Killashandra
Pilsner hier ist gar nicht schlecht. Was haben Sie da?«
Sie ging auf seinen geschickten Themawechsel ein und kümmerte sich wieder um ihr Bier. Obwohl das Kristallsingen die Fähigkeit mit sich brachte, beinahe unbegrenzte Mengen Alkohol ohne sichtbare Wirkung aufzunehmen, spielte sie ihm die Symptome eines leichten Rausches vor, während sie ihm ihre erfundene Geschichte anvertraute.
Wo es nötig war, ergänzte sie die Erzählung mit wirklichen Begebenheiten aus ihrer Zeit im Arts Complex. So erfuhr Corish, daß sie Tasteninstrumente spielte und im letzten Jahr ihrer Ausbildung stand. Sie hoffte, durch die Teilnahme am optherianischen Festival genug Punkte für ihren Abschluß zu sammeln. Sie hatte Empfehlungsschreiben hochgestellter Persönlichkeiten bei sich, die ihr die Türen des Federal Music Conservatory auf Optheria öffnen würden, wo sie hoffte, auf einer optherianischen Orgel spielen zu dürfen.
»Ich brauche nur eine Stunde«, erklärte sie Corish und blinzelte ihn trunken an, »damit ich meine Dissertation abschließen kann.«
»Nach allem, was ich über die kostbaren Orgeln hörte, können Sie schon von Glück sagen, wenn Sie den Raum betreten dürfen, in dem eine Orgel steht.«
»Dann eine halbe Stunde.«
»Wie ich hörte, dürfen nur von der Föderation lizen-sierte Spieler die Orgel benutzen.«
»Nun, dann müssen sie in meinem Fall eine Ausnahme machen, denn ich habe ein Empfehlungsschreiben von unserem Präsidenten — er ist ein Freund meiner Familie.
Und eine versiegelte Botschaft vom Stellar-Künstler Dal-kay Mogorog ...« Sie hielt ehrfürchtig inne, nachdem sie diesen berühmten Namen genannt hatte, der Corish allerdings unbekannt war. »Ich bin sicher, daß sie nachgeben.
Und wenn es nur fünfzehn Minuten sind«, fuhr sie fort, als sie Corishs Kopfschütteln sah. »Sie müssen mich einfach spielen lassen! Ich mache nicht eine solch weite Reise, um mich dann einfach abweisen zu lassen. Ich studiere Tasteninstrumente, und ich habe ein Stipendium beim Federated Sentient Planets Conservatory auf Terra gewonnen. Ich durfte sogar auf einem Mozartklavier, auf einem Spinett von Händel, auf Purcells Harpsichord, auf einer Bachorgel und auf einem Pianoforte von Beethoven spielen und...« Sie stieß auf, um die Tatsache zu verbergen, daß ihr die berühmten Komponisten und Instrumente ausgingen.
»Soso. Welches Bier möchten Sie jetzt kosten?«
»Wie?«
Corish führte sie hilfsbereit zu ihrer Kabine und legte sie auf die Pritsche. Als er sie mit einer leichten Decke zudek-kte, spürte sie die statische Entladung von ihrer Schulter auf seine Hände. Er zögerte einen Augenblick lang, dann ging er still hinaus.
Sie gab ihm Zeit, die Kabine zu verlassen, und dachte unterdessen über ihren >Auftritt< nach. Sie kam zu der Ansicht, daß sie nicht aus der Rolle gefallen war. Es war nett von ihm, daß er die Situation nicht >zu seinem Vorteil ausgenutzt< hatte. Als sie sich sicher genug fühlte, huschte sie aus der Kabine und ging zur Sportebene. Zu dieser späten Stunde war der Bereich völlig verlassen, und sie genoß eine volle Stunde im Regenerationsbad.
Am nächsten Morgen trafen sie sich beim Frühstück.
Corish erkundigte sich mitfühlend nach ihrem Befinden.
»Bin ich etwa am Tisch eingeschlafen?« fragte sie entsetzt und riß die Augen auf.
»Keineswegs. Ich habe dafür gesorgt, daß Sie wohlbehalten in Ihrer Kabine gelandet sind, bevor Sie ein-schliefen.«
Sie betrachtete kritisch ihre Hände. »Nun, wenigstens zittern sie nicht, und ich kann üben.«
»Sie wollen üben?«
»Ich übe jeden Tag.«
»Darf ich zuhören?«
»Nun — das kann recht langweilig werden. Ich brauche mindestens eine Stunde für Fingerübungen und Tonleitern, bevor ich überhaupt ein Stück spielen kann...«
»Wenn es mir zu langweilig wird, kann ich ja wieder gehen.«
Während sie ihn zu den Übungsräumen führte, fragte sie sich, ob ihre Rolle geplatzt war. Warum sonst sollte er so neugierig sein und den Wunsch äußern, ihr beim Üben zuzuhören?
Killashandra war sehr erleichtert, als sie bemerkte, daß ihre Finger sich an die lange Praxis erinnerten. Sie bearbeitete die Tastatur mit dem Anschein echter Kön-nerschaft. Corish ging nach fünfzehn Minuten, doch sie wollte nichts dem Zufall überlassen und spielte weiter und machte für jemanden, der seit drei Jahren nicht mehr gespielt hatte, bemerkenswert wenig Fehler.
Genau wie sie ihre Glaubwürdigkeit bei ihm bekräftigt hatte, spielte er ihr
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