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Killashandra

Killashandra

Titel: Killashandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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wäre, sie zuzuknallen. Sie hatte gerade noch Zeit, das Shuttle zu erreichen.
    »Abgang Killashandra. Ganz leise. Aber dann zurück auf die Bühne!«

03
    TRAG HATTE KILLASHANDRAS ABREISE genau geplant, denn sie und die drei Kisten mit weißem Kristall waren schon vier Stunden nach dem Gespräch an Bord eines Frachters, der zum Rappahoe Transfer Satellite startete. Sie dachte in dieser Situation nicht darüber nach, denn sie ging völlig in ihren starken Gefühlen unter: der Verlust, Reue über ihre Wirkung auf Lanzecki und ein perverses Bedürfnis, Trag ihren Wert zu beweisen. Obwohl sie sich von den Umständen hatte treiben lassen, gab sie die Hoffnung nicht auf, Lanzecki könnte irgendwie von ihrer Flucht erfahren und die Mission noch verhindern.
    Um sicherzustellen, daß alle von ihrem Ziel erfuhren, fegte sie wie ein Wirbelwind durch die Einkaufszone der Shanganagh Base. Sie kaufte notwendige Kleinigkeiten, Plunder und Lebensmittel und gab zu jedem Einkauf lautstarke und zungenläufige Erklärungen. Jedesmal wenn sie die Kredite abbuchen ließ, nannte sie laut ihren Namen, damit auch jeder erfuhr, wohin Killashandra Ree reiste. Nachdem sie noch einige wichtige Kleidungsstücke in ihren Seesack gestopft hatte, gewann ihr scharfer Überlebensinstinkt bei den Lebensmittelhändlern der Basis die Oberhand. Sie konnte sich lebhaft an die eintönige Ernährung auf dem Selkiten-Frachter und an die Pampe erinnern, die sie auf dem Trundomoux-Kreuzer bekommen hatte. Sie mußte auf ihren Geschmack und auf ihr Verdauungssystem Rücksicht nehmen.
    Leider tippte ihr kein diensteifriger Ladenbesitzer auf die Schulter, um ihr von einem dringenden Anruf des Gildemeisters zu berichten. Viel eher schienen die Leute auf Distanz zu gehen. Ein zufälliger Anblick ihres aus-gezehrten faltigen Gesichts in einem Spiegel erklärte warum — sie brauchte keine Maskenbildner, um eine Rolle als gehetzte, verzweifelte und verstörte Heldin zu übernehmen. In diesem Augenblick meldete sich ihr Humor vorübergehend zurück. Sie hatte oft geglaubt, die Schminke für Lucia, Lady MacBeth oder Testuka und Isolde sei völlig übertrieben. Nun, da sie selbst erlebte, wie es war, durch ein selbstloses Opfer eine große Liebe zu verlieren, erkannte sie, wie Kummer auf das Aussehen wirkte. Sie sah schrecklich aus! Deshalb kaufte sie zwei schillernde, bunte und weite Kaftane aus belugischer Spinnenseide und ein Reisenecessaire mit modischen Kosmetika, die sie ebenfalls in ihren aufgeblähten Seesack stopfte. Sie würde neun Tage auf dem ersten Frachter verbringen — genug Zeit, ihr beschädigtes Äußeres wieder-herzustellen.
    Dann kam der Aufruf für die Pink Tulip Sparrow, und sie mußte zum Ausgang. Um das Unvermeidliche hin-auszuzögern, ging sie mit einer Geschwindigkeit zur Rampe, die einem Begräbnis angemessen gewesen wäre.
    »Sängerin, wir müssen starten! Bitte, beeilen Sie sich.«
    Sie tat so, als wolle sie der Aufforderung folgen, doch als der Maat versuchte, ihren Arm zu fassen, um sie in die Schleuse zu schieben, sträubte sie sich. Er ließ sie jäh wieder los und starrte sie erschrocken an — seine Arme waren nackt, und die Haare standen aufrecht.
    »Ich warte auf Einkäufe aus den Geschäften.« Killashandra sehnte sich so sehr nach einer Rettung in letzter Minute, daß ihr jede Verzögerung recht war.
    »Da!« Der Maat deutete empört und ungeduldig auf einen Stapel von Paketen in allen möglichen Größen, die im Gang herumlagen.
    »Die Kristalle?«
    »Die Kisten sind im Frachtraum für empfindliche Waren gesichert.« Er machte wieder Anstalten, ihren Arm zu packen und sie an Bord zu zerren, doch er hielt mit enttäuschtem Gesicht inne. »Wir müssen starten. Die Raumhafenleitung von Shanganagh verhängt schwere Strafen, wenn man ein Startfenster verpaßt. Und Sie können mir nicht erzählen, Kristallsängerin, daß Sie genug Kredite haben, um das zu bezahlen.« Nun gab sie jede Hoffnung auf, daß Lanzecki sie wie die legendären Helden aus den Märchen im letzten Augenblick vor ihrem unendlich großen Selbstopfer retten werde. Sie betrat den Frachter. Die Luftschleuse schloß sich mit solcher Geschwindigkeit hinter ihr, daß die schwere Au-
    ßenluke beinahe noch ihre Fersen erwischte. Das Schiff verließ bereits die Landebucht, als der Maat sie aus der Schleuse führte und die Innentür schloß.
    Killashandra spürte einen überwältigenden Impuls, die Luftschleuse aufzureißen und in die gesegnete Leere des Weltraums

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