killer country: thriller (German Edition)
wählte eine Nummer und hielt das Handy an sein Ohr. Mace streckte sich. Kippte den Stuhl nach hinten. Auf den Platz kam allmählich Bewegung, die Leute tauchten für ein spätes Frühstück oder ein frühes Mittagessen auf. Er hörte Pylon sagen: »Popo, mein Freund. Wir müssen reden.« Er beneidete Popo Dlamini nicht, von Pylon zur Rede gestellt zu werden. Mit dem Feind ins Bett zu steigen, war nichts, was Pylon schätzte.
Der mittägliche Kanonenschuss hallte durch die Straßen. Mace warf einen Blick auf seine Uhr, wie jedes Mal, wenn er den Schuss hörte. Automatisch, als wäre er programmiert. Man hörte die Kanone, man wusste genau, dass es jetzt zwölf Uhr mittags war, und trotzdem nahm man einen Uhrenvergleich vor.
Pylon klappte sein Handy zusammen. »Verdammte Kanone. Immer wenn sie losgeht, muss ich mich entschuldigen: Oh, tut mir leid, kannst du das noch mal sagen?« Er legte das Handy auf den Tisch zurück. »Ich treffe ihn. Morgen um zwölf. Auf seinem Golfplatz. Der auf der anderen Seite von Pollsmoor Prison. Kennst du den?«
»Hallo?«, entgegnete Mace. »Wir haben Klienten, die jetzt gerade dort im Hotel wohnen. Vielleicht frisst diese Immobiliengeschichte doch zu viel Zeit.«
»Soll das eine Kritik sein?«
»Wohl kaum. Ich betrachte das Ganze eher als Rettungsleine.«
Pylon sah ihn aus schmalen Augen an. »Könnte es tatsächlich werden.«
»Nur dass ich kein Geld hab. Außer auf den Caymans.«
»Vorschlag«, erwiderte Pylon. »Ich sichere dich mit fünfhundert Riesen ab.«
»Und welche Sicherheit soll ich dir bieten?«
»Na, die Caymans.«
Mace überlegte. »Warum nicht? Oder die Diamanten. Ich habe noch Diamanten.« Zwei- oder dreihunderttausend wert, von einem angolanischen Waffengeschäft, sicher verstaut in einem Schließfach.
»Wie auch immer.«
»Es gibt nur ein Problem: Oumou.«
»Das ist kein Problem. Du erklärst ihr einfach, dass ich es dir unter der Hand zur Verfügung stelle und zehn Prozent bekomme, wenn alles über die Bühne ist. Jesus, Maria und Josef, einfacher geht’s nicht.«
Mace sagte: »Ich werd’s ihr so verkaufen.«
»Warum nicht? He.« Er beugte sich zu Mace. »Heute Nachmittag treffe ich die Smits, die Weißen, die darauf warten, dass ihr Gewinn noch fetter wird. Wenn ich mich mit ihnen auf einen Deal einigen kann, der uns allen passt, dann haben wir das Kind geschaukelt. Am Montag fliegst du unseren Mann Klett ein, und die Sache ist in trockenen Tüchern. Während Obed Chocho dumm aus der Wäsche guckt.«
»Hoffentlich«, meinte Mace. »Jetzt müssen wir erst mal über einen Richter namens Telman Visser reden.«
»Den Namen kenne ich«, sagte Pylon.
»Klar. Er will für seine Eltern Sicherheit auf deren Farm.«
»So was machen wir nicht.«
»Hab ich ihm auch erklärt.«
»Und?«
»Jetzt will er unsere Einschätzung der Lage.«
»Wo ist das?«
»Keine Ahnung. Irgendwo da draußen.« Mace deutete hinter sich. »Man braucht sechs oder sieben Stunden bis dorthin. Ich hab ihm gesagt: Okay, für unser übliches Honorar kann ich es machen. Er meinte, fliegen sei besser.«
»Auf seine Kosten.«
»Natürlich. Ich hatte eigentlich daran gedacht, nächstes Wochenende mit Christa hinzufliegen. Um ihr mal was anderes zu bieten.«
»Mir fällt’s wieder ein.« Pylon schnalzte mit den Fingern. »Er ist der Richter, der Obed Chocho verurteilt hat.«
»Körperlich fitter Typ in einem schnittigen Rollstuhl?«
»Das weiß ich nicht. Ich erinnere mich nur, dass er ihn zu sechs Jahren verurteilt hat. Kamerad OC konnte es einfach nicht fassen.«
»Was? Obwohl er nur ein Zehntel davon absitzen muss?«
»Weil er überhaupt ins Kittchen gewandert ist. Kamerad Chocho hat nicht verstanden, wieso Betrug ein Problem sein soll. Kamerad Chocho ist nämlich der Meinung, dass man ihm persönlich verdammt viel für all das Leid während der zweihundert Jahre Kolonialismus und Apartheid schuldet.« Pylon trank seinen Dom Pedro aus. »Ein Richter, der einen so sympathischen Typ einbuchtet, kann nicht ganz schlecht sein.«
14
Spitz rauchte alle fünfundvierzig Minuten eine Menthol, drückte die Kippe im Aschenbecher aus und trank einen Schluck aus seiner Flasche mit Mineralwasser. Das Mineralwasser stand in einer Halterung über dem Lüftungsgitter der Klimaanlage, so dass es schön kühl blieb. In seinen Ohren sangen die Tindersticks ihre düsteren Hymnen und dämpften seinen Ärger über die lange Fahrt. Der Moment würde sicher kommen, an dem er eine Entschädigung
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