killer country: thriller (German Edition)
ließ ihn los und rollte die Rampe hinauf in sein Auto. Er warf die Sporttasche auf den Beifahrersitz und betätigte erneut die Fernbedienung, um die Rampe einzuziehen und die Tür zu schließen. Sein Rollstuhl wurde hinter dem Lenkrad in Position gebracht, und der Richter drückte auf einen Knopf, um das Seitenfenster herunterzulassen. Draußen wartete der Trainer, um sich von ihm zu verabschieden.
»Mögen Sie Kudu?«, wollte der Richter wissen. »Manchmal erlegen wir einen auf der Farm. Frisches Kudu ist besser als jedes andere Fleisch. Vielleicht hätten Sie ja Lust, mich auf die Farm zu begleiten? Um mal wegzukommen? Für ein paar Tage, wenn ich wieder hinfahre?«
»Oh, wow«, sagte der Trainer.
Manchmal kam er dem Richter eher wie ein Junge vor. Ein Junge, der noch eine ungebremste Begeisterung für das Leben hatte.
»Das wär cool.«
»Gut. Beim nächsten Mal, wenn ich hinfahre«, schlug der Richter vor. »Sagen wir, in einem Monat?«
»Fantastisch«, erwiderte der Trainer. »Lassen Sie es mich wissen. Ich nehme mir dann ein paar Tage frei.«
Der Richter lächelte, als er davonfuhr. Das würden unterhaltsame Tage werden.
Zu Hause rief er mit einem großen Scotch in der Hand seinen Vater an. Der alte Mann klang gestresst.
»Ich hab es gerade erst erfahren«, sagte er. »Niemand ist tot. Verbrannt, dieser törichte Kerl.«
»Was?«, fragte der Richter. »Der alte Jan?«
»Ich kenne keinen anderen, der auf den Namen Niemand hört«, erwiderte Marius Visser.
»Verbrannt.« Der Richter trank einen Schluck Scotch.
»Sprich Afrikaans. Hab ich doch gerade gesagt. In seiner Kanzlei.«
»Wann?« Der Richter wechselte in seine Muttersprache.
»Freitagnacht.«
»Grundgütiger«, murmelte der Richter.
»Hör mit diesem blasphemischen Gerede auf«, schimpfte Marius Visser. Doch der Richter hatte nicht vor, sich zu entschuldigen. Nach einer Weile sprach sein Vater weiter. »Du weißt, dass sie ihn rausgeworfen hat, seine grauenvolle Frau. Betsy wollte, dass er seine Zigarren draußen raucht und nicht im Haus. Nicht im Schlafzimmer. Nicht im Bett. Vor einem Monat war er ausgezogen, hat er mir erzählt. Zum Teufel mit dieser Frau, hat er gesagt. Wenn er rauchen will, dann raucht er. Basta.«
»Das wusste ich nicht«, meinte der Richter. »Das hast du mir nicht erzählt.«
»Warum sollte ich? Ich erzähl es auch jetzt nur, weil er tot ist. Der Narr.«
»Und Betsy?«
»Ich hab sie angerufen. Sie hat weder gesprochen noch geweint. Ich kann mit niemandem telefonieren, der nicht antwortet. Die Kinder sind bei ihr. Mit denen kann ich auch nicht reden, die heulen die ganze Zeit. Die Töchter und der Sohn. Was für eine Katastrophe.«
Die Kinder, dachte der Richter, waren in seinem Alter. Die jüngste Tochter wahrscheinlich Mitte vierzig. Beide Töchter hatten Farmer geheiratet. Der Sohn war Anwalt in einer anderen Kleinstadt.
»Früher«, fuhr sein Vater fort, »wär die Feuerwehr angerückt. Hätte wahrscheinlich das Haus und Jan gerettet. Aber diesmal sprang der Motor nicht an. Diese vermaledeiten Darkies . Wenn man ihnen einen Bleistift gibt, zerbrechen sie ihn. Was sollen sie da mit einem Feuerwehrauto anfangen?«
Richter Visser unterbrach ihn. »Jan war …«
»Getoastet«, sagte sein Vater. »Das Wort hab ich aus dem Fernsehen. Für unsereins: verbranntes Fleisch. Es war ein loderndes Inferno, Telman. Alles stand in Flammen. Seine ganzen Papiere. Mein vermaledeites Testament. Die Farmpapiere. Verflixt – alles! Niemand konnte das Gebäude betreten, so heftig tobte das Feuer.«
»Grundgütiger«, sagte der Richter.
»Telman, bitte«, tadelte Marius Visser. »Nicht den Namen des Herrn.«
Der Richter starrte auf sein Spiegelbild in der Fensterscheibe. Der Garten lag jetzt im Dunklen. Ein Mann in einem Rollstuhl, ein Telefon am Ohr, ein Glas Scotch in der rechten Hand. Er fand den Anblick verstörend. Er machte ihn regelrecht wütend. Wütend auf ihn selbst. Wütend auf seinen Vater.
Dieser erzählte gerade, dass die Beerdigung am Freitag stattfinden würde. Vielleicht wäre es gut, wenn er käme.
»Ich hab keine Zeit«, erklärte der Richter. »Ich bin Mitglied einer Kommission.«
»Welcher Kommission?«, wollte Marius Visser wissen.
»Egal. Es ist dieser Skandal um die Waffengeschäfte. Die ganze Woche über gibt es Anhörungen.«
»Ich hab auch nicht erwartet, dass du kommst.« Was für Richter Visser das Gegenteil bedeutete. »Aber vielleicht am Wochenende.« Er hielt inne. »Betsy Niemand mag
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