Killashandra
ihres ehrenvollen Empfanges beseitigen konnten, doch Lanzecki wußte, daß sie aufgebrochen war, und er wußte auch, daß sie sich nicht vor der Verantwortung drücken würde, die sie übernommen hatte. Und es gab Computeraufzeichnungen über ihre Ankunft, und selbst den Ältesten würde es schwerfallen, diese Spuren zu vernichten. Ganz zu schweigen davon, daß die Benutzung ihrer Kreditkarte auf Angel Island aufgezeichnet worden war. Die Sache versprach interessant zu werden.
Sie mußte eingenickt sein, denn die Couch war bequem, die ungewohnte körperliche Bewegung war anstrengend gewesen, und auch das Wetter wirkte ermü-
dend. Das Nachlassen der Sturmgeräusche weckte sie.
Sie fühlte das eigenartige Singen in den Knochen, mit dem der Symbiont auf drastische Wetterwechsel reagierte. Ein rascher Blick auf den Bildschirm zeigte ihr, daß das Auge des Sturms genau über Angel Island lag.
Sie rieb sich die Arme und Beine, denn sie glaubte, daß die Schwingungen, die sie selbst spürte, auch für andere wahrnehmbar waren. Doch Nahia hatte sich an einem Ende der langen Couch zusammengerollt, und auch Hauness war, einen Arm um ihre Schultern gelegt und den Kopf in die Kissen zurückgelehnt, fest eingeschlafen.
Theach tippte auf der Tastatur herum, und Erutown und Lars waren nicht zu sehen.
Sie hörte Schritte und Stimmen auf der Wendeltreppe und eilte zur Toilette. Sie hörte Lars' auffälliges Lachen, die tiefe Baßstimme seines Vaters, ein Grunzen, das von Erutown stammen konnte, und einige andere Stimmen.
Bis das Auge des Sturms vorbeigezogen war und ihr Symbiont sich wieder beruhigt hatte, wollte Killashandra allen anderen Menschen und ganz besonders Lars aus dem Weg gehen.
»Carrigana?« rief Lars. Dann hörte sie, wie er zur Toilette kam und an die Tür klopfte. »Carrigana? Könntest du einigen hungrigen Sturmwächtern noch ein paar deiner ausgezeichneten Sandwiches zubereiten?«
Unter anderen Umständen hätte Killashandra ihm eine passende Antwort gegeben, doch die Arbeit in der Küche löste gleichzeitig ihr eigenes Problem.
»Sofort.« Sie spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht, strich sich das Haar glatt und betrachtete den Blütenkranz um den Hals. Seltsam, daß sie noch nicht verwelkt waren. Die Blüten schienen, obwohl sie zerquetscht waren, noch ganz frisch. Der Duft blieb an ihren Fingern hängen, als sie die zerdrückten Blüten ordnete und wieder ausbreitete.
Als sie die Tür öffnete, kamen Nahia und Hauness in die Küche.
»Die reden immer nur über das Wetter«, erklärte Nahia lächelnd. »Wir helfen dir.«
Die anderen sprachen tatsächlich über das Wetter, doch sie unterhielten sich auch über den Stand der Dinge auf den anderen Inseln, überprüften, ob es durch den Sturm Beschädigungen und Verletzte gegeben hatte, und verge-wisserten sich, welche Güter gebraucht wurden und welche Insel sie am besten beliefern konnte. Die drei Küchen-arbeiter servierten Suppe, einen einfachen Eintopf und nahrhafte Biskuits. In der Gesellschaft von Nahe und Hauness war die Arbeit angenehmer, als Killashandra geglaubt hatte. Sie hatte noch nie solche Menschen gesehen und glaubte, daß die Begegnung ein einmaliges Erlebnis bleiben würde.
Die Ruhe im Auge des Sturms war viel zu kurz, und bald erwachte der Sturm mit neuer, noch grimmigerer Kraft wieder zum Leben. Obwohl er im Vergleich zu Ballybrans Stürmen ein milder Frühlingswind war, mußte Killashandra anerkennen, daß es ein beachtlicher Sturm war. Sie verschlief die restliche Zeit, bis er vorbeigezogen war.
Eine Berührung an der Schulter weckte sie, eine ganz leichte Berührung, die wiederholt wurde. Dann hielt ihr jemand die Schulter fest. Es reichte, um Killashandra ganz aufwachen zu lassen, und als sie aufblickte, sah sie Nahias verwirrtes Gesicht. Killashandra lächelte beruhigend und versuchte, die Sturmresonanz zu überspielen, die immer noch in ihrem Körper zitterte. Da Lars an sie gelehnt schlief, zog sie sich vorsichtig zurück und richtete sich auf, um mit einem stillen Dank eine dampfende Tasse von Nahia in Empfang zu nehmen. Killashandra fragte sich, wie Lars neben ihrem stark aufgeladenen Körper hatte einschlafen können.
Auch die anderen Sturmwächter hatten sich im Zimmer niedergelegt, um den Sturm zu verschlafen. Draußen peitschte ein schwerer Regen gegen die Fenster, und der heftige Wind zerrte in den Bäumen, doch der Wind war nur noch ein Schatten des Hurrikans.
»Wir hatten Befehl, alle zu wecken, sobald die
Weitere Kostenlose Bücher