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Killashandra

Killashandra

Titel: Killashandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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gab ihr den Hammer zurück.
    »Und mit Ihrer Erlaubnis, Ältester Ampris«, begann Killashandra, »würde ich jetzt gern auf der Orgel spielen.« Als sie sein Zögern bemerkte, fuhr sie fort: »Es wäre eine große Ehre für mich, und ich würde natürlich nur den akustischen Bereich benutzen. Nach der Vorstellung der letzten Nacht wäre es allzu kühn von mir, wollte ich mich an den Verstärkungseinrichtungen versuchen.«
    Der Älteste Ampris ergab sich steif ins Unvermeidliche und forderte sie mit einer Geste auf, ihm zu folgen.
    Obwohl sie nichts hätte tun können, um die Tastatur der Orgel zu beschädigen, denn die Wachleute behielten sie genau im Auge. Sie setzte sich und versuchte, die zahlreichen Augen und die sauren Gesichter zu übersehen.
    Sie entschied sich gegen die Beethoven-Stücke, die sie auf Fuerte gelernt hatte. Das wäre gefährlicher, als ihre persönliche Befriedigung wert war. Sie fuhr die verschiedenen Systeme der Orgel hoch und wartete, bis sich die elektronischen Kreise erwärmt und stabilisiert hatten.
    Ebenso verwarf sie den Gedanken, eins von Lars' Themen zu benutzen. Sie massierte sich die Finger, zog die entsprechenden Register und tanzte rasch über die Pedale, um ihre Reaktion zu testen.
    Sie war so diplomatisch, mit den ersten Akkorden eines Liebesliedes von Fuerte zu beginnen, das einem der Volkslieder ähnelte, die sie an jenem zauberhaften Abend am Strand mit Lars gehört hatte. Die Tastatur reagierte leicht auf jede Berührung, und da sie wußte, daß sie oft zu hart anschlug, mußte sie ihr Gleichgewicht finden, bevor sie mit der Melodie begann. Obwohl sie leise und zart spielte, spürte sie, wie die Töne in der perfekten Akustik des Konzertsaales reflektiert wurden. Der Schirm der Orgel schützte sie vor den Echos.
    Diese Festivalorgel zu spielen, war eine unglaubliche Erfahrung für eine begabte Musikerin. Für sie als Sängerin hatten Tasteninstrumente bisher nur der Begleitung gedient, als Ersatz für ein Orchester oder einen Chor. Sie war immer noch nicht von der optherianischen Ansicht überzeugt, die Orgel sei das beste aller Instrumente, aber sie war bereit, ihre Einschätzung nach oben zu korrigieren.
    Selbst das einfache Volkslied mußte, wenn es, angerei-chert durch Farben, Düfte und >die Freude des Frühlings< auf der optherianisehen Orgel gespielt wurde, stark auf Stimmungen einwirken. Sie war schwer in Versuchung, noch einmal in die Register zu greifen und einige sensorische Takte zu spielen.
    Plötzlich wechselte sie zur Dominante und schlug ei-ne martialische Melodie mit brummenden Baßnoten an; doch mitten im Stück verlor sie die Lust und wechselte zur Begleitung einer ihrer Lieblingsarien über. Sie wollte die Musik nicht durch ihren Gesang verderben und spielte die Melodiestimme auf dem Manual, das sie gerade repariert hatte, während das Orchester vom zweiten Manual und den Baßpedalen nachempfunden wurde.
    Die Antwort des Tenors folgte natürlich auf dem dritten Manual, das etwas sanfter klang als die Sopranstimme.
    Vom letzten Ton der Arie wechselte sie zu einer anderen Melodie über, die sie mit Baßakkorden anreicherte; sie war nicht ganz sicher, woher sie die Melodie kannte, bis sie spürte, wie jemand sie in die Hüfte zwickte. Ihre Finger rutschten von den Tasten, als ihr einfiel, daß sie Lars'
    Melodie übte. Sie verwandelte die ungeschickte Bewegung in einen weiteren Wechsel zur ersten Melodie, die ihr einfallen wollte; es war ein altes Thema mit eindeutig religiösen Untertönen. Sie endete mit einigen Läufen und hob, sichtlich widerstrebend, Hände und Füße von der Orgel und drehte den Stuhl herum.
    Lars, der direkt neben ihr stand, nahm ihre Hand, um ihr vom hohen Orgelhocker auf den Boden herunterzuhelfen.
    Der Druck seiner Finger war ein Kompliment, seine geschwungenen Augenbrauen schalten sie für ihren Ausrutscher. Aber das überraschte Gesicht des Ältesten Ampris gefiel ihr am besten.
    »Meine liebe Killashandra, ich hatte ja keine Ahnung, daß Sie eine so ausgezeichnete Musikerin sind«, sagte er mit erneuerter Liebenswürdigkeit.
    »Leider etwas aus der Übung«, sagte sie, obwohl sie wußte, daß sie nur wenige falsche Noten angeschlagen und den Takt gehalten hatte. »Für jemanden wie mich ist es fast überwältigend, auf so einer hervorragenden Orgel zu spielen, und ich werde diese Ehre mein Lebtag nicht vergessen.« Sie meinte es ernst.
    Es gab einiges Geschiebe und Gescharre, als die Wachleute eine Handvoll zögernder

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