Killashandra
Nahias ganz besondere Talente seien ein Gewinn für die ganze Galaxis, durchaus recht gehabt. Sie war eine menschgeworde-ne Göttin.
Nahia blickte Killashandra fragend an und versuchte den flüchtigen Kontakt mit dem Kristall zu identifizieren.
Killashandra lächelte, drückte noch einmal Nahias fein-gliedrige Hand, ließ sie los und lehnte sich leicht bei Lars an.
In diesem Augenblick traten die anderen Männer vor, um die Neuankömmlinge zu begrüßen.
»Ich bin Hauness, Nahias Begleiter«, sagte der größ-
te der drei, ein attraktiver Mann, den Killashandra auf Mitte Dreißig schätzte. Sein Handschlag war kräftig, aber nicht übertrieben fest, und auch er besaß einen Charme und eine Ausstrahlung, mit denen er in jeder Gruppe von Menschen sofort aufgefallen wäre — zumindest in jeder Gruppe, in der nicht gleichzeitig Nahia war. Oder Lars. »Glaub mir, Lars, wir wußten nicht, daß es einen Sturm geben würde, als wir die Reise antraten.
Aber...«
»Es gab Dinge, die wir mit euch besprechen mußten, ganz egal, wie hoch das Risiko war.« Erutown war der älteste und der direkteste. Sein Verhalten deutete an, daß er meist die Rolle eines humorlosen Pessimisten einnahm. Er drückte Killashandra kurz die Hand und ließ sie sofort wieder los. »Aber es war gar nicht gefährlich — ich meine das Wetter —, als wir aufbrachen.« Er hielt inne, den Oberkörper etwas von Killashandra abgewandt, als wolle er Lars von ihr absondern und so schnell wie möglich mit den Dingen beginnen, die besprochen werden mußten.
»Theach«, sagte der dritte Mann, der Killashandra mit einem knappen, zurückhaltenden Nicken begrüßte.
Er war einer jener unauffälligen Menschen mit be-scheidenem Auftreten und durchschnittlichen Gesichtszügen, die man in fast jeder Gruppe von Menschen trifft und sofort wieder vergißt. Nur weil sie von Lars über seine mathematischen Fähigkeiten informiert worden war, betrachtete Killashandra Theach etwas gründlicher und bemerkte, daß seine Augen vor Klugheit strahlten: Er nahm an, daß sie ihn sofort wieder vergessen würde, hatte sogar darauf gehofft und schien bereit, die Zu-rücksetzung zu akzeptieren, an die er offenbar gewöhnt war.
Deshalb blinzelte Killashandra ihm freundlich zu. Sie erwartete schon, daß er sich verwirrt zurückzog, wie es schüchterne Menschen tun, doch er zwinkerte lächelnd zurück.
Erutown räusperte sich und deutete damit an, daß nun, nachdem die Vorstellungen erledigt waren, die Be-sprechung beginnen sollte, derentwegen sie gekommen waren.
»Ich weiß nicht, wie es dir geht, Lars, aber ich bin am Verhungern«, sagte Killashandra und deutete zur Küche.
»Soll ich nachsehen, was es gibt?« Sie wandte sich an die anderen. »Soll ich uns etwas zu essen bereiten?«
Lars drückte ihr dankbar die Hand, bevor er sie freigab.
Er sagte ihr, sie solle aussuchen, was sie mochte, und er würde dasselbe essen, doch die anderen lehnten ab und deuteten zu einem niedrigen Tisch, auf dem noch die Reste einer Mahlzeit standen.
Die vier Verschwörer wußten nicht, daß Killashandras Gehör durch den Symbionten extrem verstärkt war. Trotz der Distanz hätte sie ihre Unterhaltung belauschen können, selbst wenn sie geflüstert hätten.
»Vor zwei Tagen kam endlich die Nachricht, Lars.«
Erutowns Baritonstimme war trotz des Lärms, den Killashandra in der Küche machte, deutlich zu hören.
»Hat auch lange genug gedauert«, sagte Lars mit leisem Knurren.
»Sie mußten suchen. Und sie waren gründlich und haben eine ganze Anzahl kleinerer Verbrechen und Vergehen aufgedeckt, die sie natürlich aufgehalten haben.«
Hauness schien amüsiert.
»Wurde einer von uns erwischt?«
»Keiner von uns«, erwiderte Hauness.
»Damit sind wir ein paar sehr dumme Leute losge-worden«, sagte Erutown.
»Sie ist doch sicher, Lars?« fragte Nahia etwas besorgt und deutete anmutig zum dunkler werdenden südlichen Horizont.
»Sie müßte in Sicherheit sein, ja. Sie braucht eigentlich nur Verstand genug, um auf den Brotbaum zu klet-tern.«
»Du hättest Kontakt mit uns aufnehmen sollen, bevor du so impulsiv handeltest, Lars.«
»Das konnte er doch gar nicht, Erutown«, warf Nahia ein und nahm Lars in Schutz. Dann kicherte sie leise. »Impulsiv, aber es hat sich als ausgesprochen wirkungsvoller Schachzug erwiesen. Die Ältesten waren gezwungen, sich noch einmal an die Heptitergilde zu wenden.«
»Haben sie denn zugegeben, daß die Kristall Sängerin entführt wurde?«
»Wie können
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