Killashandra
Vergleichswert.
Deshalb bin ich froh, daß Sie heute abend zu dem Konzert kommen werden, das auf der kleineren Orgel im Konservatorium gegeben wird.«
»Ja, natürlich.« Killashandra versuchte, ihm äußerst liebenswürdig zu antworten. »Wir sind ja mit der Installation fast fertig, und seit Trag da ist, weiß ich erst, unter welcher Spannung ich gestanden habe. Es ist immer einfacher, sich die Verantwortung zu teilen, nicht wahr, Ältester Ampris?« fügte sie fröhlich hinzu.
Er murmelte etwas und zog sich zurück. Trag sah sie erwartungsvoll an.
»Wenn man das Unausweichliche nicht mehr vermeiden kann, soll man es wenigstens anmutig hinnehmen.«
Sie verzog das Gesicht. »Ich muß allerdings zugeben, daß ich Studentenkonzerte hasse.«
Lars grinste. »Oh, heute abend werden bestimmt keine Studenten spielen, Killa. Und da du mir gesagt hast, woher Ampris' Musikthema eigentlich stammt, bin ich auf deine Kritik wirklich gespannt. Seid ihr eigentlich alle musikalisch ausgebildet?« fragte er Trag.
»Die meisten.« Trag legte behutsam die Werkzeuge in die Hülle zurück und winkte Lars, den Kristallbehälter zu schließen. Killashandra deckte das Manual ab, riß sich ein Haar aus, feuchtete es an und legte es über eine Ecke des Deckels. Trag schnaubte, was sie als Zustimmung verstand.
»Haare auf den Zähnen, Haare auf dem Kopf«, sagte Lars trocken.
»Woher hast du nur diese Redensarten?« fragte Killashandra und verdrehte in übertriebenem Entsetzen die Augen. Dann deutete sie auf seine Hosentasche.
»Ich würde mir dieses Gerät gern mal ansehen«, sagte Trag. Lars zog das kleine Störgerät aus der Tasche.
»Trag, ich habe versucht, sie davon zu überzeugen, daß ich ihre Monitore störe.«
Trag überraschte Killashandra, indem er ihr eine Hand auf die Schulter legte. »Nicht schlecht; sonst hätten wir uns sehr unbeliebt gemacht. Sehr vernünftig von dir.«
»Wie viele Mythen um Kristallsänger sind eigentlich aus bloßen Vorsichtsmaßnahmen entstanden?« fragte sie Trag. »Oder aus unserem Überlebenswillen?« Trag zuk-kte gleichgültig die Achseln.
Lars deaktivierte das Gerät, als Killashandra die Tür öffnete. Als sie über die Bühne gingen, beobachtete Killashandra, ob die Akustik des Amphitheaters auch Trag beeindruckte. Er ging nicht langsamer, und er reagierte auch nicht auf die Echos, die seine energischen Schritte hervorbrachten. Die Wächter mußten sich beeilen, um mit ihnen Schritt zu halten.
Als sie in der Gästesuite waren, in der auch Trag untergebracht war, schaltete Lars das Störgerät ein, bevor er es Trag gab.
»Sie haben jeden Tag die Monitore in der Orgelkammer ersetzt, aber ein leiser Ton der Kristalle zerstört sie wieder«, erklärte Killashandra, als sie sich über die Hausbar hermachten. »Ein kaltes Glas Bascum, Trag?«
»Bitte!« Trag gab das Störgerät an Lars zurück. »Wie sieht der Detektor im Raumhafen aus?«
»Es ist ein Isotopenscanner«, sagte Lars und verzog verzweifelt das Gesicht. »Wir glauben, daß der Detektor von einem sehr seltenen Eisenisotop ausgelöst wird, das es nur auf Optheria gibt. Sobald sich genügend Isotope im Knochenmark gesammelt haben, spricht der Scanner an. Wir haben versucht, die Isotopen zu neutralisieren und den Scanner zu unterlaufen, aber bisher hatten wir keinen Erfolg.» Er runzelte die Stirn. »Die Wächter sind Rehabilitierte, und sie schießen genau. An ihnen vorbei zu wollen, ist eine sehr wirkungsvolle Form des Selbstmordes. Es gibt auch ein Betäubungsfeld, das sich ein-schaltet, falls mehrere Menschen gleichzeitig eindringen wollen.«
»Ich wurde von vier Optherianern abgeholt...«, begann Trag.
»Die natürlich hineingekommen sein müssen. Oh, Leute mit einer entsprechenden Genehmigung gehen ein und aus, aber sie vergessen nie, sich bei den Wachen aus-zuweisen.«
Killashandra hatte inzwischen Sandwiches bestellt, die sie jetzt an die Männer austeilte.
»Wir haben nicht mehr viel Zeit vor dem Essen und dem Konzert, und ich brauche ein Bad«, verkündete sie mit vollem Mund.
»Ich auch.« Lars folgte Killashandra und nahm das Störgerät mit, nachdem er Trag entschuldigend zugenickt hatte. »Trag wird uns doch nicht gefährlich, oder?« murmelte Lars sarkastisch, sobald sie das nicht überwachte Bad betreten hatten.
Killashandra zuckte die Achseln und grinste schief.
»Ich hätte nicht gedacht, daß er sich so steif geben wür-de, aber wir wußten ja nicht, welche Lügen sich die Ältesten ausgedacht hatten.
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