Killashandra
sie, da sich bisher noch niemand zu einem so schrecklichen Verbrechen bekannt hat?« fragte Hauness sachlich, doch seine Stimme verriet seine Belustigung.
»Der Älteste Torkes hat düstere Kommentare über den Angriff eines Inselbewohners abgegeben ...«
Lars platzte mit einem gehässigen Lachen heraus, doch Erutown knurrte warnend und blickte über die Schulter zur Küche, wo Killashandra für sie unsichtbar beschäftigt war.
»Lars, du weißt ja nicht«, fuhr Hauness fort, »daß die Kristallsängerin eine Auseinandersetzung mit dem Leiter des Sicherheitsdienstes Blaz hatte und hinausmarschierte, ohne irgend etwas repariert zu haben.«
Lars stieß einen leisen erfreuten Pfiff aus. »Ist sie deshalb in Gartertown herumgewandert? Ich habe mich schon gewundert!«
»Erutown mag es nicht billigen, und einige andere hat dein Eingreifen sogar erschreckt, Lars, aber zweifellos wird es peinliche Fragen geben, wenn der zweite Kristallsänger eintrifft«, wies Hauness Erutowns mißmutiges Murmeln zurück.
»Wollen wir hoffen, daß die Angelegenheit dem Rat vorgelegt wird«, sagte Lars. »Aber was hat euch so unerwartet hergeführt?«
»Wie ich schon sagte, offenbarte die Suche nach der Kristallsängerin einige unvermutete Unzulänglichkei-ten in unserer Organisation. Theach und Erutown müssen untertauchen. Kennst du denn noch eine passende Insel?«
Lars schwieg für eine Weile und starrte erst Hauness und dann die anderen an. Erutown wandte stirnrunzelnd den Blick ab, doch Theach sah Lars lächelnd in die Augen.
»Einige meiner Aufzeichnungen wurden entdeckt, und da mir sowieso schon die Rehabilitation drohte ...« Theach hob vielsagend die Schultern.
Als Lars Erutown fragend ansah, wich der Mann seinem Blick aus.
»Erutown wurde als Werber für unsere Organisation denunziert«, sagte Hauness. »Es war nicht seine Schuld.«
»Es war meine Schuld, wenn ich dumm genug war, solche ängstlichen Leute zu rekrutieren«, widersprach Erutown.
Lars grinste. »Ich könnte dich ja zur Kristallsängerin bringen.« Irgendwie schien er über diesen Einfall äußerst belustigt und auch Hauness grinste, während Na-hia ihre Schadenfreude auf Erutowns Kosten zu zügeln versuchte.
»Die Insel ist groß genug, und inzwischen ist sie für die Gesellschaft vielleicht sogar dankbar.«
»Ich könnte ruhiger schlafen, wenn ich wüßte, daß Erutown und Theach bei ihr wären«, sagte Nahia. »Der Sturm muß sie ziemlich erschreckt haben.«
»Mir gefällt die Idee nicht«, sagte Erutown.
»Wenn sie aber denkt, daß man dich auch gekidnappt hat ...«, schlug Hauness vor, doch dann, als Erutown den Kopf schüttelte, verwarf er seine eigene Idee mit einer abfälligen Handbewegung.
»Ich hätte keine Einwände«, sagte Theach. »Wir wissen nicht viel über Kristallsänger, außer daß ihre Wunden sehr schnell verheilen und daß sie einen ungewöhnlichen Beruf ausüben.«
»Du?« Erutown schnaubte verächtlich. »Du würdest wahrscheinlich an deinen eigenen Theorien ersticken.«
»Wenn ich theoretische Überlegungen anzustellen habe, bin ich immer vorsichtig genug, mich an einen sicheren und abgeschiedenen Ort zurückzuziehen«, erwiderte Theach liebenswürdig. »Eine Insel käme mir tatsächlich sehr gelegen.«
»Du würdest verhungern.«
»Auf einer Brotbauminsel kann man nicht verhungern.«
Theach wandte sich, um Bestätigung heischend, an Lars, der sofort nickte.
»Allerdings mußt du für dein Essen arbeiten«, räumte Lars ein. »Wenigstens für ein paar Stunden am Tag.«
»Da anscheinend völlig falsche Vorstellungen über meine geistigen Ausflüge im Umlauf sind, muß ich euch sagen, daß intensives Nachdenken durchaus einen gro-
ßen Appetit erzeugt. Und da das Essen sowohl den Körper als auch die Gedanken auf Touren hält, unterbreche ich hin und wieder meine Meditationen, um zu essen.
Wenn ich das Essen selbst beschaffen muß, dann unterziehe ich mich auch dieser Ertüchtigung. Ja, Lars«, und damit lächelte Theach den Inselbewohner an, »ich beginne so langsam wirklich zu glauben, daß mir eine Insel alles bieten könnte, was ich brauche: Abgeschiedenheit, Essen und Trinken und die Garantie, daß ich nicht gestört werde.« Er lehnte sich zurück und strahlte den Kreis seiner Freunde an.
»Wie viele wissen, daß ihr zu den Inseln herausge-kommen seid?« fragte Lars ernst.
»Nahia hat in der letzten Zeit sehr viel gearbeitet, Lars«, erwiderte Hauness. »Ihr wurde ein Urlaub genehmigt. Ich habe meinen
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