killer country: thriller (German Edition)
stieg aus. »Schöne Waffe.«
»Sie kann nützlich sein.« Der Mann klappte das Gewehr zu.
»Um die Hunde im Griff zu haben.«
»Eines der wenigen Dinge, auf die sie hören. Und noch auf meine Stimme. Wenn sie mein Rufen überhaupt wahrnehmen.«
Mace zeigte auf die Schrotflinte. »Darf ich?« Er streckte die Hand aus, um die Waffe zu nehmen. »Sie müssen Marius Visser sein – der Vater von Telman?«
»Oberrichter Visser, um genau zu sein. Richter bleibt Richter.« Er zögerte einen Moment, ehe er Mace das Gewehr überließ. Die Hunde begannen zu knurren.
»Sehr schön«, sagte Mace und erprobte das Gewicht und die Austarierung der Waffe. Er legte sie an und richtete den Doppellauf auf einen der Dobermänner. Dem Hund gefiel das ganz und gar nicht. Er duckte sich und fletschte die Zähne. »Ich bevorzuge ja eine Remington. Liegt vermutlich an der Streuung.«
»Sie kennen sich mit Waffen aus?«
»Ein wenig.«
Oberrichter Visser nickte. »Wie ich schon sagte: Es gibt keinen Grund für Sie, hier zu sein.«
»Ihr Sohn scheint da anders zu denken.«
Der Farmer schnaubte. »Der kann mir gestohlen bleiben. Meistens habe ich keinen Sohn.«
Mace sagte nichts dazu. Er blickte an dem alten Mann vorbei und entdeckte eine Frau, die auf die Stoep trat und ihnen zuwinkte. »Ist das Ihre Frau?«
»Das ist sie.«
Beide waren jünger, als Richter Visser sie hatte klingen lassen, die Frau sogar deutlich jünger. Eher im Alter des Sohnes.
Sie rief: »Sie sollen reinkommen, Marius. Auf einen Kaffee.«
Gemeinsam saßen sie auf der Stoep. Salome zeigte Christa die Knochensammlung, während der alte Mann und Mace zum Fluss hinunterschauten, hinter dem sich Rinderweiden erstreckten. Allerdings besaß der alte Visser nur noch eine kleine Herde, wie er Mace erklärte. Zu viel Aufwand. Herzwasserkrankheit. Botulismus. Brucellose. TBC. Zecken. Würmer. Eine lange Liste von Problemen. Jetzt hatte er unten an den Schwemmebenen des Flusses einen Aprikosenhain. Eine Obstplantage, die sich sehen lassen konnte. Mace bemerkte, dass die Schrotflinte während der Unterhaltung stets in Reichweite des Oberrichters war. Die Hunde lagen auf den Stufen zu seinen Füßen .
Nach dem Kaffee stellte Mace den alten Mann auf die Probe. Er erklärte, sie würden jetzt fahren, woraufhin Marius grimmig dreinblickte und Salome rief: » Ag nein, das ist doch Unsinn! Marius, sag ihnen, dass sie bleiben sollen.«
Oberrichter Visser trat von der Stoep. Sagte: »Ja, Frau, geht in Ordnung.« Zu Mace gewandt erklärte er: »Sie finden mich im Schuppen.«
Während Christa die Taschen aus dem Kofferraum des Spider holte, meinte Salome zu Mace: »Wir haben Sie erwartet. Machen Sie sich keine Gedanken.«
Sie führte die beiden ins Wohnzimmer, dann einen dunklen Flur entlang und ins Gästezimmer. An den Wänden hingen Köpfe von Kudus, Elenantilopen, Hartebeests, Springböcken, Schakalen, Karakalen, Warzenschweinen und Ottern. Auf dem Boden statt Teppich Tierhäute.
Christa wollte wissen: »Hat Mr Visser die alle erlegt?«
Salome lachte. »Nein, meine Liebe, keines von denen. Die meisten dieser Tiere findet man hier nicht mehr.«
»Das ist gruselig«, sagte Christa. »All diese toten Tiere.«
»Ich bin dran gewöhnt«, erwiderte Salome. »Auf der Farm meines Vaters sah es nicht anders aus.« Sie streckte Christa die Hand hin. »Komm, ich muss die Eier einsammeln. Du kannst mir helfen.«
Christa wirkte unsicher.
»Das hat deine Mutter auch immer gemacht«, erklärte ihr Mace.
Er fand den alten Mann im Schuppen, wo er mit einer Schwarzbrennerei beschäftigt war. Die Luft roch modrig, und das wenige Licht, das durch die offene Tür hereinfiel, durchdrang kaum die Dunkelheit.
»Ich verwende die Aprikosen, die ich nicht verkaufe«, erklärte der Oberrichter. Er reichte Mace ein Schnapsglas mit einer klaren Flüssigkeit. »Der beste Schnaps zwischen hier und Marico.«
Die Destillierapparatur sah uralt aus. Wie Marius Vissers Zeitvertreib auch schien es nichts Neues auf der Farm zu geben. Mace probierte einen Schluck. Er brannte höllisch, doch der Aprikosengeschmack blieb eine Weile im Mund, eine leichte Süße nach der feurigen Schärfe. Mace prustete. Der Rachenputzer am Vormittag ließ ihn fast in Schweiß ausbrechen.
»Gut, was?«
»Stark«, erwiderte Mace und schnalzte mit der Zunge, um wieder etwas zu fühlen. »Normalerweise schmeckt dieses Zeug nach nichts anderem als Alkohol.«
»Weil es Kak ist. Ein guter Schwarzgebrannter muss duften und nach
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