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Killashandra

Killashandra

Titel: Killashandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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und freute sich, daß ihre Singstimme immer noch geschmeidig genug war, um die Taktwechsel mitzumachen und das hohe C her-auszubringen. Der Tenor entschied sich schließlich ohne Zögern für das A, aber es war ein gewaltiges hallendes A, und sie applaudierte seiner Entscheidung.
    Sie hielt den Ton und wünschte sich etwas gehässig, daß ihm vor ihr die Luft ausging, doch sie brachen im gleichen Augenblick ab, als hätten sie tatsächlich die unzähligen Proben hinter sich, die ein so gut abgestimmter Gesang normalerweise erforderte.
    »>Wann werden sich unsere Wege wieder kreuzen?<«
    fragte sie, mit dem Rezitativ beginnend, das dem spek-takulären Duett folgte.
    »>Wenn die Monde Radomahs mit ihrem Freudentanz den Himmel beben lassen.<« Der unsichtbare Tenor besaß auch eine prächtige Sprechstimme und schien außerdem den Scherz zu genießen, der in ihrer improvisierten Vorstellung lag; sie hörte seiner Stimme an, daß er lachte.
    Fand er die Worte dieser Oper im strengen optherianischen Complex ebenso komisch wie sie?
    Plötzlich wurde der Hof unter ihr von Scheinwerfern erhellt. Gestalten stürzten aufs Pflaster hinaus und verlangten lautstark nach Ruhe. Bevor sie vom Fenster zu-rücktrat, erkannte Killashandra in einem Fenster direkt gegenüber, doch ein Stockwerk höher, eine undeutliche Gestalt, die in die schützende Dunkelheit zurücktrat.
    Sopran und Tenor verließen die Bühne, während die Kom-parsen eifrig und vergeblich nach den Verschwörern suchten. Killashandra schenkte sich ein Glas aus einer Flasche ein, die dem Etikett nach ein schwerer Wein sein mußte.
    Es war ein eigenartiges Musikzentrum, wenn die Leiter auf einen improvisierten Gesang mit einem Strafgericht reagierten.
    Sie trank ihr Glas aus, löschte alle Lichter in ihrer Suite und floh im milchigen Licht der Monde in ihr Bett. Sie wollte schlafen, doch in ihrem Kopf drehten sich die Sze-nen der Baleefoper und die Nöte der durch Lichtjahre getrennten Liebenden. Sie durfte nicht vergessen, Mirbethan zu fragen, wer dieser Tenor war. Eine gute Stimme!
    Viel besser als der picklige kleine Trottel, der bei der Vorstellung auf Fuerte ihr Partner gewesen war!
    Das weiche, aber eindringliche Morgenläuten weckte sie. Sie drückte sich auf die Ellbogen hoch und stöhnte, als sie sah, daß es gerade erst dämmerte. Sie ließ sich wieder fallen und zog sich die Decke über den Kopf. Ein zweites lauteres Klingeln ertönte. Killashandra ging flu-chend zur Konsole hinüber und tippte die Nummer ein, die Mirbethan ihr gegeben hatte. »Gibt es eine Möglichkeit, diese verdammten Klingeln in meinem Zimmer ab-zustellen? Ich habe keine Lust, mitten in der Nacht aufzustehen!«
    »So ist es hier üblich, Gildenfrau, aber ich werde der Kontrolle Bescheid geben, daß Ihr Zimmer vom Weck-läuten ausgeschlossen werden soll.«
    »Und alle anderen bitte auch! Ich will nicht von Glok-ken, Trommeln, Pfeifen, Flöten oder anderen schrecklichen Sachen herumkommandiert werden. Wer war eigentlich dieser ausgezeichnete Tenor?«
    Mirbethan sah Killashandra erschrocken an. »Wenn es Sie gestört hat...«
    »Nicht im mindesten. Aber wenn es auf Optheria solche Stimmwunder gibt, dann bin ich beeindruckt.«
    »Das Zentrum bildet keine Sänger aus.« Mirbethans kühle Feststellung machte Killashandra sofort wütend.
    »Wollen Sie etwa sagen, daß dieser Tenor von eurer Opernschule verstoßen wurde?«
    »Sie mißverstehen die Situation, Gildenfrau. Die Lehr-anstalten Optherias beschränken sich auf Tasteninstrumente.«
    »Sie meinen die Orgel?«
    »Natürlich. Die Orgel ist das vollkommenste aller Instrumente, denn sie verbindet...«
    »Ersparen Sie mir die Blähungen, Mirbethan!« Killashandra empfand eine perverse Freude, als die Frau zusammenzuckte. Dann wurde sie freundlicher. »Oh, ich gestehe Ihnen zu, daß die optherianische Orgel ein hervorragendes Instrument ist, aber diese Tenorstimme war auch nicht schlecht.«
    »Man hätte Sie nicht stören dürfen ...«
    »Unfug! Es hat mir Spaß gemacht, mit ihm zu singen.«
    Mirbethan riß die Augen auf und zuckte wieder zusammen. »Sie — Sie waren die Sängerin?«
    »Allerdings.« Alles, was Sie von nun an sagen ...
    »Sagen Sie, Mirbethan, wenn immer nur ein paar der vielen Musiker, die in diesem Zentrum studieren, jemals das Können erwerben, um auf der optherianischen Orgel spielen zu dürfen, was passiert dann mit denen, die es nicht schaffen?«
    »Nun, man findet etwas Passendes für sie.«
    »In der Musik?« Mirbethan

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