Killashandra
Bascum vom Planeten Yarra stammt?«
»Bascum?« Mirbethan blickte erschrocken und verwirrt auf. Als Killashandra auf die schon lange geleerte Flasche deutete, errötete sie. »Oh, dieser Bascum!« Sie ging zu einem zweiten verzierten Wandschrank, der eine Tastatur enthielt. Ein Ausschnitt der Wandvertäfelung glitt zur Seite und enthüllte einen großen Bildschirm. Während Mirbethan die Anfrage eintippte, schloß Killashandra insgeheim eine Wette ab. »Woher bei allen Sonnen haben Sie das gewußt?«
»Von diesem Planeten kommen die besten Braumeister der Galaxis. Ich habe noch nicht alles probiert«, fuhr Killashandra fort, »aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich mit Bascums Bier versorgen könnten.«
»Wie Sie wünschen, Gildenfrau. Aber jetzt wird gleich in der Roten Halle ein Konzert beginnen. Die Orgel hat nur ein Manual, aber der Künstler ist der Preisträger des letzten Jahres.«
Killashandra war in Versuchung, aber sie war auch hungriger und ausgetrockneter, als ihr lieb war. »Sind die Ältesten anwesend?« Als Mirbethan feierlich nickte, seufzte Killashandra schwer. »Dann übermitteln Sie ihnen mein Bedauern und meine Entschuldigung, daß ich von der Reise müde bin — und die Belastung der metaboli-schen Umstellung nach dem Angriff und der Verletzung machen mir zu schaffen.« Killashandra schob den Ärmel hoch und zeigte ihr die Wunde, die bereits zu einer dünnen roten Linie verheilt war.
Mirbethan riß erstaunt die Augen auf, dann verneigte sie sich förmlich.
»Ihre Entschuldigung soll übermittelt werden. Tippen Sie den Code MBT 14 ein, wenn Sie mich, Thyrol, Pirinio oder Polabod erreichen wollen.«
Killashandra wünschte ihr einen schönen Abend, und Mirbethan zog sich zurück. Sobald sich die Tür hinter der Frau geschlossen hatte, bearbeitete Killashandra energisch die Versorgungseinheit. Wieder hatte sie Schwierigkeiten mit den optherianisehen Eigenarten, denn als sie die Speisekarte aufrief, gab es keine Auswahl von köstlichen appetitlichen Beilagen, sondern nur ein fertig zusammengestelltes Menü, bei dessen Haupt-gang sie drei Wahlmöglichkeiten hatte. Sie bestellte alle drei, und sofort kam eine Rückfrage von der Versorgungseinheit. Sie wiederholte den Auftrag, und als die Anlage fragte, wie viele Menschen speisen wollten, gab sie >drei< ein. Darauf wurde sie von der Versorgungsanlage informiert, daß ihr Zimmer mit einer Belegung von nur einer Person gemeldet sei. Sie erwiderte, daß sie Gäste habe. Sie sollte die Namen und Codes der Gäste eingeben. Sie tippte die Namen der Ältesten Pentrom und Ampris ein, Code unbekannt.
Das Essen wurde prompt geliefert: zwei jener mageren Portionen, die sie schon aus dem Speisesaal kannte. Glük-klicherweise war die dritte groß genug, um der Versorgungsanlage den Tritt zu ersparen, zu dem Killashandra schon Anlauf genommen hatte.
Als sie eine solide Grundlage im Bauch hatte, setzte sie ihre Getränkeprobe fort. Dank ihres veränderten Ballybran-Kreislaufs wurde Killashandra nicht betrunken, doch sie wurde fröhlich und sang laut, als sie in die Hygieneräume wanderte und in das duftende Badewas-ser stieg. Als sie aufstand und ins Schlafzimmer hin-
überging, wechselte sie zu einer lauten Ballade, die eigentlich von einem Tenor gesungen werden mußte. Von draußen drang ein weiches Licht herein, heller als die gedämpfte Beleuchtung. Sie wurde neugierig und ging zum Fenster. Sie sah drei von Optherias vier kleinen Monden. Einer war so nahe, daß sie die Krater und die weiten sterilen Ebenen deutlich sehen konnte. Killashandra brach die Ballade bezaubert ab und begann das mystische Liebesduett aus Baleefs exotischer Oper Voyagers, das besonders gut zu dieser Szenerie zu passen schien.
Als auf das richtige Stichwort eine Tenorstimme einfiel, zögerte sie für einen Moment. Doch dann fuhr sie fort, obwohl sie über diese Spontaneität in einer so rigi-de kontrollierten Gesellschaft staunte. Voyagers war ihre letzte Oper als Studentin auf Fuerte gewesen, und sie kannte sie gut genug, um einen Teil ihrer Aufmerksamkeit auf den Sänger zu richten. Er hatte eine volle, schö-
ne, gut ausgebildete Stimme. Das G und das A in den letzten drei Takten klang etwas unsicher — sie fragte sich, ob er sich mit ihr zusammen auf das hohe C einlassen würde —, aber er hatte ein gutes Gespür für dyna-mischen Wechsel und sang mit großem Einfühlungsver-mögen. Als der Tenor die Melodie aufnahm, sammelte sie sich für das hinreißende Finale
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