Killer-Camping
gerechnet, aber ich mußte etwas tun, denn zwischen der krabbelnden Masse der Tiere, die bei ihren Bewegungen mit den Panzern übereinanderschabten, standen die Tische mit den Sitzbänken.
Die meisten von ihnen waren bereits von der Invasion erobert worden. Bis auf irgendwelche Pappteller oder umgestürzte Bierkrüge und Essensreste waren sie leer.
Eine Ausnahme gab es. Zwei Tische von mir entfernt hatte sich ein halbes Dutzend Menschen versammelt, denen die Flucht nicht mehr geglückt war. Die meisten waren zum Wasser gelaufen, denn von dort hörte ich ihre Stimmen und Schreie.
Die Menschen auf dem Tisch mußten kämpfen, weil es die Käfer schafften, an den Beinen hochzuklettern und die Tischplatte zu erreichen. Die ersten waren von den Füßen zu einem breiigen Schleim zerstampft worden, aber es waren immer mehr, die den Weg fanden. Ich konnte mir ausrechnen, wann die Camper es nicht mehr schafften, dieser verfluchten Invasion Herr zu werden. Deshab mußte ich etwas tun. Ich ging davon aus, daß die Käfer magisch beeinflußt waren. Magie bekämpfte man am besten mit Magie. Auch wenn mir bei dem Gedanken, durch die Masse der Körper zu schreiten, nicht eben wohl war, es gab keine andere Chance.
Drei Männer und drei Frauen versuchten, den Run der Tiere zu stoppen. Auf der Tischplatte breiteten sich die Flecken der zertretenen Tiere aus. Rutschige Stellen, auf denen man leicht ausgleiten und anschließend fallen konnte. Wer dann zwischen den Tieren am Boden lag, würde kaum noch eine Chance haben.
Noch hielten sich die drei Paare, nur wurde es von Sekunde zu Sekunde schlimmer.
Ich mußte durch.
Es kam mir vor wie ein Lauf auf Eiern. Der Boden bewegte sich, da hatte ich kaum noch Halt, kam nur langsam voran, rutschte hin und her, mußte mich einmal auf einer Tischkante abstützen, aber ich kam dem Ort des Geschehens näher.
Ich hätte die Beretta ziehen und in die Masse der Käfer schießen können, nur hätte es nichts gebracht. Möglicherweise eine schmale Gasse, mehr auch nicht.
Diese beeinflußten Tiere gehorchten einer anderen Macht, die ich zerstören wollte.
Einmal hatte ich sie gesehen, das Gesicht im Baumgeäst war mir nicht aus dem Sinn gegangen. Und ich hoffte stark, daß ich diejenige Person wieder entdeckte, die hinter allem stand.
Bisher hatte mich das Glück verlassen, ich war immer hinter ihm hergerannt, aber es änderte sich.
Einem Zwang, nach rechts zu schauen, folgte ich nicht. Es war mehr Zufall, daß ich es tat und die Bewegung an der offenen Tür des Restaurants sah.
Dort stand jemand!
War es ein Mench, ein Monster oder beides in einem? Ich kam nicht so recht klar, schaute nur hin und erkannte ein Wesen, das um einiges kleiner war als ich und ein mumienhaftes Aussehen angenommen hatte. Es wirkte steif, klotzig, und als es sich jetzt in Bewegung setzte und ins Freie schritt, schälte es sich deutlich hervor, so daß ich erkennen konnte, um was es sich tatsächlich handelte.
Um eine uralte, grünliche Mumie. Versehen mit einem Gesicht, dessen Abbild ich schon im Baum gesehen hatte.
Das war der wahre Herrscher des Campgrounds, der alte Druide oder was auch immer.
Bei jedem zögernd gesetzten Schritt wichen die Käfer respektvoll zur Seite. Sie erkannten ihren Herrn und wollten ihm bei seinen Taten nicht im Wege stehen.
Noch befand er sich ein Stück von mir entfernt. Ich riskierte einen Blick zu dem Tisch mit den drei Pärchen, trat selbst einige Käfer kaputt und wartete auf ihn.
Daß er mich als Ziel ausgesucht hatte, daran bestand kein Zweifel, und er hatte keine Angst.
Hinter mir befand sich der große Grill. Das Feuer kohlte noch immer unter der Pfanne, die leicht zitterte, obwohl sie nicht mehr bewegt wurde. Wahrscheinlich schwang sie aus. Das alles waren Nebensächlichkeiten, die ich trotzdem wahrnahm, wie auch das Schluchzen der Camper, die auf dem Tisch standen.
Der Druide ließ sich nicht aufhalten. Er kam Schritt für Schritt näher, ich erkannte ihn besser, sah das zerfurchte Gesicht, in dem man von einer Haut nicht mehr sprechen konnte. Was sich da über die Knochen spannte, glich einer dünnen Rinde, die jemand so weit wie möglich gestrafft hatte.
Der Druide starrte mich an. Ich suchte nach Augen in seinem Gesicht und sah schwarz gefüllte Löcher, mehr war da für mich nicht zu erkennen.
Er ließ sich nicht aufhalten. Kleidung trug er nicht, auch wenn sein Körper so aussah, als wäre er einbalsamiert worden. Vor meiner Brust hing das Kreuz. Es spürte die
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