Killashandra
öffentlichen Meinung über diese Beschränkung. Der FSC weiß, daß Einzelpersonen einer gewissen Unzufriedenheit Ausdruck gegeben haben. Außerdem wurde vom Executive Council der Federated Artists Association eine Beschwerde eingereicht.«
Killashandra pfiff leise. Also hatten sogar schon die Stellars protestiert? Nun, wenn optherianische Komponisten und Musiker betroffen waren, dann mußte der Executive Council natürlich aktiv werden. Selbst wenn sie Jahrzehnte gebraucht hatten, um darüber zu entscheiden.
»Und da der Vertreter der Gilde bei diesem Auftrag zwangsläufig mit Komponisten und Künstlern in Kontakt kommt, ja, vor diesem Hintergrund will ich den Auftrag gern übernehmen.« War das der Grund für Lanzeckis Einwände gewesen? Wollte er sie vor dem verbissenen Idealismus des engstirnigen optherianischen Rates schützen? Aber als Mitglied der Heptiten-gilde, somit immun gegenüber örtlichen Gesetzen und Beschränkungen, drohte ihr in dieser Hinsicht keine Gefahr. Sie unter-stand ausschließlich der Gerichtsbarkeit ihrer Gilde. Es kam nicht in Frage, daß irgendeine Kunstform gesetzlich beschränkt wurde. »Optherianische Orgeln gibt es schon sehr lange ...«
»Es geht um die öffentliche Billigung.«
Trag ließ sich nicht von der offiziellen Formulierung der Anfrage abbringen.
»Also gut, ich habe verstanden.«
»Dann übernimmst du diesen Auftrag?«
Killashandra blinzelte. Bildete sie sich Trags Eifer nur ein, das plötzliche Nachlassen der Spannung in seinem Gesicht?
»Trag, dieser Auftrag bedeutet noch etwas anderes, das du mir nicht gesagt hast. Ich warne dich, wenn diese Sache so ähnlich wird wie die Trundie ...«
»Deine Vertrautheit mit den Einzelheiten dieses Auftrages verrät, daß du dir bereits Hintergrundinformatio-nen beschafft hast. Ich habe dich über die Anfrage des FSC unterrichtet.«
»Laß mir noch eine Weile Zeit zum Überlegen, Trag!«
bat sie. Sie musterte sein Gesicht. »Lanzecki gab mir deutlich zu verstehen, daß ich mich besser nicht bewer-ben sollte.«
Soso. Mit dieser Reaktion hatte sie allerdings nicht gerechnet. Trag war verblüfft. Er hatte sie mit vorsichti-gen Schmeicheleien ködern wollen. Ihr Respekt für den Verwaltungsleiter schwang sich zu ungeahnten Höhen auf. Ein so umständliches Vorgehen hätte sie ihm nie zugetraut, denn er war Lanzecki und der Gilde treu ergeben.
»Dann fragst du mich ohne Lanzeckis Wissen?« Ihr entging nicht, daß Trags Nasenflügel für einen Moment bebten und seine Kiefermuskeln sich anspannten.
»Warum, Trag?«
»Dein Name war der erste auf der Liste der qualifizierten und verfügbaren Sänger.«
»Vergiß es, Trag! Warum ich?«
»Den Interessen der Heptitergilde ist am besten gedient, wenn du den Auftrag annimmst.« Trags Stimme klang jetzt beinahe verzweifelt.
»Hast du was gegen die Beziehung zwischen Lanzecki und mir?« Sie hatte keine Ahnung, auf welche Weise Trag sich an Ballybrans Symbionten angepaßt hatte und welche Irrwege seine Gefühle unter dessen Einfluß einschlugen. Wenn da Eifersucht im Spiel war...
»Nein.« Trags Gesichtsmuskeln entspannten sich etwas. »Bisher hat er sein Urteil noch nie durch persönliche Beweggründe trüben lassen.«
»Wie hat er das geschafft?« Killashandra war wirklich überrascht. Trag beschwerte sich nicht, daß Lanzecki ihr schon einmal einen lukrativen Auftrag gegeben hatte. Er war verblüfft, weil Lanzecki ihr den Auftrag nicht geben wollte. »Ich kann dir nicht folgen.«
Trag starrte sie so lange an, daß sie schon glaubte, ihr Bildschirm sei ausgefallen.
»Und wenn du nur nach Rani fährst, dann wirst du nicht weit und nicht lange genug weg sein. Lanzecki hat seine schon lange fällige Fahrt in die Berge immer wieder aufgeschoben, Killashandra Ree. Deinetwegen. Dein Körper ist so voller Resonanz, daß er sich die Verzögerung leisten konnte. Aber deine Resonanz ist nicht genug. Wenn du nicht mehr hier bist, ist er gezwungen, selbst wieder Kristalle zu schneiden und seinen Körper und seinen Symbionten zu erfrischen. Wenn dir der Mann wirklich etwas bedeutet, dann mußt du fahren.
Sofort. Bevor es für ihn zu spät ist.«
Killashandra starrte Trag an und versuchte, die volle Bedeutung seiner Worte zu erfassen — zuerst kam die Erkenntnis, daß Lanzecki ihr wirklich etwas bedeutete.
Sie ging in einer Woge von Glück und Zärtlichkeit fast unter. Mit dieser Möglichkeit hatte sie nie gerechnet.
Auch nicht mit dem Gegenstück: daß Lanzecki sich weigerte,
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