erblickte Killashandra auch die Arena neben dem Hauptgebäude und den schmalen Pfad, der zu jenem Vorort führte, den Lars Gartertown genannt hatte.
Sie fragte sich, ob dort bald eine neue Ladung Bier gebraut würde. Vielleicht konnte Lars ihr ein paar Flaschen besorgen.
Im Wagen herrschte während der ganzen Fahrt gespanntes Schweigen. Ampris kochte neben ihr vor sich hin, und Lars wirkte wie versteinert. Die knisternde Atmosphäre ging ihr auf die Nerven, und sie fragte sich, ob sie Lars nicht zuviel zugemutet hatte. Aber wenn sie sich nicht so bemüht hätte, jeden Verdacht von ihm abzulenken, hätte ihm die Verfolgung durch die Behörden gedroht. War die Annahme falsch, er sei ebenso wie sie an einer Fortsetzung ihrer Beziehung interessiert? Olav hatte ihnen beiden die Girlanden um den Hals gehängt. Das mußte doch eine Bedeutung haben. Sie wollte so bald wie möglich mit Lars darüber reden.
Nach einer scheinbar sehr langen Zeit hielten sie vor dem beeindruckenden Eingang des Konservatoriums.
»Ich habe im Interesse Ihrer Sicherheit auf einen formellen und ermüdenden Empfang verzichtet, Gildenfrau.«
Der Älteste Ampris stieg aus und drehte sich um, um ihr aus dem Wagen zu helfen.
»Ich habe keine Angst vor einem zweiten Angriff, Ältester Ampris«, sagte sie, als sie seine Hand nahm und ihn anstrahlte, »solange Kapitän Dahl bei mir ist. Und wissen Sie, nach der höflichen Aufnahme bei den Inselbewohnern glaube ich allmählich, daß der Angriff und meine Entführung den Inselbewohnern nur untergeschoben werden sollten. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß die Inselbewohner in irgendeiner Weise auf das Festland eifersüchtig sind.«
Inzwischen war auch Lars mit immer noch ausdruckslosem Gesicht ausgestiegen. Ampris biß die Zähne zusammen und versuchte sich zu beherrschen. »Angesichts Ihres Bedürfnisses nach Ruhe, Gildenfrau, ziehen Sie es vielleicht vor, das Abendessen in Ihrer Suite einzunehmen.«
»Das ist sehr aufmerksam, Ältester Ampris. Einen Kristallantrieb neu abzustimmen, ist eine sehr ermüdende Arbeit. Es gibt da so viele Dinge, die eine exakte Koordination der Muskulatur und große Konzentration erfordern.« Sie seufzte müde und wandte sich mit einem entschuldigenden Lächeln an Mirbethan und die anderen.
»Ich werde gleich morgen früh gut ausgeruht mit der Reparatur der Orgel beginnen. Oh, Thyrol? Da Kapitän Dahl mir helfen wird, brauche ich keine weiteren Mitarbeiter.«
Sie nahm Lars am Arm und führte ihn die flachen Stufen der Treppe zum Haupteingang hinauf. Sie spürte, wie er schauderte, doch ohne in sein Gesicht zu blik-ken, konnte sie nicht erkennen warum. Und sie wagte es nicht, sich zu ihm umzudrehen. »Kennen Sie den Weg zu meinem Quartier, Kapitän Dahl?«
»Wenn ich Sie führen darf«, schaltete Mirbethan sich ein und eilte voraus, um
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