Killashandra
Orgeln zu spielen?«
Killashandra brachte ein mädchenhaftes Kichern zustande. »Mir? Nein. Aber ich habe gestern abend eine wundervolle Aufführung auf der kleinen Sinnesorgel des Konservatoriums gehört. Sie würden gar nicht glauben, wie vielseitig, wie mächtig und wie anregend dieses Instrument ist. Corish, Sie müssen einfach eins dieser Konzerte besuchen, bevor Sie wieder abreisen. Wie ich hörte, sollen bald die öffentlichen Konzerte beginnen, aber ich will mich gern erkundigen, ob Sie schon vorher ein Konzert des Konservatoriums besuchen dürfen. Sie müssen einfach die optherianische Orgel hören, Corish; sonst können Sie nicht verstehen, was mir dieses Erlebnis bedeutet.« Jemand kniff sie in den Arm. Nun, vielleicht übertrieb sie ein wenig, aber etwas Begeisterung war sicher in Ordnung. »Haben Sie Ihren Onkel schon gefunden?«
Corish verzog schmerzlich das Gesicht. »Leider noch nicht.«
»Oh, mein Lieber, das ist aber traurig.«
»Und ich habe nur noch zwei Wochen Zeit, bis ich wieder abreisen muß. Die Familie wird mein Versagen äußerst ungnädig aufnehmen. Nun, Killashandra, ich weiß ja, daß Sie mit Ihren Studien beschäftigt sind und daß dies eine einmalige Chance für Sie ist, aber könnten Sie sich vielleicht einen Abend für mich freimachen?«
Killashandra mußte Corish zugestehen, daß er eine ausgezeichnete Vorstellung gab.
»Oh, Corish, Sie klingen so entmutigt. Ja, ich bin sicher, daß ich einen Abend herausschinden kann. Ich glaube, heute abend ist kein Konzert; ich werde mich erkundigen. Schließlich bin ich,hier keine Gefangene.«
»Das will ich auch nicht hoffen«, erwiderte Corish steif.
»Wo kann ich Sie eigentlich erreichen?«
»In der Piper Facility«, entgegnete Corish, als käme überhaupt kein anderer Ort in der Stadt in Frage. »Wo Sie mir«, fuhr er nachdrücklich fort, »eine Nachricht hinterlassen wollten. Ich machte mir Sorgen, als ich überhaupt nichts mehr von Ihnen hörte. Das Essen hier ist nicht schlecht, aber man bekommt nichts Gescheites zu trinken. Es ist eine typische Touristenabsteige. Ich werde mal sehen, ob man mir nicht ein Lokal empfeh-len kann, das für Optheria etwas typischer ist. Wissen Sie, diese Welt ist gar nicht so schlecht. Ich habe einige wirklich wertvolle Menschen kennengelernt, sehr hilfsbereite, freundliche Menschen.« Dann strahlte er wieder. »Hinterlassen Sie mir doch eine Nachricht in der Facility, wenn Sie sich nicht freimachen können.
Sonst kommen Sie einfach um halb acht her. Haben Sie genug Geld für die Fahrkarte?« Jetzt war er aber etwas zu herablassend, der weitgereiste erwachsene ältere Bruder.
»Aber natürlich«, erwiderte sie fröhlich. »Sie kommen mir so langsam vor wie mein Bruder. Bis später!« damit unterbrach sie die Verbindung und wandte sich wieder an Trag und Lars. »Damit wäre schon mal ein Problem gelöst, oder?«
»Wieso?« fragte Trag verständnislos. »Ich glaube schon«, erwiderte Lars. »Corish hat einen uneinge-schränkten Reisepaß, der vom Ältesten Pentrom ausge-stellt wurde. Er muß Beglaubigungen von sehr hochge-stellten Föderationsmitgliedern haben, um eine derartige Unterstützung zu genießen.«
»Eher schon deshalb, weil ihm sein angeblicher Onkel ein ansehnliches Vermögen vererben wird, von dem die optherianische Regierung sich einen Teil unter den Nagel reißen will«, warf Killashandra ein. Lars nickte. »Und wenn seine Tarnung so gut ist, daß die Ältesten seine wahre Identität noch nicht durchschaut haben, dann kann er mit jedermann Verbindung aufnehmen, dem wir eine Nachricht übermitteln wollen, einschließlich Olav Dahl.
Oder mit Nahia oder Hauness.«
»Ich frage mich nur«, bemerkte Lars etwas ängstlich,
»warum er gerade jetzt mit dir Verbindung aufnimmt. Er muß aus Ironwood in die Stadt zurückgekommen sein —
und damit von Nahia und Hauness. Vielleicht sind sie in Gefahr. Bei der Suche wurden so viele Leute aufgegrif-fen und verhaftet...«
Killashandra legte Lars beruhigend eine Hand auf den Arm. »Ich glaube, Corish hätte es irgendwie geschafft, uns das anzudeuten.«
»Ich glaube, das tat er, indem er sagte, daß er seinen Onkel noch nicht gefunden hätte.«
»Wenn er uns gesagt hätte, daß er seinen Onkel gefunden hat«, wandte Trag ein, der sich unerwartet auf Killashandras Seite schlug, um Lars zu beruhigen,
»dann würde er diesen Reisepaß nicht mehr brauchen, und wenn er ein so guter Agent des Rates ist, wie es scheint, dann würde er auf diese
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