killer country: thriller (German Edition)
»Garantiert.«
57
Das Radio berichtete von zwei Touristen, die auf dem Tafelberg ausgeraubt worden waren. Nicht unweit der Seilbahnstation. Die zwei gehörten zu einer Gruppe, die schon früh hinaufgefahren war, um einen perfekten Tag optimal zu nutzen. Der Gangster musste bereits bei Sonnenaufgang oben gewesen sein, wie der Reporter berichtete, um ebenfalls einen perfekten Tag optimal zu nutzen.
Bei dem überfallenen Paar handelte es sich um zwei Schweden. Sie waren mit einem langen Messer bedroht worden. Der Räuber hatte ihnen Kameras, Handys, Uhren, Schmuck, Bargeld und ihre Pässe abgenommen.
»Es ging alles so schnell«, berichtete der Mann, den man interviewte. »Nachdem wir ihm ein paar Sachen gegeben haben, entriss er meiner Frau auch noch die Tasche mit unseren Dokumenten.«
»Ich bin so unglaublich froh, dass wir nicht verletzt oder sogar getötet wurden«, fügte die Frau hinzu.
Mace dachte: Er selbst bräuchte höchstens eine Stunde, um auf dem Berg zu sein. Die Nursery Ravine hoch, von dort aus Richtung Maclear’s Beacon. Um das Schwein auf dem Weg nach unten abzufangen.
Vom Haus des Richters fuhr er eine stille, schattige Straße entlang, die zu beiden Seiten von großen Häusern gesäumt war. Platanen bildeten einen Baldachin aus allmählich gelb werdenden Blättern über der Straße. Zwischen den Bäumen konnte man die hohen Felsen des Berges sehen. Ein grauer Strich vor blauem Hintergrund. Es war ein schöner Tag, um dort oben zu sein. Er hatte die P8 dabei. Warum es also nicht versuchen? Der nächste Termin, um Klienten abzuholen, war erst am Nachmittag. Er hatte genügend Zeit. Mace bog in die Kirstenbosch Gardens ein.
Sein Handy klingelte. Pylon sagte: »Wir werden diesen Killer finden. Jetzt. Heute. Pack sofort ein paar Sachen zusammen.«
»Du hast was vergessen.«
»Was denn?«
»Unsere Klienten. Das Paar, das hierherkommt, um Babys zu machen.«
»Tami kann sich um sie kümmern.«
»Sieht Tami für dich nach einem Muskelprotz aus?«
»Tami kann Ziegelsteine entzweischlagen. Hat sie mir selbst gezeigt. Wenn wir noch jemanden mitschicken, wird keiner den Unterschied merken.«
Mace sah zum Berg hinauf. Dachte an den Räuber, der auf dem Weg nach unten war. »Warum so eilig?«
Pylon sagte: »Ich hab gerade achtundvierzig Stunden Zeit. Treasure und Pumla sind verreist. Sie wird nicht mal merken, dass ich weg bin.«
Mace zögerte.
»Hör zu«, fuhr Pylon fort. »Du bist doch derjenige, der unbedingt Mr Dreadlocks finden will. Also – jetzt ist der richtige Zeitpunkt.«
»Was macht dich auf einmal so scharf?«, wollte Mace wissen.
»Obed Chocho. Und unsere alte Freundin Sheemina February. Ich hab dir doch gesagt, dass sie mit drinhängt.«
»Ist sie etwa seine Anwältin?«
»Anscheinend. Vermutlich bumsen sie auch.«
Mace hielt im Schatten eines Baumes an. Stellte den Motor ab. Die Erwähnung von Sheemina February gefiel ihm ganz und gar nicht. Die Frau, die ihn verfolgte und auf Jahrestage mit einer pflaumenfarbenen Rose hinwies. Auf den Jahrestag von Christas Entführung. Auf den Jahrestag, an dem er Mikey Rheeder getötet hatte. Eine einzelne pflaumenfarbene Rosenknospe, die unter dem Scheibenwischer des Spider steckte. Manchmal, wenn der Wagen vor dem Sportstudio stand. Einmal vor dem Büro. Zweimal irgendwo – in einer Parkbucht mitten in der Stadt und in der Garage eines Kaufhauses. Diese beiden Male bedeuteten, dass sie ihm folgte. Das war das Unheimliche. Dass sie ihn beobachtete. Er hatte niemandem davon erzählt, nicht einmal Pylon.
Nach dem zweiten Mal war er in ihrer Kanzlei gewesen. Hatte sie vor der Empfangsdame mit der Blume konfrontiert. Sie ihr wütend entgegengestreckt.
»Sie sind krank. Pervers. Das reicht – okay?«
Sie hatte die Rose mit ihrer behandschuhten Hand entgegengenommen. »Wie liebenswürdig von Ihnen. Herzlichen Dank, Mr Bishop.«
Mace war einen Schritt auf sie zugegangen. Am liebsten hätte er ihr das Gesicht eingeschlagen. »Sie sind krank. Eine verdammte Psychopathin. Machen Sie das nie wieder.«
»Oder was, Mr Bishop? Werden Sie dann meine andere Hand zermalmen?«
Mace hatte die Kanzlei verlassen, ehe er noch gewalttätig wurde. Denn genau das bezweckte sie mit ihren Aktionen: dass er den Kopf verlor und sie ihn wegen Körperverletzung anzeigen konnte.
Als die Sache mit den Rosen nicht aufhörte, beschloss er, das Ganze zu ignorieren. Ihr nicht die Befriedigung zu geben, ihn wütend zu sehen. Trotzdem machte sie ihn wütend. Er
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