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killer country: thriller (German Edition)

killer country: thriller (German Edition)

Titel: killer country: thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Nicol
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eine harte Frau sein, aber wir müssen ihr Respekt zollen. Christliches Mitgefühl zeigen. Die ganze Familie, Telman.«
    »Es geht nicht«, sagte der Richter. »Nächstes Wochenende ist es unmöglich.« Er stellte sich vor, wie seinem Vater der Kamm schwoll.
    »Du bist Richter, Telman. Zu meiner Zeit bedeutete das noch was. Die Leute haben dich respektiert. Sie haben dir zugehört. Und du konntest das vermaledeite Gericht dazu bringen, einen Tag lang eine Pause einzulegen. Auch zwei Tage. Eine Woche. Wenn du wolltest.«
    »Nein, Pa«, entgegnete der Richter. »Hör mir zu. Ich kann dieses Wochenende nicht auf die Farm kommen.«
    »Nicht dieser Ton, Telman. Nicht mit mir. Ich will nichts von dir«, sagte Marius Visser. »Ich verlange nur etwas mehr Respekt.«
    Als Richter Telman Visser den Zorn in der Stimme seines Vaters hörte, entspannte er sich. Lächelte. Er hielt den Hörer nicht mehr so fest an sein Ohr gepresst und klopfte mit einem Finger spielerisch auf den Rand seines Whiskyglases. »Ich werde Betsy Niemand schreiben«, schlug er vor. »Und mit meinem Kondolenzbrief Blumen schicken.« Sein Vater fluchte. Das Fluchen war nicht mehr so gut zu hören, als Marius Visser die Hand auf die Sprechmuschel hielt. » Vervloekte seun. «
    Der Richter sagte auf Englisch: »Du wirst dieses Wochenende trotzdem Besuch bekommen.«
    »Was?«, fragte sein Vater. »Welchen Besuch?«
    »Einen Sicherheitsberater«, antwortete der Richter und wechselte in die Sprache seines Vaters. »Einen Mann namens Mace Bishop.«
    »Nein, Telman. Nicht dieses Wochenende. Das geht nicht. Mit all dem Trubel hier.«
    »Er kann im Gästecottage übernachten«, schlug der Richter vor.
    »Und was soll er essen?«
    »Was ist aus der sprichwörtlichen Gastfreundlichkeit der Farmer geworden? Einer mehr am Tisch macht doch keinen Unterschied.«
    »Er soll sein eigenes Essen mitbringen.«
    »Du musst mit ihm reden, Pa«, sagte Richter Visser. »Beschreib ihm alle Dinge, die in letzter Zeit passiert sind. Die Zäune, die eingerissen wurden. Er ist gut. Der Beste auf seinem Gebiet.«
    »Ein Engländer?«
    »Er spricht Englisch – ja.«
    »Bah.« Der Laut hallte im Ohr des Richters wider. »Was weiß ein Engländer schon von den Farmmorden?«
    Richter Visser wechselte wieder die Sprache. »Ich werde dir die genauen Details im Laufe der Woche mitteilen.«
    »Du sprichst zu viel Englisch«, klagte sein Vater. »Du klingst wie ein vermaledeiter Engländer.« Die Verbindung brach ab.
    Richter Telman Visser legte ebenfalls auf. Nippte an seinem Whisky. Er starrte durch sein Spiegelbild in die Nacht hinaus. Am unteren Ende der Einfahrt konnte er ein Licht aufblitzen sehen, als der Wind durch das Laub fuhr.
    Das Problem mit seinem Vater war, dachte er, dass er sein Vater war. Ein Problem, das ihn seit frühester Kindheit gequält hatte.
    Richter Visser drehte seinen Rollstuhl so, dass er der Hausbar gegenüberstand, und schenkte noch einmal zwei Finger breit in sein Glas. In seinem Arbeitszimmer wartete eine Akte über den Waffenskandal. Ein deprimierender Bericht über die Praktiken der Selbstbereicherung. Über die Habgier der Mächtigen. Und über die machiavellistische Tücke, mit der diese von Männern wie Rudi Klett geködert wurden. Rudi Klett konnte vermutlich viele Geschichten über die schlimmsten Eigenschaften der Menschen erzählen. Vielleicht hätte er dem eifrigen jungen Trainer vorschlagen sollen, zusammen essen zu gehen. Um die schöneren Seiten des menschlichen Wesens zu genießen und einen angenehmen Abend zu verbringen, der vielleicht weitere Türen geöffnet hätte.
    Sein Telefon klingelte, und einen Moment lang überlegte er, ob das noch mal sein Vater war. Unwahrscheinlich. Den alten Mann plagte kein schlechtes Gewissen. Er dachte daran, den Anrufbeantworter die Sache erledigen zu lassen. Mit jemand anderem als dem eifrigen jungen Trainer zu sprechen, schien ihm zu anstrengend zu sein.
    Beim sechsten Klingeln hob er dennoch ab.
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung war weiblich. Gepflegt, entschlossen, sofort wiederzuerkennen. Sie sagte: »Hier spricht Sheemina February, Richter Visser. Obed Chocho ist mein Mandant.«
    »Ist mir bekannt«, erwiderte er.
    Seit sie das letzte Mal miteinander gesprochen hatten, war es ihm gelungen, einiges über Sheemina February in Erfahrung zu bringen. Dass sie einmal die muslimische Organisation People Against Gangsters and Drugsvertreten hatte. Dass sie ein umstrittenes Bauprojekt in der Stadt blockiert

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