Killashandra
Oberfläche hinunterbringen sollte, schwatzte Killashandra munter mit Corish und erklärte, daß sie sich wiedersehen und einander von ihren Erleb-nissen berichten müßten, denn sie konnten doch nicht für immer Abschied voneinander nehmen, obwohl sie den gleichen Planeten besuchten.
Sie wollte erfahren, wie es ihm mit seinem Onkel ergangen war, und sie hoffte, ihm von ihren Erfolgen bei der optherianischen Musik-Elite berichten zu können.
Dieses Geschnatter paßte hervorragend zu ihrer Rolle, doch Killashandra stellte verwundert fest, daß sie es ernst meinte.
»Das ist aber lieb von dir, Killa«, erwiderte Corish. Er klopfte ihr herablassend auf die Schulter, und sie wurde sich sofort ihrer wirklichen Persönlichkeit bewußt.
»Wenn ich in der Unterkunft des Music Center keinen Schlafplatz finde, gehe ich zur Piper Facility«, sagte sie, während sie seiner Hand auswich und an der Seitentasche ihres Seesacks herumnestelte. Sie zog eine der kleinen Plastikkarten heraus, die von der Facility auf dem Schiff verteilt worden waren. »Der optherianische Reiseführer sagt, daß man dort Nachrichten für Besucher hinterlassen kann. Du könntest mich dort erreichen.« Sie sah ihn mit einem sehnsüchtigen Lächeln an. »Ich weiß natürlich, daß wir uns nie wiedersehen, wenn wir Optheria verlassen, Corish, aber ich hoffe, wir können wenigstens Freunde bleiben, solange wir auf dem gleichen Planeten sind.« Sie unterbrach sich, senkte den Kopf und tupfte sich an den Augen herum, die wie auf Stichwort feucht wurden. Sie ließ ihn noch einmal ihr verheultes Gesicht sehen. Sie verstand selbst nicht ganz, warum sie die Bekanntschaft ausdehnen wollte. Manchmal wird man auch von einer Rolle gefangen.
»Ich verspreche dir, Killa, daß ich bei Piper eine Nachricht für dich hinterlasse.« Corish legte ihr einen Finger unters Kinn und hob ihren Kopf, bis sie seinen Blick erwiderte. Er konnte sehr gewinnend lächeln, dachte sie, aber er war nicht mit Lanzecki zu vergleichen. Als ihr die Bedeutung dieses Vergleichs bewußt wurde, quetschte sie noch ein paar Tränen heraus. »Es gibt keinen Grund zu weinen, Killa.«
In diesem Augenblick prallte das Shuttle gegen die Seite der Athena, und im Lärm, der enstand, als die Schleusen einrasteten und die Menschen sich lautstark verabschiedeten, ging ihr Gespräch unter. Dann wink-ten Besatzungsmitglieder, die sich sehr wichtig vorka-men, die Passagiere zur Backbordseite der Schleuse.
Killashandra wurde zwischen zwei ziemlich großen Männern eingeklemmt und durch einen Stoß von Corish getrennt.
»Was soll die Verzögerung?« fragte einer der beiden.
»Die laden irgendwelche Kisten ab«, antwortete der andere empört. »Muß was Wichtiges sein. Da sind lauter Siegel und Abzeichen drauf.«
»Ich werde mich beim Reisebüro beschweren. Man hat den Eindruck, auf dieser Linie werden Menschen gegenü-
ber Waren bevorzugt!«
So plötzlich, wie sie begonnen hatte, war die Enge wieder vorbei, und die Passagiere schlurften über die Rampe ins Shuttle. Killashandra konnte Corish unter den Passagieren, die schon einen Platz gefunden hatten, nicht entdecken, aber sie sah die drei großen Styroporkisten, in denen die weißen Kristalle steckten. Sie lagen auf den ersten drei Sitzreihen der Steuerbordseite des Shuttles.
»Die müssen aber wertvoll sein«, sagte der erste Mann.
»Was mag da drin sein? Die Optherianer importieren nicht viel.«
»Stimmt«, sagte sein Gefährte wehleidig. »Aber das sind Siegel von der Heptitergilde.«
Der Steward des Shuttles hatte die Kontrolle über den Strom der Passagiere übernommen. Er schob sie in die Sitzreihen, während er langsam rückwärts durch den Mittelgang ging. Er winkte Killashandra zu einem Platz an der Außenwand, und die beiden Männer setzten sich gehorsam neben sie. Corish kam an ihrer Reihe vorbei, doch ihm wurde ein Sitz auf der anderen Seite des Ganges zugewiesen.
»Die haben es aber eilig, was?« fragte der erste Mann.
»Auf einer parabolischen Umlaufbahn müssen sie sich auch beeilen«, erwiderte sein Freund.
»Anscheinend kommen keine Passagiere an Bord.«
»Kaum. Die Optherianer verlassen ihren Planeten nicht, und die Touristensaison hat noch nicht begonnen.«
Sie erschraken, als es unter ihren Füßen unheildrohend zu rumpeln begann. Dann knirschte belastetes Metall, und der Boden unter den Füßen vibrierte.
Die Frachtluken wurden mit einem lauten Knall geschlossen. Dann spürte Killashandra, wie der Luftdruck zunahm, als
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