killer country: thriller (German Edition)
»Wenn du damit fertig bist, Easy Rawlins zu spielen, könntest du mitkommen. Ich treffe einen möglichen Klienten. Hast du für so was auch Zeit, Partner? Einen Richter namens Telman Visser.«
Er hörte lautes Hupen, gefolgt von Pylons Fluchen. »Wir könnten danach miteinander reden.«
Mace sagte: »He, was ist? Kommst du jetzt mit oder nicht?«
»Ich kann nicht«, erwiderte Pylon. »Konsortialmeeting. Ich hab’s dir ja erklärt – das ist eine große Sache. Die Verkäufer mauern, weil sie hoffen, noch mehr zu kriegen. Ein weißes junges Pärchen will auch ein Stück von unserem Kuchen oder eine riesige Abfindung.« Er hielt inne und murmelte dann etwas auf Xhosa. »Wir fahren jetzt von der Autobahn ab. Bis später.«
Mace legte auf. Pylon nahm das alles ziemlich ernst. Er bemühte sich wirklich, ihre Lage zu verbessern und an den Cayman-Vorrat zu gelangen. Mace klappte das Handy zu. Wenn es nur nicht die Gerichtsverhandlung gäbe. Wenn. Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf, als ob er den Gedanken daran abschütteln wollte.
Er hatte noch eineinhalb Stunden, ehe er den Richter treffen sollte. Also blieb genügend Zeit, um zu Christa in den Pool zu springen und ein Dutzend Bahnen zu schwimmen. Die zwei Mandelcroissants wieder wegzutrainieren. Und das Brötchen mit Salami. Er zog sein T-Shirt aus. Stand in seiner Speedo am Beckenrand.
Oumou trat von hinten zu ihm und strich ihm mit der Hand über seinen Bauch. »Ein bisschen rund«, sagte sie.
7
Pylon, der sich drei Wagen hinter dem SUV befand, glitt links aus der mittleren Spur auf die Woodstock-Ausfahrt. Ihn trennten nur siebzig Meter von Mrs Obed Chocho. Von Lindi – die Kurzform für Lindiwe –, wie ihre Freunde sie nannten. Freunde wie Popo. Freunde, denen man vertraute. Bis gestern. Bis man gesteckt bekam, dass der Konsortialpartner mit dem Gegner gemeinsame Sache machte.
Es war ein Anruf von einem Immobilienhändler namens Dave Cruickshank gewesen. »Pylon, mein Sohn. Ich habe gehört, dass du zusammen mit Popo Dlamini den Westküsten-Deal über die Bühne bringen willst.«
»Stimmt.«
»Und ein Angebot gegen den allmächtigen Obed Chocho abzugeben gedenkst. Den Sträfling.«
»So in etwa.«
»Dann interessiert es dich vielleicht zu wissen, dass ich die hinreißende Lindi mit deinem Mann Popo zusammen gesehen habe, mein Sohn.«
Das reichte. Pylon entschloss sich zu einer Observierung, und Dave hatte tatsächlich recht gehabt.
An der Ampel Ecke Lower Church und New Market befand sich Pylon direkt hinter Mrs Chocho. Die hinreißende Lindi sprach in ihr Handy und merkte nichts. Ihr zu folgen war leichter als einer Blinden durch einen geraden Korridor.
Als die Ampel auf Grün umschaltete, ging es die Victoria hinauf und dann nach links. Lindi war noch immer am Telefon. Pylon fragte sich allmählich, wohin die Reise führte. Konnte diese Bespitzelung irgendetwas bringen? Bauchgefühl, reines Bauchgefühl. Das einzig Dumme waren die vielen Kurven, die sie entlangfuhr. Wenn Mrs C. auch nur mit einem halben Auge in den Rückspiegel gesehen hätte, wäre ihr der schwarze Wagen aufgefallen, hinter dessen Steuer ein Typ mit Sonnenbrille saß. Pylon wurde langsamer. An einem Samstagmorgen gab es nicht genügend Verkehr, um sich problemlos hinter anderen Autos zu verstecken.
Sein Handy klingelte: Pumla. »Mami will wissen, wo du steckst«, sagte sie auf Englisch – beinahe die einzige Sprache, die sie momentan von sich gab. Sie flüsterte. »Sie ist schlecht gelaunt.«
»Na großartig«, erwiderte Pylon. »Genau, was ich jetzt brauchen kann.« Er sah, wie der SUV in die Roodebloem einbog. Kein anderes Auto nahm denselben Weg. Jetzt musste sie ihn bemerken. »Pummie, sag ihr, dass ich in fünfzehn oder zwanzig Minuten da bin. Was ist der Plan?«
»Frühstück«, erklärte Pumla. »Das hast du versprochen. Weißt du noch?«
Pylon bog in die Roodebloem ab und blieb neben dem Bordstein stehen. Sah zu, wie der SUV die steile Straße hinaufschoss.
»Kein Problem. Wir können immer noch zusammen frühstücken. Zum Beispiel im Vide e Caffè. Oder im Palms – worauf immer sie Lust hat.«
»Dad?« Obwohl sie nicht seine Tochter war, hatte sie fast ihr ganzes Leben über keinen anderen Vater als ihn gekannt. Wenn sie ihn so nannte, traf es ihn jedes Mal mitten ins Herz. »Mami ist wirklich wütend.«
»Danke für die Info«, sagte er. »Ich bin schon unterwegs.« Vielleicht hatte es etwas mit Treasures Schwangerschaft zu tun. Mit der morgendlichen
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