killer country: thriller (German Edition)
ebenfalls abblitzte. Irgendjemand gab ihm schließlich eine Zigarette. Als die Ampel auf Grün schaltete, klingelte Maces Handy: Pylon.
»Kommst du ins Büro?«, wollte dieser wissen.
»Na sicher, das sollte ich doch, oder?«
»Ich frag ja nur.«
»Mann, warum sind alle immer gleich so gereizt?« Mace lachte freudlos. »Zoff mit Treasure?«
»Ach, komm einfach her.« Pylon legte auf.
Manchmal fragte sich Mace, wer von den beiden eigentlich schwanger war – Pylon oder Treasure.
Er fuhr über die Wale, vorbei an der Kathedrale und der Slave Lodge. Auf den Straßen war außer einigen Bussen mit Touristen, die sich zusammenfanden, um die Company’s Gardens zu besuchen, nicht viel los. Japaner schlenderten so gemächlich dahin, als ob sie nicht mitten auf der Straße stehen würden, um zu fotografieren. Er hupte einen Mann an und lächelte über dessen Entschuldigung. Ja, ja, dir auch einen schönen Tag, Kamerad.
Hinter dem Parlament bretterte er die ausgestorbene Plein Street hinauf und die St Johns. Das Regierungsviertel lag still da. Man konnte kaum glauben, dass hier irgendwo Politik gemacht wurde. Auch unter der Woche ging es kaum geschäftiger zu, selbst wenn es eine Parlamentsversammlung gab. Er bog auf den Dunkley Square ein und parkte den Wagen. Ihr Büro befand sich in einem viktorianischen Gebäude in der Mitte einer Häuserreihe.
Es war beinahe Mittag. Niemand weit und breit zu sehen. Die Cafés, die bis frühmorgens offen hatten, waren noch geschlossen, die Vorhänge vor den Fenstern der Häuser und Wohnungen zugezogen. Vor Maria’s standen einige Tische auf dem Bürgersteig. Der einzige Gast an dem einzigen Tisch unter einem Sonnenschirm: Pylon.
»Ist heute irgendein Feiertag oder wie?«, wollte Mace wissen und ließ sich auf dem Stuhl seinem Partner gegenüber nieder. »Die ganze Stadt scheint noch zu schlafen.«
»An so einem Tag sind alle am Strand«, erwiderte Pylon. »Oder im Einkaufszentrum. Warum sollte irgendjemand in der Stadt sein?«
Mace bestellte Cola mit Eiscreme, wobei er besonders viel Eiscreme verlangte.
Pylon schnaubte verächtlich. »Das ist was für Kinder. Wenn du ein Milchshake willst, denn nimm einen Dom Pedro. Da ist zumindest Whisky drin.«
»He«, sagte Mace und klopfte mit dem Autoschlüssel auf den Tisch. »Schau mich an. Ich bin nicht deine Frau, okay? Hier sitzt dein Freund und Geschäftspartner. Wenn Treasure dir auf die Nerven geht, dann will ich das gar nicht so genau wissen. Schwangere sind kein Vergnügen.«
»Kannst du laut sagen.« Pylon rief den Kellner zurück und bestellte für sich einen Dom Pedro mit Whisky – statt mit Kahlua. Sah zu Mace hinüber und schüttelte den Kopf. »Und das verstehe ich eben nicht. Warum ist sie nicht kuhglücklich? Warum ist sie jetzt nicht die personifizierte Verzückung und Lieblichkeit? Wir waren neulich im Palms zum Frühstück. Sie mag das Palms, okay? Es liegt von der Straße ab, und dort gibt’s all diese teuren Inneneinrichtungsgeschäfte. Sie kann die Bettwäsche testen und sich diesen schwarzen Holzkram aus Bali ansehen. He, keine Ahnung, sie kann sogar Badfliesen aussuchen, oder jemand kann ihr Millionen von Farbschattierungen für die Wände zeigen. Für Treasure ist so was das Paradies. Für Pumla und mich – na ja, wir kommen halt mit. Ich bin mitgefahren, da Treasure sauer war, weil ich mich den ganzen Morgen nicht blicken ließ. Aber das war dann wieder okay. Ich hatte es ihr erklärt. Also bestellen wir Frühstück: Eggs Florentine mit Spinat. Du weißt, was ich meine? Treasure geht es bestens. Sie bestellt einen Cappuccino mit viel Schaum. Alle sind guter Dinge, und da verkündet sie plötzlich, dass wir dieses Waisenkind unbedingt zu uns nehmen müssen, ehe unseres geboren wird. Ich sage: Was? So hatten wir das nicht geplant. Wir hatten vor, die Waise ein Jahr später zu uns zu holen. Wir wollten zuerst einmal mit dem ersten Baby zurechtkommen, ehe wir das nächste schaukeln. Und das Waisenkind soll jetzt auch ein Baby sein, keinesfalls ein Zwei- oder Dreijähriges. Treasures Theorie lautet: Umwelt ist wichtiger als die Gene. Da sind wir nicht einer Meinung, für mich liegt alles in den Genen. Aber um des lieben Friedens willen ordne ich mich auch der Umwelttheorie unter. Also fangen wir ab Montag an, Aids-Adoptionszentren aufzusuchen. Oder wo auch immer die Regierung diese Kinder versteckt. Da gibt’s allerdings noch ein Problem: Treasure will kein Zulu-Kind. Zulu-Kinder findet man wie Sand am Meer,
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