killer country: thriller (German Edition)
lassen, und aus Versehen oder absichtlich habe bei dieser Gelegenheit auch Lindiwe dran glauben müssen. Was wiederum Lindiwes Familie auf den Plan rufe, die das Ganze als die Rache eines eifersüchtigen Ehemanns verstehen und eine Entschädigung verlangen würde. Aber Obed Chocho sei ein Mann, der immer und überall einen Ausweg finde, und so würde er auch mit dieser Situation fertigwerden. Das sei alles absolut einleuchtend. Warum sonst, meinte Pylon, hätten sich die Smits auf Chochos Seite geschlagen? Warum hätte die Polizei die Akte über die Morde an Popo und Lindiwe geschlossen? Warum sei eine 22er-Pistole in beiden Fällen benutzt worden, wenn es sich nicht um denselben Attentäter handle? Das Kaliber sei nicht das, was ein gewöhnlicher Straßengangster verwende.
»Das erklärt noch nicht«, meinte Mace, »woher der Attentäter wusste, welcher Mann Rudi Klett ist.«
»Vielleicht musste er das auch gar nicht wissen«, sagte Pylon. »Vielleicht musste er nur wissen, wie du aussiehst.«
»Okay. Aber es ist reine Spekulation, dass jemand wusste, wohin ich fliege. Und mit wem ich zurückkomme.«
»Ja, das ist es«, sagte Pylon. »Dieses Glied in meiner Kette fehlt noch.« Er trat ans Fenster. Tami war nicht mehr im Hinterhof. »Ich hab gehört, dass Obed Chocho vorzeitig entlassen wurde. Der lacht sich doch kaputt. Der wird sein Angebot schneller auf den Tisch legen, als der Notar die Seiten abstempeln kann.«
Mace dachte: So viel zu meinem Millionen-Rand-Notgroschen.
»Mich ärgert maßlos, dass ich nicht weiß, wie man Chocho drankriegen soll.«
»Besorg dir eine Liste seiner Handyanrufe.«
»Daran hab ich auch gedacht.«
»Und?«
»Ist in Arbeit.«
»Bewache Rudi Klett.«
»Das werd ich«, sagte Pylon. »Und zwar auf der Stelle. Kommst du mit?«
Mace schüttelte den Kopf. »Ich hab noch einiges zu erledigen. Unter anderem ein neues Handy besorgen. Und schwimmen gehen.«
35
Obed Chocho schlug mit der flachen Hand auf die Zeitung. Hielt sie Spitz entgegen. Dieser musterte Sheemina February von Kopf bis Fuß. Die Frau sah so atemberaubend aus, wie ihre Stimme geklungen hatte. Sie erwiderte seinen Blick ungerührt.
»Er ist nicht tot.«
Spitz nahm die Zeitung und las den Bericht über Wolfgang Schneiders kritischen Zustand.
»Wird es aber bald sein.«
»Stimmt. Das wird er«, erwiderte Obed Chocho. »Weil Sie hingehen und seinen Tod sicherstellen.«
»Besser zu warten.«
»Warten!« Obed Chocho blickte von Sheemina February zu Manga und dann zu Spitz. Sheemina Februarys Lippen zuckten hämisch, was als ein Lächeln interpretiert werden konnte. Manga schien an einer sauren Zitrone zu saugen, so zusammengezogen wirkte seine Miene. Spitz hingegen völlig gelassen. Er legte die Zeitung auf einen Stuhl, als ob das alles nichts Besonderes wäre. Als ob er nicht gerade mit dem Mann sprach, dessen Frau er erschossen hatte. Aus Obed Chocho platzte es erneut heraus. »Warten? Was meinen Sie mit warten?«
Spitz trat einen Schritt zurück, um nicht von Obed Chochos sprühendem Speichel getroffen zu werden. »Heute oder morgen wird er seinen Verletzungen erliegen.«
»Oh, prima, Brother, ganz prima. Und Sie hängen hier herum und trinken mein Bier, während Sie gemütlich abwarten. Erholen Sie sich ruhig. Schwimmen Sie eine Runde. Bitten Sie die Bediensteten, Ihnen einen Teller mit Chicken Nuggets zu bringen. Genießen Sie Ihre Zeit bei mir. Wirklich.«
Spitz fragte sich, warum er sich hatte überreden lassen hierherzukommen. Zu einem Kerl wie Obed Chocho. Zu jemandem, der so gestört war wie dieser Mann. Der schon in Schweiß ausbrach, wenn es noch gar nicht heiß war. Wenn stattdessen der Wind blies.
»Sollte er heute Nachmittag noch am Leben sein«, sagte Obed Chocho, »will ich, dass Sie ihn töten.«
»Das dürfte schwierig werden«, meinte Spitz. Er bemerkte Mangas besorgtes Stirnrunzeln und Sheemina Februarys hin und her wandernde Augen. »So was geht gegen meine übliche Vorgehensweise.«
»He, Brother«, entgegnete Chocho. »Hab ich Sie richtig verstanden? Es geht gegen Ihre übliche Vorgehensweise? Abdrücken – ist das Ihre übliche Vorgehensweise? Ganz prima, dann machen Sie eben das.«
»Nein«, entgegnete Spitz. »Nicht in einem Krankenhaus. Zu gefährlich.«
»Haben Sie Angst?«
»Selbstverständlich.«
»Der große Spitz-the-Trigger hat Angst?«
»Ich erklär es Ihnen. Wenn ich in einer solchen Situation erwischt werde, sind Sie auch dran«, sagte Spitz. »Das Erste, was ich
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